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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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nicht gut, wenn man
einigermaßen bekannt ist. Sein Ruf hatte damals ziemlich
gelitten.
    »Dabei bin ich
auf Ihren Namen gestoßen, Herr Tickmann.« Ihr Kopf
ruckte hoch und sie musterte ihn mit tränenverschleiertem
Blick.
    »Und jetzt
befürchten Sie, dass da ein Zusammenhang besteht, und dass ich
das nächste Opfer sein könnte?« Tickmann nippte an
seinem Silvaner.
    Frau Heiger-Burbach
wich seinem bohrenden Blick aus. Sie schaute hinauf zur Decke, die
von massiven, dunkel gebeizten Holzbalken gestützt wurde.
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«,
flüsterte sie kaum hörbar. »Jedenfalls setze ich
nicht sehr viel Vertrauen in die Arbeit der Polizei. Und ich bin
sehr, sehr wachsam.« Sie seufzte.
    »Ihr Mann war
mein Anwalt, als ich mich scheiden ließ«, sagte
Tickmann. Er umklammerte den Stiel des Weinglases fester.
Weiß traten die Knöchel seiner Finger unter der Haut
hervor. Seine Kieferknochen mahlten.
    »Deshalb habe
ich Sie hergebeten, Herr Tickmann.«
    Der Regisseur war
überrascht. Diese Heiger-Burbach war nicht zu
unterschätzen. Hochintelligent, elegant und geheimnisvoll. Und
bildhübsch, ja, begehrenswert.
    »Ich will Sie
warnen, Herr Tickmann. Mein Bruder arbeitete für Sie. Mein
Mann ebenfalls. Wann sind Sie dran?« Ihre Stimme hatte einen
schneidenden Unterton bekommen. Dann bestellte sie die Rechnung.
Sie hatte ihre Botschaft überbracht.
    »Ich lade Sie
ein«, beeilte sich Tickmann zu sagen. Damit leerte er sein
Weinglas, winkte dem Kellner und zückte die Geldbörse.
Plötzlich schien er es eilig zu haben.
    Nachdem er sich hastig
verabschiedet und das Lokal verlassen hatte, stahl sich ein feines
Lächeln auf Michaela Heiger-Burbachs Lippen. Es lief
gut…
    * * *
    Es hatte sich als
unmögliches Unterfangen herausgestellt, einen Parkplatz in der
Siegesstraße zu finden.
    Jetzt parkte der
Käfer in der Winterstraße, einer kleinen
Seitenstraße, die steil bergan zur Schlossstraße
führte. Den Weg zurück zum Gymnasium Siegesstraße
legte Stefan zu Fuß zurück. Die Schüler hatten
Schulschluss und stürmten aus dem Backsteingebäude.
Linkerhand rauschte auf den Bahngleisen ein Zug in Richtung
Elberfeld und sekundenlang übertönte der Lärm des
Zuges alle anderen Geräusche der Stadt.
    Im Hintergrund
schälten sich die sanften Hügel der Hardt samt
Bismarckturm aus dem großstädtischen Dunst. Auf der
anderen Seite der Bahngleise erkannte er die Maschinenfabrik der
Gebrüder Meyer. Stefan atmete tief durch, bevor er die Stufen
erklomm, die in das Schulgebäude führten. Ein kunstvoll verziertes
Portal führte in das Innere der Schule. Zu seiner Linken wies
eine silberne Tafel darauf hin, dass es sich hier um das
Städt. Gymnasium Siegesstr. handelte.
    Stefan kannte genug
Leute, die hier ihr Abitur gemacht hatten - mit mehr oder weniger
Erfolg. Auch Peer Finke hatte einst hier die Schulbank
gedrückt, wenn er sich recht erinnerte.
    Ausgetretene
Steinstufen führten nach oben. Es roch nach Bohnerwachs,
Tinte, nach Kaugummi und Papier. Dieser typische Schulmief rief
einige Erinnerungen in Stefan wach. Er fragte drei junge, kichernde
Mädchen nach dem Weg zum Sekretariat.
    Eine Sekretärin
älteren Semesters verrichte hier ihren Dienst. Sie trug ein
pinkfarbenes Kostüm - es musste aus den Siebzigern stammen -
und war untersetzt. Die grauen Haare trug sie in einem Dutt. Ihre
lange, spitze Nase und das fliehende Kinn erinnerten an das Gesicht
einer Krähe. Als Stefan ihre heiligen Hallen betrat, blickte
sie etwas irritiert auf den Besucher, der sich als Stefan Seiler
von der Wupperwelle vorstellte. Prompt rückte sie ihre Brille
zurecht und blinzelte mit den stahlblauen Augen. Ihre ergrauten
Haare schimmerten im Sonnenlicht, das durch das hohe Fenster ins
Sekretariat der Schule fiel.
    »Radio?«,
fragte sie. »Was kann ich für Sie tun?« Sie
betrachtete Stefan kalt und lauernd.
    Eine unsympathische
Person, die sich offenbar im täglichen Umgang mit den
Schülern eine raue Schale zugelegt hatte. Trotzdem blieb
Stefan freundlich. »Es geht um einen Lehrer, der hier
unterrichtet.« Er lächelte unverbindlich. »Ich
suche Herrn Hansjürgen Jochims.«
    »Da sind Sie
heute schon der zweite. Die Polizei war auch schon da. Vor Ihnen,
junger Mann.« Die Krähe zuckte und lächelte ihn
etwas überheblich an. »Wie dem auch sei«,
fuhr sie dann
schnippisch fort, »den werden Sie hier nicht mehr finden,
junger Mann.« Sie lächelte sarkastisch. »Sie sind
zu spät.«
    »Ist er versetzt
worden?« Stefan

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