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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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hat
Spätschicht.« Dann blickte er Bock an.
»Außerdem richtet sie heute das Casting in der Villa
Media aus. Ich glaube nicht, dass sie Zeit hat, um …«
Er brach lächelnd ab.
    Jupp Bock ließ
sich von Eckhardt einen Zettel und einen Stift geben und kritzelte
eine Nummer darauf. »Sie soll mich mal anrufen, wenn Sie da
ist. Es geht um eine Festnahme im Mordfall Tim
Heiger.«
    Eckhardt blickte ihn
fragend an.
    »Ihre Reporterin
war mit der verdächtigen Person unmittelbar vor der Festnahme
zusammen. Da besteht Klärungsbedarf.« Jetzt folgte er
seinem Vorgesetzten. In der offenen Tür wandte er sich noch
ein letztes Mal um. »Zu Hause haben wir sie nicht
angetroffen.« Dann zog er die Tür hinter sich
zu.
    Eckhardt nippte
nachdenklich an seinem Kaffee und starrte auf die verschlossene
Bürotür, durch die die beide Beamten eben verschwunden
waren. Was hatte Heike Göbel ihm da nur wieder für ein Ei
ins Nest gelegt?
    * * *
    Heike hatte es nicht
leicht an diesem Morgen.
    Ihr Schädel
dröhnte, der Magen rebellierte und sie fühlte sich gar
nicht gut. Mit einem Stöhnen auf den Lippen erhob sie sich.
Die Sonne drang durch die Spalten der Lamellenvorhänge im
Schlafzimmer. Ein Blick auf den Wecker verriet ihr, dass es kurz
nach neun Uhr war. Heute sollte das Casting stattfinden.
    »Oh nein«,
stöhnte sie. »Wie soll ich das bloß
überstehen? Sie blickte sich im Bett um. Die andere
Betthälfte war zerwühlt, aber verlassen. Dann hörte
sie Stefan in der Küche herumhantieren.
    Schwerfällig
stand sie auf. Bloß nicht zu schnell bewegen, mahnte sie
sich. Der erste Weg führte ins Bad. Als sie ihr Gesicht im
Spiegel betrachtete, erschrak sie. Dunkle Ringe unter den Augen
kündeten von der durchzechten Nacht mit Henrike Jochims. Sie
verschwand unter der Dusche und machte Wechselbäder mit
heißem und kaltem Wasser, um ihren Kreislauf in Schwung zu
bringen. Unter den prasselnden Wasserstrahlen kehrten die
Lebensgeister in ihren Körper zurück.
    Halbwegs munter betrat
sie die Küche. Stefan hatte das Radio eingeschaltet -
natürlich lief das Programm der Wupperwelle - und sang laut
aber falsch mit. Den Frühstückstisch hatte er bereits
gedeckt. Es duftete nach geröstetem Toast und frischem
Kaffee.
    »Guten Morgen,
mein Liebling«, begrüßte er sie, sichtlich
erfreut, als sie im Türrahmen stand, nur mit seinem viel
zu großen
Morgenmantel bekleidet. Er kam auf sie zu, schloss sie in die Arme
und küsste sie. »Na«, sagte er, nachdem sich ihre
Lippen voneinander gelöst hatten. »Wieder unter den
Lebenden?«
    Sie schüttelte
den Kopf.
    »Du solltest
öfters trainieren, bevor du dich in eine solche Trinkorgie
begibst«, riet er ihr lächelnd und rückte ihr einen
Küchenstuhl zurecht.
    »Nicht so
laut«, bat sie. Ihr Schädel brummte.
    Er drehte das Radio
leiser.
    »Ich bin
wirklich nichts gewöhnt.« Heike löste sich von ihm
und ließ sich am Küchentisch nieder. Sie stützte
den Kopf in die Hände und blickte ins Leere. »So viel
war das doch gar nicht…«
    »Kaffee?«
    Ein zaghaftes Nicken.
»Mein Gott… so viel Wein habe ich eigentlich gar nicht
getrunken.«
    »Was war denn da
gestern los?« Er schenkte Kaffee ein und ließ sich ihr
gegenüber nieder. Der Toaster spuckte zwei geröstete
Brotscheiben aus. Er reichte ihr einen Toast, nahm sich den zweiten
und schmierte Marmelade darauf. »Nun erzähl
mal.«
    Sie griff nach dem
Kaffee, pustete in die Tasse und trank. Dann blickte sie zu ihm
hinüber. »Im Wein liegt ja bekanntlich die Wahrheit. Und
je mehr Henrike Jochims trank, desto mehr Wahrheit kam ans Licht.
Der Knaller ist, dass sie behauptet, ihr Mann hätte keinen
Selbstmord begangen.«
    »Das würde
bedeuten, dass …« Stefan konnte es nicht
glauben.
    »Dass jemand
nachgeholfen hat, ja«, vollendete Heike den von ihm
begonnenen Satz. »Sie glaubt nicht, dass er so labil war,
sich das Leben zu nehmen, nur, weil sie einen Liebhaber
hatte.«
    »Wie ist er denn
gestorben?« Stefan biss in seinen Toast.
    »Angeblich an
einer Überdosis
Schlaftabletten.«         
    »Warum
angeblich?«
    »Wie Henrike
Jochims mir erzählte, verfügte ihr Mann über einen
äußerst gesunden Schlaf. Sie übrigens auch. Im
Hause der Jochims gab es infolgedessen keine
Schlaftabletten.«
    »Die kann man
sich aber in jeder Apotheke besorgen«, entgegnete Stefan
kauend. »Wer die Absicht hat, sich selbst zu töten,
wählt häufig die sanfte Methode des Einschlafens. Und
Schlaftabletten fallen nicht unter das

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