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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Hansjürgen
war ein Arbeitstier, ein Lehrer durch und durch. Meine Interessen
kamen ständig zu kurz.« Sie lachte kurz auf. »Kein
Wunder, dass ich mich anders orientierte.«
    Es klang ein wenig wie
eine Entschuldigung, fand Heike, sagte aber nichts und ließ
die Dame reden.
    »Er hatte nur
die Schule im Kopf, verbot mir sogar zu arbeiten. Also wurde mir
langweilig. Ich suchte die Liebe eines Mannes. Und ich fand
sie.«
    »In Gestalt von
Tim Heiger, dem berühmten Schauspieler.«
    »Ja.« Sie
lachte. »Ich war verliebt wie ein Teenager. Schrieb ihm
Briefe, schickte ein Foto. So erfuhr er, dass ich in Wuppertal
wohne. In der Stadt, in der auch seine Schwester
lebt.«
    »Haben Sie seine
Familie kennen gelernt?«
    »Nein, unser
Verhältnis war streng geheim. Stellen Sie sich einmal vor, die
Lehrerfrau und der Filmstar … unmöglich. Ich wäre
die Presse nicht mehr losgeworden und Tim wäre aus den
negativen Schlagzeilen wohl nie mehr herausgekommen. Wir haben
alles daran gesetzt, unsere Liebe geheim zu
halten.«
    »Erfolgreich,
wie man weiß.«
    Henrike Jochims Kopf
ruckte hoch. »Woher wissen Sie eigentlich von unserem
Verhältnis?«
    »Haben Sie es
abgestritten?«, konterte Heike mit einer
Gegenfrage.
    »Nein,
natürlich nicht…« Die junge Witwe blickte
betreten zu Boden. »Vielleicht hätte ich
…«
    »Nein,
sinnlos.«
    »Also - woher
wussten Sie von uns?«
    »Verraten Sie
Ihre Informationsquellen?« Heike schüttelte den Kopf.
»Ich niemals. Ich weiß davon, und wenn es Sie beruhigt,
kann ich Ihnen einen Vorschlag machen.«
    »Bitte.«
Henrike Jochims blickte sie erwartungsvoll an.
    »Ich werde
nichts von Ihrem Verhältnis über den Sender gehen lassen.
Nichts, kein Sterbenswort. Und Sie sind offen zu mir und
erzählen, was zwischen Ihnen und Heiger wirklich
war.«
    »Das ist
Erpressung«, stellte die Witwe fest. Prompt sammelten sich
wieder Tränen in ihren Augen. Die schmalen Schultern zuckten,
dann putzte sie sich erneut die Nase und schnäuzte
vernehmlich. »Entschuldigung«, murmelte sie
leise.
    »Schon
gut«, nickte Heike. »Hören Sie
…«
    Henrike Jochims Kopf
ruckte hoch. »Was wollen Sie?«
    »Ich will den
Mörder finden. Nicht mehr und nicht weniger. Also - bitte
helfen Sie mir dabei.« Heike lächelte ihr aufmunternd
zu.
    »Also gut. Sie
werden die ganze Geschichte erfahren.« Henrike Jochims
ergriff wieder das Weinglas, lehnte sich zurück und prostete
Heike zu. »Wohlsein.«
    Heike nickte. Das kann
ja heiter werden, dachte sie und ergriff ebenfalls das Weinglas.
»Wohlsein.«
    * * *
    »Heike, Schatz,
du bist ja … entschuldige, du bist ja
sternhagelvoll.«         
    Stefan hatte sich
gewundert, als am Abend ein Taxi vor seinem Haus in der
Marienstraße gehalten hatte und Heike mit etwas wankendem
Schritt ausgestiegen war. Er lehnte lässig im Türrahmen, als
Heike im Treppenhaus erschien. Ihre Augen waren gerötet, die
kurzen, blonden Haare wirr. Als sie ihn begrüßte, sprach
sie mit schwerer Stimme.
    »Na, komm erst
mal rein.« Stefan zog sie vom Flur in die Wohnung und schloss
die Tür.
    »Ess war
… für den guten Ssweck …« Heike hielt ihm
protestierend den erhobenen Zeigefinger entgegen. »Ich musste
trinken, um etwas zu … erfff… erfahren.« Sie
unterdrückte -einen Hicks, murmelte eine Entschuldigung und
presste sich an seine breite Brust. Stefan roch ihre
Fahne.
    »Wein«,
stellte er fest. »Du hast Wein getrunken.«
    »Ja
…« Sie nickte und drückte ihr Gesicht fester an
seinen; Oberkörper. »Musste ich. Um mehr zu wissen als
andere.«
    »Du armes,
aufopferungsvolles Wesen.« Stefan strich ihr über den
Kopf und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Komm, ich
bring dich erst mal ins Bett.« Er drückte sie in
Richtung Schlafzimmer.
    »Männer
sind Schweine«, trällerte Heike plötzlich und
kicherte über den tieferen Sinn ihrer Interpretation des
Songs., »Und so was nenne ich undankbar«, brummte
Stefan, bugsierte sie aufs Bett und machte sich daran, sie zu
entkleiden.
    Als sie in Slip und BH
vor ihm auf dem Futon saß, blickte sie ihn ernst an.
»Stefan Seiler«, sagte sie mit schwerer Zunge.
»Ich libbe dich.«
    »Ja, ich liebe
dich auch«, erwiderte er und schüttelte ihr, das
Kopfkissen auf.« Dann setzte er sich zu ihr auf die Bettkante
und streichelte ihr durch das erhitzte Gesicht.»Darf man
erfahren, was du alles herausbekommen hast?«
    »Ja, darf
man.« Sie nickte, grunzte etwas Unverständliches und
schüttelte den Kopf. »Ich war bei Henrike Jochims.

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