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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Lars Gemmering zusammen und das schon seit fast
zwei Jahren.
    Sie warf schwungvoll
das lange Haar zurück und trank von ihrem Kakao. »Darf
man erfahren, was dir diesmal missglückt ist, Gernot?«
Sie mochte ihn nicht sonderlich und hatte eigentlich nicht
vorgehabt, sich mit ihm zu treffen. Nur der fast ängstliche
Unterton in seiner Stimme, als er sie angerufen hatte, hatte sie
dazu bewegt, dem Treffen am Laurentiusplatz in Elberfeld
zuzustimmen. Irgendjemand hatte mal geschrieben, dass hier,
zwischen dem Ölberg, der Luisenstraße und dem
Laurentiusplatz, das Herz der Wuppertaler Altstadt
schlage.
    Sie beobachtete ihn.
Er war fertig, ein nervliches Wrack, wich ihren Blicken aus und
schaute sich immer wieder gehetzt um, so als würde er
fürchten, verfolgt zu werden. Immer wieder spielte er mit der
Speisekarte herum.
    »Du weißt,
dass ich dich liebe«, sagte er schließlich leise. Er
beugte sich weit zu ihr herüber. »Nie hast du mich
gemocht, das weiß ich.«
    »Und?« Sie
wirkte gelangweilt und betrachtete das geschäftige Treiben in
der Friedrich-Ebert-Straße. »Ich mag dich eben
nicht.«
    »Genau. Du hast
ja deinen Lars. Doch damit kann ich nicht leben. Ich hasse ihn,
hasse seine überhebliche Art, hasse, wie er dich
behandelt.«
    »Was willst du
von mir hören?«, seufzte sie.
    »Nichts. Ich
will nur, dass du mir zuhörst.« Er schlug mit der
flachen Hand auf den Klapptisch. Die Tassen auf dem Tisch
vollführten einen Hüpfer und die Personen am Nebentisch
blickten kopfschüttelnd zu ihnen herüber. Am liebsten
wäre Kathrin im Boden versunken. Sie fand diesen Bemberg
einfach nur unmöglich. Sie erinnerte sich an einen
Samstagabend im Butan, als er dort aufgetaucht war. Sie war mit
Lars dort gewesen, um ein paar Freunde zu treffen, um ein paar
Stunden Spaß zu haben. Und dann war Bemberg auf der
Bildfläche erschienen, völlig betrunken. Er hatte sie
angebaggert, hatte Gemmering einen Loser genannt, einen arroganten
Taugenichts. Beinahe wäre es zwischen den Männern zu
einer Prügelei gekommen. Nichts als Ärger hatte sie mit
diesem Gernot Bemberg.
    »Benimm dich,
verdammt noch mal«, zischte Kathrin ihm zu. »Sag mir,
was du zu sagen hast, und dann mach, dass du weg
kommst.«
    »Ich bin etwas
über mein Ziel hinaus geschossen«, flüsterte er
nun. »Ich habe mich in die Sache hineingesteigert und jetzt
stecke ich mit dem Kopf in der Schlinge.« Er wedelte mit
einer Zeitung, der WZ, die er mitgebracht hatte, und schlug den
Lokalteil von Wuppertal auf.
    »Selbst Schuld,
du Psychopath«, erwiderte Kathrin leise.
    »Kathrin, ich
liebe dich.« Er sprach, ohne sie anzublicken, schien in die
Zeitung versunken zu sein.
    »Deine
Botschaft«, erinnerte sie ihn ungerührt und blickte
demonstrativ auf ihre Armbanduhr. »Spuck sie aus und hau
ab.«
    Er nickte,
öffnete den Mund, wollte reden, doch kein Laut kam über
seine Lippen. Bemberg brach ab, kratzte sich am Kinnbart und
schüttelte den Kopf. »Nein … ich hätte es
nie tun sollen.«
    »Was denn,
Gernot?« Sie stöhnte gequält.
    »Ich habe ihn
auf den Gewissen«, wisperte er tonlos und blickte betroffen
zu Boden.
    Kathrin verstand
nicht. »Was? Wen hast du auf dem Gewissen? Was erzählst
du mir hier für einen Scheiß?«
    »Kein
Scheiß«, erwiderte er leise und nestelte an der
Speisekarte herum, die vor ihm lag. Er vertrieb damit eine Wespe,
die sich soeben an seinem Kakao gut tun wollte. »Ich habe ihn
aus dem Weg räumen wollen, weil ich dich liebe, weil ich dich
für mich haben will.« Die Zeitung hatte er jetzt auf dem kleinen,
runden Tisch ausgebreitet und strich sie sorgfältig
glatt.
    Dabei sah Kathrin,
dass seine Hände zitterten. »Spinnst du jetzt
total?« Sie rüttelte an seinem Unterarm. »Wovon
redest du, Mann?«
    Sein Kopf ruckte hoch.
Das Gesicht war zu einer starren Maske geworden.
»Hier«, murmelte er tonlos und tippte auf einen Artikel
in der WZ. Ein Foto zeigte den Drehort des Filmteams an der
Ohligsmühle. Wer hat es auf das Filmprojekt abgesehen?,
titelte der Redakteur in einer fetten Schlagzeile.
    »Das war
ich.«
    Jetzt war es also
raus. Bemberg kaute auf der Unterlippe, fuhr sich durch die kurzen,
dunklen Haare. »Ich habe auf deinen Freund
geschossen.«
    Kathrin Jungmann war
sprachlos. Sie brauchte einige Momente, um zu sehen, dass dieser
Irre vor ihr die Wahrheit sagte. »Du spinnst«,
flüsterte sie dann. Fassungslos schüttelte sie den Kopf,
bevor sie in Tränen ausbrach. Dann ruckte ihre Hand hoch, sie
schlug ihm ins Gesicht,

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