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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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sodass sich alle fünf Finger rot auf
seiner Wange abzeichneten.
    Damit hatte er sicher
nicht gerechnet.
    * * *
    Die Tür flog auf,
knallte an die dahinter liegende Wand und pendelte zurück. Auf
das Anklopfen hatte sie verzichtet. Entsprechend verdutzt war die
Reaktion, als Heike im Büro der Wuppertaler Mordkommission
auftauchte. Es gab drei Schreibtische, die allesamt verwaist waren.
Nur eine Mitarbeiterin befand sich in dem Raum. Sie blickt
erstaunt, als Heike sich im Büro aufbaute.
    »Sie
wünschen bitte?«, fragte sie, nachdem sie die Sprache
wiedergefunden hatte, und beschäftigte sich weiter
damit, einen
verkümmerten Gummibaum zu gießen. Zu spät, wie
Heike fand.
    »Göbel mein
Name, Heike Göbel, von der Wupperwelle. Ich muss Kommissar
Ulbricht sprechen. Er soll seinen Schüler
zurückpfeifen.«
    Die
Hobbygärtnerin stellte die Gießkanne auf das
Fensterbrett und rang sich ein Lächeln ab. »Das tut mir
sehr Leid, aber der Herr Kommissar führt ein Verhör
durch.«
    »Ich nehme auch
den Herrn Bock persönlich«, entgegnete Heike.
    »Der ist in
einer Be…«
    »Dann holen Sie
ihn raus aus der Besprechung«, forderte Heike sie
unbeeindruckt auf. »Meine Zeit ist sehr
knapp.«
    Die Beamtin nickte
etwas verdattert, verließ das Büro und kehrte eine
Minute später zurück. Sie hatte Bock im
Schlepptau.
    Er musterte sie
fragend. »So aufgeregt, Frau Göbel?«
    »Ja, ich habe
nicht viel Zeit und will wissen, was Sie heute Morgen von mir
wollten.«
    »Wie Sie sich
vielleicht denken können, geht es um die Verhaftung von Frau
Jochims. Sie steht unter Mordverdacht. Und wie wir erfahren haben,
waren Sie gestern Abend noch bei ihr.« Bock führte sie
zu einem Schreibtisch und bot ihr einen Stuhl an.
    Heike schüttelte
den Kopf. Sie zog es vor, stehen zu bleiben. »Stehe ich
deshalb auch unter Mordverdacht?«, fragte sie
provozierend.
    Bock hob abwehrend die
Hände. »Aber, aber, Frau Göbel. So schnell wird
auch bei uns nicht scharf geschossen.«
    Heike fand ihn
unsympathisch. Er war ihr zu glatt, zu ölig. Da war ihr der
etwas kauzige Kommissar Verdammt doch lieber. »Dann lassen
Sie mich einfach unbehelligt meinen Job machen«, forderte sie
ihn auf. »Ich bin Reporterin und verdiene meine Brötchen
beim Radio. Das bedeutet auch, dass man ab und zu Interviews mit
Leuten führt, die von der Polizei verhaftet werden. Ich komme
Ihnen schon nicht in die
Quere.«         
    Bock lehnte sich an
einen der Schreibtische und wandte sich der Mitarbeiterin zu.
»Frau Meyer, bitte lassen Sie uns einen Moment
allein.«
    Nickend erhob sich die
Dame und verließ wortlos das Büro. Erst als sich die
Türe hinter ihr geschlossen hatte, wandte Bock sich wieder
seiner Besucherin zu. »Nehmen Sie doch bitte Platz«,
sagte er und deutete mit dem Kinn auf einen der
Besucherstühle.
    »Danke nein, ich
stehe lieber.«
    »Wie Sie
mögen, Frau Göbel.« Er lächelte. »Also:
Was führt Sie hierher?« Er machte eine ausladende
Handbewegung. »In die Höhle des
Löwen?«
    »Höhle des
Löwen?« Sie lachte trocken. »Ich habe nichts zu
befürchten.«
    »Das sehe ich
anders«, erwiderte er. »Ich könnte Sie sofort in
Gewahrsam nehmen, weil Sie mit einer mutmaßlichen
Mörderin zusammen waren. Und das unmittelbar, bevor die
Verdächtige unter tauchen wollte.«
    »Sie haben eine
blühende Fantasie«, stellte Heike unbeeindruckt fest.
»Ich verdunkle hier nichts und Ihre Vorwürfe sind an den
Haaren herbei gezogen. Auch wenn Sie rechtlich auf der Seite des
Gesetzes sind: Sie irren, Bock.«
    Er legte fragend den
Kopf schräg.
    »Was hat Sie
dazu bewogen, Frau Jochims festzunehmen?«
    Jupp Bock ließ
die Hände in den Hosentaschen verschwinden.
»Darüber bin ich Ihnen keine Rechenschaft
schuldig«, stellte er fest. »Dennoch glaube ich, mit
Ihnen vernünftig reden zu können.«
    »Vielen Dank
für Ihr Vertrauen«, sagte Heike mit schneidender Stimme.
Sie zog es jetzt doch vor, Platz zu nehmen, und setzte sich auf den einfachen
Holzstuhl vor Bocks Schreibtisch. »Also: Schießen Sie
los.«
    Er lachte, scheinbar
amüsiert über Heikes selbstsichere Art. Dennoch begann er
zu berichten. »Wir mussten davon ausgehen, dass die
Verdächtige uns entwischen wollte. Als wir ihr einen Besuch
abstatteten, fanden wir einen gepackten Koffer. Sie traf offenbar
Vorkehrungen unterzutauchen. Unter diesen Umständen besteht
Verdunkelungsgefahr, ein Grund für uns, die Person erst einmal
in Gewahrsam zu nehmen und sie dann, nachdem sie dem

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