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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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und nicht zu wenig. Sie hatte
eigentlich keinen Grund, mit sich unzufrieden zu sein. Gut, gegen
die ersten Fältchen konnte man mit Cremes kämpfen. Nein,
sie fand sich okay.
    Michaela
Heiger-Burbach zuckte erschrocken zusammen, als draußen das
Telefon anschlug. Eilig zog sie den Morgenmantel über und
rannte ins Wohnzimmer.
    »Hallo?«
Ihre Stimme zitterte noch leicht.
    Im Hörer
herrschte Stille, dann vernahm sie ein Keuchen.
    »Hallo - wer ist
denn da?«, rief sie mit schriller Stimme ins
Telefon.
    »Frau
Heiger-Burbach?« Es war eine männliche Stimme, eine
junge männliche Stimme.
    »Wer sind
Sie?«
    »Mein Name ist
Meyer, aber das tut nichts zur Sache. Sind Sie
alleine?«
    »Was geht Sie
das an?« In ihr schlug eine Alarmglocke an. Nach den
Zwischenfällen der letzten Tage war sie sehr wachsam
geworden.
    »Ich muss Sie
sprechen, Frau Heiger-Burbach. Es ist an der Zeit, reinen Tisch zu
machen. Können wir uns sehen? Es geht um Ihren Mann. Es ist zu
viel geschehen. Dinge, die nicht hätten geschehen
dürfen.«
    »Allerdings«, nickte
sie und war bemüht, ihrer Stimme einen selbstsicheren Klang zu
verleihen. »Woher kennen Sie mich?«
    »Ich war an dem
brutalen Überfall auf Ihren Mann beteiligt. Und
…«, er machte eine Pause, »es tut mir
Leid.«
    Sie wusste nicht,
woran es lag. Da war etwas in seiner Stimme, das einfach ehrlich
klang. Das Bedauern war echt. Ein Timbre, eine Nuance, die ihr
signalisierte, dass es der Anrufer ernst meinte. »Sie
… Sie haben meinen Mann zusammengeschlagen?
«
    »Nun
…«, stammelte er. »Ja, ich war mit dabei. Und
wie gesagt - es tut mir sehr Leid. Deshalb ist es an der Zeit, dass
ich mit offenen Karten spiele.«
    »Immer
zu«, sagte die blonde Frau und gewann sichtlich die Oberhand
in dem Telefonat. Ihr Herz raste. »Schießen Sie
los!«
    »Nein«,
rief der Anrufer. »Nicht am Telefon … bitte!« Er
klang flehend. »Wir sollten uns treffen, und zwar noch bevor
Ihr Mann aus dem Krankenhaus entlassen wird. Gerne auch an einem
neutralen
Ort.«      
    »Gut«,
erwiderte sie nach einigem Zögern. »Morgen können
wir uns sehen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn
ich das Haus jetzt nicht mehr verlassen
möchte.«
    »Natürlich.« Eine
Pause. »Dann melde ich mich morgen Vormittag bei
Ihnen.« Es klickte am anderen Ende der Leitung, dann war die
Verbindung unterbrochen. 
    Draußen wurde
ein Wagen angelassen. Es knatterte ohrenbetäubend, und das
Motorengeräusch durchschnitt die idyllische Stille. Michaela
Heiger-Burbach rannte zur großen Fensterfront und sah einen
Kastenwagen, der sich entfernte.

20. Kapitel
    Die Sonne stand schon
hoch am Himmel, als der Radiowecker auf dem Nachtschrank neben dem
Futonbett ansprang. Natürlich lief das Programm der
Wupperwelle, und die erste Stimme, die Stefan an diesem Morgen
hörte, war die der Nachrichtensprecherin Karin Dahl.
»Morgen, Frau Kollegin«, brummte er
schlaftrunken.
    Stefan blinzelte in
das Sonnenlicht, das in breiten Lichtstreifen durch die nicht ganz
geschlossenen Lamellen der Jalousie drang. Staubpartikel tanzten in
der Sonne. Als seine Hand über das Kopfkissen wischte, stellte
er fest, dass er sich alleine im Bett befand. Sofort war Stefan
hellwach. Er fuhr hoch, rieb sich den Schlaf aus den Augen und
stieß die Bettdecke fort. 
    »Langsam«,
mahnte er sich dann. »Menschen, die hektisch aus dem Bett
springen, sind herzinfarktgefährdet.« Er schüttelte
den Kopf. »Und das wollen wir doch
nicht…«
    Er drehte das Radio
leiser, denn die Nachrichten aus dem Tal interessierten ihn noch
nicht wirklich. Als er in Richtung Küche lauschte, hörte
er Heikes Stimme. Sie trällerte gut gelaunt Is It Cos I'm Cool
von Mousse T. Monatelang hatte dieser Song die Charts der
Wupperwelle angeführt. Stefan hörte sie mit Geschirr
klappern und der würzige Duft von frisch gebrautem Kaffee
stieg in seine Nase.
    Jetzt war der richtige
Augenblick gekommen. Stefan stieß die Bettdecke fort und
tappte barfuß zum Fenster. Er zog die Lamellen etwas
auseinander und spähte hinunter auf die Straße. Ein
Postwagen parkte in zweiter Reihe. Der Fahrer lieferte ein Paket im
Haus gegenüber ab. Stefan runzelte die Stirn. Beim Anblick des
Postautos dachte er sofort an den alten VW-Bus von Erik
Meyer.
    Nur langsam fiel die
bleierne Müdigkeit von ihm ab. Er marschierte in Boxershorts
in Richtung Küche. Von hinten schlich er sich an Heike heran,
die ein T-Shirt von ihm übergezogen hatte, das ihr
natürlich viel zu groß war. Da auf der

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