Wuppertod
den Job, für den Sport und für seine Freunde.
Irgendwann hatte ein Freund sie angerufen und ihr gesteckt, dass
Dirk eine andere hatte. Sie hatte sich wie vor den Kopf
gestoßen gefühlt, als sie diesen Hinweis
erhielt.
Angeblich hatte man
ihn eng umschlungen in Düsseldorf auf der Kö gesehen -
leider nicht mit ihr, sondern mit einer dunkelhaarigen
Schönheit.
Dirk hatte also ein
Verhältnis, eine Affäre mit einer anderen
Frau.
Nie zuvor hatte
Michaela Heiger-Burbach sich so erniedrigt gefühlt. Er hatte
sie belogen und betrogen. Noch am gleichen Tag hatte sie ihren Mann
zur Rede gestellt, hatte gefragt, was denn dran sei an den
Gerüchten. Er hatte gelacht und alles abgestritten. Niemals
sei er in Düsseldorf gewesen. Er hatte hoch und heilig
geschworen, sie, und nur sie, zu lieben. Und offenbar hatte er
seine Rolle gut gespielt, denn sie hatte ihm geglaubt. Bis zu dem
Tage, als das Knöllchen aus der Landeshauptstadt gekommen war.
Dirk hatte bei seiner Stippvisite in Düsseldorf falsch geparkt
und prompt ein Knöllchen bekommen.
Doch so sehr er auch
ihre Vorwürfe abstritt, hatte er sich doch von Tag zu Tag mehr
verändert. Er schien Geheimnisse vor ihr zu haben, oft
telefonierte er noch spät abends in seinem Heimbüro bei
geschlossener Türe. Mit einem Mandanten, wie er beteuerte.
Auch die Tatsache, dass er in letzter Zeit ziemlich oft mit seinem
Handy herumhantierte und SMS schrieb, war ihr keineswegs verborgen
geblieben.
Michaela
Heiger-Burbach war von Rachegedanken wie besessen gewesen. Sie
wollte sich Hals über Kopf in eine Affäre stürzen,
mit dem nächstbesten Mann ins Bett gehen, nur um Dirk alles
heimzuzahlen. Doch das entsprach nicht ihrer Natur.
Sie war eine treue
Seele, anhänglich und häuslich.
Und nun so
etwas.
Allein der Gedanke an
das Erlebte ließ Tränen in ihre Augen steigen. Mit einem
einzigen großen Schluck leerte sie das Weinglas,
schnürte den Gürtel ihres Morgenmantels enger und
spürte bereits die Wirkung des Alkohols. Sie wollte vergessen.
Und sie wollte vergeben. Sie wollte ihn einfach nicht verlieren,
nicht hergeben. Nicht abgeben an eine andere Frau. Sie war eine
starke Frau. Und die Datei, die sie im Computer ihres Mannes
geöffnet hatte, sprach eine eindeutige Sprache. Jemand
versuchte, ihn zu erpressen.
Es ging um die
Scheidung des Regisseurs Mark Tickmann.
Schon damals war
dreckige Wäsche gewaschen worden, leider nicht nur in der
Presse. Michaela Heiger-Burbach betrat das Wohnzimmer durch die
offene Glasfront, ging zur Hausbar und schenkte sich neuen Wein
ein. In Gedanken schmiedete sie einen Plan, wollte endlich alles
ins Reine bringen. Sie würde um Dirk kämpfen.
Und da kam ihr Stefan
Seiler in den Sinn, der Radioreporter.
Er hatte sich des
Falles angenommen, hatte sich für den Anschlag auf Dirk
Burbach interessiert, war sogar mitten in der Nacht hergekommen, um
ihr zuzuhören. Ein fast wehmütiges Lächeln erhellte
ihr Gesicht. Der junge Radiomann sah gut aus, obwohl er kein
Schönling war. Und er hatte die Fähigkeit
zuzuhören.
Was redete sie sich da
nur ein?
Sie war sicherlich ein
paar Jahre älter als er. Dennoch hatte sie das Funkeln in
seinen Augen gesehen. Hatte er Interesse an ihr?
Sie konnte sich gut
vorstellen, mit ihm eine heiße Affäre zu beginnen. Sie
schüttelte nachdenklich den Kopf und ging wieder hinaus in die
laue Nacht. Während sie von ihrem Wein nippte, kreisten ihre
Gedanken um Stefan Seiler. Sollte sie ihn ansprechen? Sollte sie
versuchen, ein Verhältnis mit ihm zu beginnen?
»Nein«,
sagte sie schließlich leise zu sich selbst. »Ich habe
es gar nicht nötig, meinen Marktwert zu testen, nur, weil ich
siebenunddreißig Jahre alt bin.« Mit einem Lächeln
auf den sinnlichen Lippen dachte sie an Dirk. Er pflegte zu sagen,
dass der Mann, der sie nicht toll finden würde, homosexuell
sein müsse. Sie sah blendend aus, das sagte er ihr immer
wieder. Liebte Dirk sie noch?
Warum
vernachlässigte er sie dann?
Ein Bleigürtel
legte sich um ihre Brust. Sie schloss die Augen, ging ins Haus
zurück, leerte im Wohnzimmer das Glas mit einem weiteren
Schluck und stellte es auf dem Tisch ab. Dann ging sie ins Bad,
streifte den Morgenmantel vom Körper und betrachtete sich
nackt im Spiegel. Ja, vermutlich hatte Dirk Recht: Sie war durchaus
zufrieden mit ihrem Aussehen. Ihre Hände glitten über
ihren Körper. Der Bauch war straff, die Hüften in
Ordnung. Auch die Zellulitis hielt sich in Grenzen. Die Brüste
waren fest. 75 B, nicht zu viel
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