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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

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Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Fleischmesser, Marke Prestige . Er wollte es gerade herausnehmen, als er hörte, wie im Haustürschloß der Schlüssel gedreht wurde. Er hob den Finger zum Mund, um Lewis zu bedeuten, ruhig zu sein, und zog ihn mit sich hinter die offenstehende Küchentür. Sie war jetzt im Flur, und er konnte deutlich ihr langes blondes Haar sehen, das ihr über die Schulter fiel.
    Als Morse aus der Küche trat, zeigte sich auf ihrem Gesicht Ärger, aber keine Überraschung. »Das ist also Ihr Auto da draußen.« Und dann in einem etwas trostlosen und auch ein wenig verächtlichen Ton: »Ich möchte wirklich gerne wissen, welches Recht Sie haben, hier einfach so einzudringen.«
    »Ich verstehe Ihren Ärger«, sagte Morse hilflos und hob in einer besänftigenden Geste die Hand. »Ich werde versuchen, es Ihnen zu erklären. Sie können sich darauf verlassen. Aber darf ich Ihnen vorher eine Frage stellen? Das ist alles, worum ich Sie bitte. Nur eine einzige Frage. Es ist sehr wichtig.«
    Sie sah ihn mit einem Blick an, als wäre er verrückt.
    »Sie sprechen doch Französisch, oder?«
    »Ja.« Sie setzte stirnrunzelnd ihre Einkaufstasche ab, blieb aber an der Tür stehen, kam keinen Schritt näher. »Ja, ich spreche Französisch. Aber warum …?«
    Morse holte tief Luft. »Avez-vous appris français à l’école?«
    Einen Augenblick lang sah sie ihn voller Unverständnis an, doch dann kam flüssig, und ohne daß sie lange hätte nachdenken müssen, die Antwort. »Oui. Je l’ai étudié d’abord à l’école et après pendant trois ans à l’université. Alors je devrais parler la langue assez bien, n’est-ce pas?«
    »Et avez-vous rencontré votre mari à Exeter?«
    »Oui. Nous étions étudiants là-bas tous les deux. Naturellement, il parle français mieux que moi. Mais il est assez evident que vous parlez français comme un anglais typique, et votre accent est abominable.«
    Morse ging zurück in die Küche. Ein geschlagener Mann. Er setzte sich an den Tisch und stützte den Kopf in die Hände. Warum hatte er es nicht gelassen? Er hatte es gleich gewußt, als sie die Tür hinter sich geschlossen, sich umgedreht und er ihr Gesicht gesehen hatte – ein Gesicht voller Pickel.
    Lewis kam verlegen grinsend hinter der Tür hervor, und sie betrachtete die beiden Männer, so wie eine Mutter zwei unartige Jungen betrachten mag, und fragte: »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
     
     

Kapitel Siebenunddreißig
     
    Der bunte, plauderhafte, scheue Tag
    Hat sich verkrochen in den Schoß der See
    Shakespeare, Heinrich VI., Teil II, IV. Aufzug, 1. Szene
     
    Zurückgesunken gegen die Lehne des Beifahrersitzes bot Morse ein Bild erstarrter Ungläubigkeit. Sie waren etwas nach neun Uhr in Caernarvon abgefahren, und es würde nach Mitternacht werden, ehe sie in Oxford eintreffen würden. Jeder überließ den anderen seinen eigenen Gedanken, jeder mußte für sich mit dieser Niederlage fertig werden.
    Die Befragung Acums war eine sehr merkwürdige Sache gewesen. Zwischenzeitlich schien es, als habe Morse die Gesprächsinitiative völlig verloren, und seine anfänglichen Fragen hatten fast entschuldigend geklungen. Es war Lewis überlassen geblieben, an einigen Punkten, an denen Acum nur ausweichend geantwortet hatte, nachzuhaken, und nach einigem Zögern und Sichsträuben schien Acum froh zu sein, endlich alles einmal loszuwerden. Und während er erzählte, fragte sich Lewis, an welcher Stelle der Chef vom richtigen Weg abgekommen und in diesem undurchdringlichen Gestrüpp von falschen Hypothesen und irrigen Annahmen gelandet war, in dem er sich immer noch befand. Denn vieles von dem, was er vermutet hatte, stimmte. Es war fast unheimlich.
    Acum hatte sich (wie er schließlich zugab) durchaus von Valerie angezogen gefühlt und etliche Male mit ihr geschlafen. Und dann kam dieser Dienstagabend (nicht Mittwoch) im April (nicht März), als seine Frau von ihrer Abendschule in Oxpens (nicht Headington), wo sie an einer Malklasse (nicht Nähkurs) teilnahm, früher als sonst nach Hause zurückkehrte. Ihre Lehrerin war an Gürtelrose (nicht Grippe) erkrankt und der Unterricht abgesagt worden. Es war kurz nach acht (nicht Viertel vor acht), als Mrs. Acum das Haus betrat und Valerie und ihn zusammen auf dem Sofa (nicht im Bett) fand. Der nun folgende Krach hatte die Stärke eines mittleren Erdbebens gehabt. Valerie schien von ihnen dreien noch die Ruhigste zu sein. Es folgten eine Reihe öder, freudloser Tage. Zwischen ihnen war es aus – Mrs.

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