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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Aktenordner.
    »Es dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, in diesem Chaos etwas zu finden«, sagte Phillipson. Seine Stimme klang gereizt. »Wenn Sie wollen, werde ich einige der jüngeren Lehrer bitten, das Zeug da für Sie durchzusehen.« Er deutete auf ein Holzregal an der gegenüberliegenden Wand, das bis oben mit Schulbüchern, alten Zeitschriften und anderem Papierkram vollgepackt war.
    »Vielen Dank für Ihr Angebot, aber wir kommen hier schon zurecht. Kein Problem. Sind Sie nachher noch in Ihrem Büro?« Das war ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl. Phillipson begriff, daß seine Anwesenheit anscheinend unerwünscht war, und entfernte sich.
    Morse horchte, bis seine Schritte verhallt waren. »Der fühlt sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Was meinen Sie, Lewis?«
    »Ist ja kein Wunder, Sir. Sie haben ihn ganz schön hart angefaßt.«
    »Jedem, was er verdient.«
    »Wieso? Was hat er denn getan?«
    »Als ich heute morgen mit ihm telefoniert habe, hat er mich ziemlich schnell abgefertigt, und zwar mit der Entschuldigung, er müsse sich noch mit einigen neuen Schülern unterhalten.«
    »Kann doch sein«, sagte der gutgläubige Lewis.
    »Ich hatte eher den Eindruck, daß er Zeit gewinnen wollte. Und ich hatte recht.« Lewis sah ihn erwartungsvoll an. »Während wir miteinander sprachen, hörte ich ein Knacken in der Leitung. Irgend jemand war offenbar sehr neugierig zu erfahren, worüber wir uns unterhielten. Dreimal dürfen Sie raten, wer.«
    »Mrs. Webb?«
    »Ganz genau. Ich habe sie dann etwas später noch mal angerufen und gefragt, warum sie mitgehört habe. Zuerst hat sie natürlich alles abgestritten, bis ich sie dann beruhigt und ihr erklärt habe, daß ich es für mich behalten würde, vorausgesetzt, sie gebe mir wahrheitsgemäß Auskunft, ob Phillipson tatsächlich an diesem Vormittag einige Schüler zu einem Gespräch erwarte. Nach etwas Zögern fand sie sich dazu bereit. Wahrscheinlich hatte sie Angst, ihre Stelle zu verlieren, wenn es herauskäme. Ich hatte ganz richtig vermutet: diese Gespräche mit neuen Schülern, die er angeblich führen mußte, waren frei erfunden.«
    Lewis öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Morse hatte sich umgedreht und begonnen, in einem alten Schulbuch herumzublättern.
    »Ah, Keats! Ein wunderbarer Dichter! Sie sollten sich nach Feierabend mal die Zeit nehmen und ein paar seiner Gedichte lesen, Lewis.« Er legte das Buch beiseite und griff nach einer Schullektüre. Stevensons Reisen mit einem Esel in den Cevennen . Er trat dichter unter die spinnwebenverhangene Glühbirne und begann zu lesen.
    Lewis blieb einen Moment unentschlossen stehen, dann holte er tief Luft und ging an das Holzregal, das durchzusehen der Direktor ihnen nicht hatte zumuten wollen. Lewis glaubte zwar nicht, daß es viel Sinn hatte, aber alles, was er machte, machte er mit System, und so begann er in der linken oberen Ecke und arbeitete sich allmählich weiter nach unten vor. Es war nicht so schlimm, wie er gedacht hatte.
    Schon eine halbe Stunde später hatte er gefunden, wonach er suchte – ein loser Stapel von acht Schulbüchern, dazwischen einige Hefte. Die Bücher waren in dunkelblaues Papier eingeschlagen und trugen ein kleines weißes Etikett, auf dem in Druckbuchstaben der Name Valerie Taylor stand. Lewis blies den Staub von den Kanten und gönnte sich eine Minute stiller Freude. Dann verkündete er stolz: »Sir?! Ich hab sie!«
    »Sehr schön. Lassen Sie sie liegen, wo sie sind – nicht anfassen!«
    »Tut mir leid, Sir, hab ich schon.«
    »Liegt auf dem obersten Buch Staub?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Lewis kleinlaut.
    »Was heißt, Sie wissen nicht? Sie brauchen doch bloß hinzusehen.«
    »Ich hab allen Staub weggeblasen.«
    »Sie haben ihn weggeblasen! Großartig! Falls Ihnen das noch nicht klar sein sollte, Lewis, wir ermitteln wegen eines Mordes, und unsere Aufgabe ist es, Spuren zu sichern, nicht, sie wegzupusten.«
    »Ich glaube, obendrauf war sowieso kein Staub, Sir. Nur ein bißchen, an den Rändern.«
    »Das könnte bedeuten, daß schon jemand vor uns hier gewesen ist.« Sein Zorn begann schon wieder zu verrauchen, während Lewis noch immer sehr geknickt war. Er hatte sich seinen Fehler noch nicht vergeben. Sie verließen den Raum und gingen wieder in Phillipsons Büro. Es war inzwischen halb fünf. Der Nachmittagsunterricht war schon eine Weile zu Ende, und nur Phillipson und Mrs. Webb waren noch da.
    »Sie haben die Bücher also gefunden?« Morse nickte. Phillipson

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