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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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das erleichterte ihm seine Arbeit.
    »Meine Frau kennt ihn besser als ich. Wenn sie zurückkommt, muß ich es ihr gleich erzählen. Montag und Dienstag abends ist sie immer in Oxford – zum Bingospielen.«
    »Gewinnt sie denn auch manchmal?« Was hatte ihn nur zu dieser unwesentlichen Frage veranlaßt?
    »Hin und wieder ein paar Pfund. Gestern abend wohl ausnahmsweise sogar ziemlich viel. Aber Sie wissen ja, wie das ist – alles, was man gewinnt, wird früher oder später wieder verspielt. Aber sie ist eben verrückt danach.«
    »Wie kommt sie denn hin? Mit dem Bus?«
    »Ja, meistens. Gestern allerdings nicht. Meine Mannschaft hatte in Oxford im Jericho Arms einen Dartswettkampf. Ich bin mit dem Auto hin und habe sie mitgenommen. Sie war früher fertig als ich und ist dann im Pub vorbeigekommen, und wir sind zusammen zurückgefahren. Aber das war mal eine Ausnahme. Sonst nimmt sie gewöhnlich den Bus.«
    Morse räusperte sich. »Mr. Taylor, es ist eine reine Formalität – ich bin sicher, Sie verstehen das –, aber ich muß von Ihnen ganz genau wissen, was Sie gestern abend gemacht haben.«
    George schien weder verärgert noch irgendwie beunruhigt zu sein. Wenn ihn nicht alles täuschte, war da einen Moment lang sogar etwas wie Erleichterung in seinen freundlichen Augen zu lesen gewesen. Aber da konnte er sich irren.
     
    Als Morse gegen halb acht wieder im Büro eintraf, wartete Lewis dort schon auf ihn. Die beiden Männer tauschten aus, was sie in Erfahrung gebracht hatten. Sie waren sich insofern einig, als jeder von ihnen den Verdächtigen, den er aufgesucht hatte, eigentlich nicht für fähig hielt, einem andern kurzentschlossen ein Messer in den Rücken zu rammen. Die beiden Alibis waren zwar nicht perfekt, aber auf den ersten Blick akzeptabel. Phillipson war laut eigener Aussage gegen Viertel nach fünf von der Schule nach Hause zurückgekehrt, hatte etwas gegessen und war um kurz nach halb sieben wieder aufgebrochen, um sich im Playhouse in Oxford eine Aufführung der Heiligen Johanna anzusehen. Er hatte seinen Wagen auf dem Parkplatz am Gloucester Green abgestellt und war gegen zehn vor sieben im Theater gewesen. Das Stück hatte bis halb elf gedauert. Er hatte seinen Platz nur einmal, und zwar während der ersten Pause verlassen, um an der Bar ein Guinness zu trinken. Nach der Vorstellung war er sofort nach Hause gefahren. Er erinnerte sich, daß er auf BBC 2 die Elf-Uhr-Nachrichten gesehen hatte.
    »Was schätzen Sie, wie weit ist es vom Playhouse bis zur Kempis Street?«
    Lewis überlegte. »So zwei-, dreihundert Meter.«
    Morse griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des gerichtsmedizinischen Labors. Nein, leider noch nicht. Der bucklige Pathologe war mit der Untersuchung von Baines’ Eingeweiden noch nicht fertig. Nein, einen genaueren Zeitpunkt anzugeben sei ihm leider nicht möglich. Zwischen acht und Mitternacht, damit müsse er sich leider zufriedengeben. Ja, also eigentlich grenze das ja schon an Nötigung – aber gut. Also zwischen halb neun und 11.30 Uhr, vielleicht sogar elf. Weiter einengen könne er den Zeitraum nun aber wirklich nicht. Morse legte den Hörer auf, starrte eine Zeitlang an die Decke und nickte dann ein paarmal abwesend mit dem Kopf.
    »Wissen Sie, Lewis, das Problem des Alibis ist nicht, daß die einen eins haben und die anderen nicht. Das Problem ist, daß kaum je eins wirklich hundertprozentig wasserdicht ist. Es sei denn, jemand hat zufällig in der fraglichen Zeit in einer Zelle auf dem Polizeirevier gesessen.«
    »Sie glauben also, daß Phillipson Baines ermordet haben könnte?«
    »Natürlich.«
    »Und was hat Ihnen George Taylor gesagt, wo er den Abend über war?«
    Morse berichtete von seiner Unterredung, und Lewis hörte aufmerksam zu.
    »Halten Sie es für möglich, daß er da zwischendurch …?«
    Morse hob die Hände. »Tja, ausgeschlossen ist es nicht. Vom Jericho Arms zu Baines’ Haus, wie groß ist da die Entfernung?«
    »Höchstens einen halben Kilometer.«
    »Die Verdächtigen werden ja von Minute zu Minute mehr. Wenn wir nicht aufpassen, haben wir bald ein richtiges Gedränge«, bemerkte Morse ironisch.
    »Was ist eigentlich mit Mrs. Taylor? Müssen wir sie auch zu den Verdächtigen zählen?« fragte Lewis.
    »Ich denke schon. So wie es aussieht, wäre es ihr ein leichtes gewesen, Baines zu töten. Sie ist gegen neun beim Bingo weggegangen und war ungefähr um halb zehn im J e richo Arms . Die Zeit hätte durchaus zu einem Abstecher in die Kempis

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