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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Street gereicht. Für uns bedeutet das: wenn Baines gegen halb zehn ermordet wurde, dann haben wir auf einen Schlag gleich drei Personen, die als Täter in Frage kämen. Und sowohl der Name Phillipson als auch Taylor stand in Baines’ Telefonregister – das macht es auch nicht gerade einfacher.«
    »Und der Name Acum auch, Sir.«
    Morse sah auf die Uhr. Es war genau acht. »Ja, Acum. Den habe ich nicht vergessen. Das wäre ein Ding, was, Lewis, wenn sich herausstellen sollte, daß er ausgerechnet gestern abend hier in Oxford gewesen ist? Aber in unserem Beruf kann man vor Überraschungen nie sicher sein.«
    »Von Caernarvon nach Oxford – das ist aber schon ein ziemlicher Umstand.«
    »Sie gehen von einer falschen Voraussetzung aus, Lewis. Denn so viel steht fest: wo immer Acum gestern abend auch war – ganz sicher nicht in Caernarvon.«
    Morse nahm den Telefonhörer ab, wählte das Fernamt und ließ sich weiterverbinden. Am anderen Ende wurde gleich nach dem ersten Klingeln abgehoben.
    »Ja?« Es rauschte fürchterlich in der Leitung, aber Morse erkannte die Stimme trotzdem sofort.
    »Mrs. Acum?«
    »Ja. Wer spricht da bitte?«
    »Morse. Inspector Morse. Sie erinnern sich vielleicht … Ich habe schon einmal angerufen.«
    »Ja natürlich.«
    »Ist Ihr Mann wieder zurück?«
    »Nein. Ich glaube, ich habe Ihnen schon am Sonntag gesagt, daß es vermutlich spät werden würde.«
    »Wie spät?«
    »Das weiß ich selbst nicht genau.«
    »Vor zehn?«
    »Ich hoffe.«
    »Hat er weit zu fahren?«
    »Ja, ziemlich.«
    »Mrs. Acum, ich wüßte gern von Ihnen, wo Ihr Mann sich von Sonntag bis heute aufgehalten hat.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Auf einer Tagung von Französischlehrern.«
    »Ja, das weiß ich. Wenn Sie mir jetzt vielleicht noch sagen könnten, wo.« Morse wurde allmählich ungeduldig.
    »Also, wo er gewohnt hat, da bin ich nun wirklich überfragt.«
    »Mrs. Acum, Sie wissen doch genau, was ich meine. Ich möchte, daß Sie mir den Tagungsort nennen. Birmingham, Manchester …?«
    »Ach, jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen. Nein, nein, die Tagung war in Oxford.«
    Morse wandte sich zu Lewis und bedeutete ihm durch eine Handbewegung zuzuhören. »In Oxford, sagen Sie?«
    »Ja, im Lonsdale College.«
    »Ah so. Nun, ich werde mich dann später noch mal melden. So gegen zehn. Ich hoffe, daß ich Sie dann nicht störe.«
    »Ist es so dringend, Inspector?«
    »Nun, sagen wir mal, es ist wichtig, Mrs. Acum.«
    »Alles klar. Ich werde ihm sagen, daß Sie ihn sprechen wollten. Und wenn er vor zehn zurück ist, kann er Sie ja zurückrufen.«
    Morse gab ihr seine Nummer, legte auf und wiegte nachdenklich den Kopf. »Es wird immer interessanter, Lewis. Finden Sie nicht? Vom Lonsdale College zu Baines – ist das ein weiter Weg?«
    »Weniger als ein Kilometer.«
    »Die Liste der Verdächtigen wird immer länger. Acum wird vermutlich auch kein hieb- und stichfestes Alibi vorweisen können, das ihn sofort entlastete. Jetzt sind es also schon vier.«
    »Ich komme auf fünf, Sir.«
    »So?« Morse sah ihn überrascht an.
    »Mrs. Phillipson, Sir. Zwei Kinder, die früh ins Bett müssen und bald schlafen. Der Ehemann für drei, vier Stunden nicht da. Und sie hat ein genauso starkes Motiv wie die anderen.«
    Morse nickte. »Vielleicht sogar ein stärkeres.« Er nickte ein zweites Mal und blickte deprimiert zu Boden.
    Plötzlich kam unter einem Schrank eine Spinne hervor, flitzte wie angestochen weiter, hielt dann unvermittelt an und verharrte völlig still. Dann ein erneutes schnelles Huschen und anschließend wieder Regungslosigkeit. Fett, mit langen, haarigen Beinen, deren eckige Gelenke den Körper überragten. Dann war es schon besser, sie bewegte sich. Morse fiel ein Spiel aus seiner Kindheit ein, das Denkmal geheißen hatte. Man lief zu den Klängen irgendeiner Musik umher, und wenn sie abrupt aufhörte, mußte man stehenbleiben, wo man war, und durfte sich nicht rühren. Die Spinne war jetzt fast an der gegenüberliegenden Wand angekommen. Morse sah ihr zu wie hypnotisiert. Spinnen waren für ihn das Allerschlimmste.
    »Haben Sie heute nachmittag den Oschi gesehen, der in Baines’ Badewanne gesessen hat?« fragte Lewis.
    »Halten Sie augenblicklich den Mund, Sergeant. Ich verbiete Ihnen, von so etwas zu reden. Und jetzt treten Sie das gräßliche Biest endlich tot!«
    »Aber, Sir! Das darf man nicht. Der hat bestimmt irgendwo Frau und Kinder, die auf ihn warten.« Er beugte sich herunter und bewegte

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