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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

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Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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langsam seine geöffnete Hand auf die Spinne zu. Morse schloß mit einem Stöhnen die Augen.
     
     

Kapitel Einundzwanzig
     
    John und Mary bekommen jeder 20 Pence.
    John gibt Mary einen Penny ab.
    Wieviel Geld mehr als John hat Mary?
    Aufgabe bei der Aufnahmeprüfung für die Oberschule
     
    Der Hang zum Glücksspiel ist so universell, so tief steckt er in der sündigen Natur des Menschen, daß Philosophen und Sittenlehrer ihn seit den frühesten Zeiten als böse ansehen. Die Römer sprachen von cupiditas , dem Verlangen nach den Dingen dieser Welt, der nackten, schamlosen Habsucht. Und vielleicht ist sie die Ursache all unseren Übels. Doch wie gut versteht man den brennenden Neid der Armen auf die Reichen; das Glücksspiel scheint oft der einzige Weg zu sein, an Besitz zu kommen. Aber dieser Erklärungsversuch ist nur oberflächlich; denn einige finden grenzenloses Vergnügen im Glücksspiel selbst, in seiner bloßen Ausübung. Ihnen geht es nicht um die Aussicht auf den Hauptgewinn, auf plötzlichen Reichtum, auf Wochenenden in der Karibik. Ihnen geht es um das Spiel an sich, das erregende Auf und Ab, das ihnen zu Kopf steigt wie ein schweres Rauschmittel. Sie könnten heute abend eine Million an dem tückischen Glücksrad gewinnen und würden sie doch morgen wieder aufs Spiel setzen.
    Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Spiele, und die Spiele sagen ebensoviel über sie aus wie ihre Bräuche – denn in gewisser Weise sind die Spiele die Bräuche einer Gesellschaft: Kopf oder Zahl; rouge ou noir ; Verdoppeln oder Aufgeben; das Scheppern der Münzen, wenn der einarmige Bandit drei Orangen nebeneinander anzeigt; eine Quote von 10:1, und der starke Außenseiter passiert in gestrecktem Galopp die Ziellinie in Kempton Park; da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf Zentner dar und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner ausgetan; siehe da, ich habe damit andere fünf Zentner gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen. Und einmal in der Woche winkt einem das Glück aus lichtjahreweiter Entfernung. Eine halbe Million Pfund für den Einsatz eines halben Penny. Man beschwört es mit einer Reihe von Kulikreuzen auf einem Vordruck, und es fällt einem zu unter den Küssen einer vollbusigen Schönheitskönigin. Denn einige haben Glück beim Spiel. Andere verlieren mehr, als sie sich eigentlich leisten können, und versuchen, ihre Verluste wettzumachen, und verlieren noch das Letzte; und am Ende – weh ihnen! – lassen sie alle Hoffnung fahren, setzen sich in dunkle Garagen, neben einen Gasherd oder schneiden sich die Kehle auf und sterben. Und manche rauchen fünfzig Zigaretten am Tag, und manche trinken Gin oder Whisky; und manche gehen in den Wettbüros ein und aus, und die Reicheren greifen nur zum Telefon.
    Aber welche Frau kann es ertragen, wenn ihr Mann spielt, es sei denn, er gewönne dauernd. Und welcher Ehemann wird je glauben, daß seine Frau dem Glücksspiel verfallen ist, es sei denn, sie wäre eine unbegabtere Lügnerin als Mrs. Taylor. Aber Mrs. Taylors Traumwelt ist die Bingohalle.
     
    Es hatte vor einigen Jahren im Gemeindesaal in Kidlington begonnen. Dort hatte sie zu zwölft, nicht mehr, auf wackligen Stühlen gesessen, und der Pfarrer, ein etwas wunderlicher, düsterer Mensch, hatte mit geschulter Predigerstimme die Zahlen ausgerufen. Die nächste Station war für sie das Ritz in Oxford, wo die Bingogläubigen bequem in den geschwungenen Reihen der Kinosessel Platz nahmen und eine metallisch-schrille Lautsprecheranlage den Riesensaal mit dem Geschehen auf der Bühne verband. Hier ist jeder Anschein menschlicher Anteilnahme getilgt; niemand wechselt auch nur ein Wort mit der Nachbarin. ›Augen auf die Karte!‹ heißt die Devise, und das einzige, was zählt, ist, wer die erste Waagerechte, die erste Senkrechte, die erste Diagonale komplett hat. Viele der Spielerinnen haben mehrere Karten gleichzeitig vor sich; mit kalter Ausschließlichkeit richten sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Zahlenfelder. Das Spiel erfordert nur ein sehr eingeschränktes Verständnis für den Umgang mit Zahlen, die geringste individuelle Initiative oder Originalität ist nicht nur unerwünscht, sondern wäre sogar hinderlich. Immer ist es so, daß alle Spielerinnen beinahe gewinnen; die Reihe ist beinahe komplett und die Karte ist beinahe voll. Ihr Götter! Blickt herab und lächelt noch

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