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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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an, als Donald Direktor geworden ist, daß er – wie soll ich es ausdrücken – gewartet hat, daß die Sache schiefging, daß Donald über irgend etwas ins Stolpern geriete. Er war ein grausamer Mann, Inspector.«
    »Haßten Sie ihn?«
    Sie nickte müde. »Ja, wahrscheinlich.«
    »Haß ist ein starkes Motiv«, sagte Morse sehr ernst.
    »Es mag Ihnen so scheinen, ja.« Es klang gleichmütig.
    »Und Ihr Mann? Haßte der Baines genau wie Sie?« Er sah sie scharf an und bemerkte ein gefährliches Aufblitzen in ihren Augen.
    »Reden Sie keinen Unsinn, Inspector! Sie werden doch wohl nicht wirklich annehmen, daß Donald irgend etwas mit der Sache zu tun hat. Daß ich mich verdächtig gemacht habe, weiß ich. Ich habe mich wie eine Idiotin benommen, aber Sie können doch jetzt nicht auch noch … Er kann es gar nicht getan haben! Er war den ganzen Abend im Theater. Das wissen Sie doch selbst genau.«
    »Ihr Mann würde mir vermutlich genau dasselbe erzählen, nämlich daß Sie unmöglich Baines am Montagabend einen Besuch hätten abstatten können. Denn Sie waren ja selbstverständlich zu Hause bei den Kindern.« Er beugte sich vor und sprach wieder knapp und kalt. »Geben Sie sich da keiner Täuschung hin, Mrs. Phillipson. Es wäre für Ihren Mann sehr viel einfacher gewesen, das Theater zu verlassen, als es für Sie war, hier von zu Hause wegzukommen. Also versuchen Sie gar nicht erst, mich vom Gegenteil zu überzeugen.«
    Gelassen lehnte er sich wieder in seinem Sessel zurück. Er hatte das Gefühl, als habe sie bei ihrer Geschichte irgend etwas ausgelassen oder nur die halbe Wahrheit gesagt. Doch er wußte, daß er, nun, da sie einmal angefangen hatte zu reden, auch den Rest noch hören würde. Manches brauchte eben Zeit. So saß er da und wartete, und die Frau vor ihm wurde von Minute zu Minute unsicherer und begann innerlich zu zittern, bis sie schließlich aufschluchzend den Kopf in den Händen vergrub.
    Morse suchte nach einem Taschentuch, fand aber nur ein etwas zerknautschtes Papiertuch in seiner Tasche, das er ihr sanft in die Hand drückte.
    »Weinen Sie nicht«, sagte er leise. »Damit helfen Sie weder sich noch mir.«
    Nach ein paar Minuten wurde sie ruhiger und erkundigte sich, während sie sich die letzten Tränen abwischte: »Gibt es denn überhaupt etwas, das hilft?«
    »Aber sicher«, sagte Morse energisch. »Die Wahrheit sagen. Sie werden übrigens vermutlich feststellen, daß ich sie ohnehin schon kenne.«
    Letzteres sollte sich allerdings als Irrtum erweisen. Mrs. Phillipson mußte – was blieb ihr anderes übrig – alles noch einmal erzählen. Es war im wesentlichen dieselbe Aussage wie vorhin, allerdings mit einer zusätzlichen Information zum Schluß, die Morse traf wie ein gut geführter Schlag direkt auf die Kinnspitze. Sie hatte es beim erstenmal mit Absicht nicht erwähnt, weil … nun, weil es so aussehen mußte, als versuche sie den Verdacht von sich abzulenken, indem sie jemand anderen in die Geschichte hineinzog. Aber wenn er nun darauf bestand, daß sie die Wahrheit sagte … Wie sie bereits berichtet habe, sei sie von Baines’ Haus in Panik fortgelaufen, auf die hell erleuchtete große Querstraße zu. Sie habe gegenüber vom Royal Oxford Hotel die Straße überquert und sei noch nicht ganz drüben gewesen, als sie aus der Lounge Bar des Hotels einen Mann habe treten sehen, der, ihr entgegenkommend, sich eilig in Richtung Kempis Street entfernt habe. Sie hielt inne und sah Morse an, als bitte sie um Absolution.
    »Und wissen Sie, wer der Mann war, Inspector? Es war David Acum.«
     

Kapitel Fünfundzwanzig
     
    Gesicht und Hals zunächst reinigen, dann leicht mit e i nem heißen, feuchten Tuch klopfen.
    Anschließend gleichmäßig eine nicht zu dünne Schicht LADYPAK auftragen.
    Es ist darauf zu achten, daß die Augenpartie frei bleibt
    Gebrauchsanweisung für die Anwendung einer
Schönheitsmaske bei fettiger und unreiner Haut
     
    Am folgenden Morgen saß Morse schon um zwanzig nach sechs in seinem Lancia; er schätzte, daß er ungefähr fünf Stunden unterwegs sein würde. Die Fahrt hätte ihm mehr Spaß gemacht, wenn er sich mit jemandem hätte unterhalten können, am liebsten mit Lewis. Kurz vor sieben schaltete er das Autoradio ein, um die Nachrichten zu hören. Fast nur Katastrophenmeldungen: draußen Hungersnöte und Krieg; und hier Bankrotte und Arbeitslosigkeit. Im Osten von Essex hatte man bei einer Suchaktion einen seit Tagen vermißten Lord tot aus einem See geborgen. Aber

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