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der Morgen war frisch und hell, der Himmel heiter und wolkenlos, und Morse kam schnell vorwärts. Er hatte Evesham hinter sich gelassen und schon ein gutes Stück in Richtung Kidderminster zurückgelegt, bevor es etwas verkehrsreicher wurde. Die Acht-Uhr-Nachrichten wollte er sich ersparen und wechselte hinüber zum dritten Programm, wo zu seiner Freude gerade das Fünfte Brandenburgische Konzert begann. Die Reise ging zügig voran; er war schon durch Bridgeworth und fuhr mit reichlich hohem Tempo auf der Umgehungsstraße um Shrewsbury, als er gegen neun Uhr entschied, daß ein Streichquartett von Schönberg ihn doch etwas überfordere, und es ausschaltete. Seine Gedanken kehrten zurück zu jenem See in Ost-Essex, und ihm fiel das Reservoir hinter dem Haus der Taylors wieder ein. Er kam ins Grübeln, bis er beschloß, daß es besser sei, seine ungeteilte Aufmerksamkeit der Straße zuzuwenden. Die A 5 war nicht ganz ungefährlich. Bei Nesscliffe, ungefähr 18 km nördlich von Shrewsbury, wandte er sich nach links auf die B4396 in Richtung Bala. Jetzt war er in Wales; das blaßgrüne Hügelland ging über in steilere Berge. Er machte immer noch einen sehr guten Schnitt und pries die Götter, daß er nicht an einem der trockenen walisischen Sonntage unterwegs war, an denen die Zapfhähne hier geschlossen blieben. Er hatte jetzt schon Durst. Aber als er Bala passiert hatte und in die langgestreckte Linkskurve um Llyn Tegid (wieder ein Reservoir!) einbog, war es noch zu früh, als daß es Sinn gehabt hätte, sich nach einem Pub umzusehen. Er kam durch die belebten Straßen von Portmadoc, die noch mit den bunten Fähnchen festlicher Hochsommertage geschmückt waren, vorbei am Lloyd-George-Museum in Llanystumdwy, und immer noch zeigte die Uhr am Armaturenbrett erst einige Minuten vor elf. Also weiterfahren! Bei Four Crosses ging es nach rechts auf die Straße von Pwllheli nach Caernarvon, er fuhr auf die Lleyn-Halbinsel, an dem dreifachen Gipfel der Rivals vorbei und die Küstenstraße entlang. Zu seiner Linken glitzerte die Caernarvon-Bucht in der Sonne. Beim nächsten Gasthaus, das einigermaßen einladend aussah, würde er anhalten. Im letzten Dorf war er schon an einem vorbeigekommen, das auf ihn keinen sehr verlockenden Eindruck gemacht hatte. Es waren kaum noch fünf oder sechs Kilometer bis Caernarvon, da sah er das Ortsschild BONT-NEWYDD. War das nicht das Dorf, wo die Acums wohnten? Er scherte aus an den Straßenrand und holte den Schnellhefter aus seiner Aktentasche. Richtig, und zwar St. Beuno’s Road 16. Er fragte einen älteren Passanten nach dem Weg und erfuhr, daß er nur ein paar hundert Meter von der St. Beuno’s Road und der Prince of Wales gleich um die Ecke sei. Es war fünf nach elf.
Während er das walisische Bier probierte, überlegte er, ob er die Acums zu Hause aufsuchen sollte. Kam David Acum zum Lunch heim? Ursprünglich hatte er vorgehabt, direkt nach Caernarvon durchzufahren und ihn in der Schule aufzusuchen, am besten in der Mittagspause. Aber vielleicht wäre es auch nicht schlecht, sich vorher ein bißchen mit Mrs. Acum zu unterhalten. Fürs erste schob er die Entscheidung darüber auf, holte sich noch ein Bier und dachte darüber nach, welche Fragen er Acum stellen konnte. Was dessen Aussage anging, er habe den Kongreß nicht verlassen, so war das natürlich gelogen; denn Mrs. Phillipson wäre nie von sich aus auf die Idee gekommen, Acum könne sich in Oxford aufhalten. Es sei denn … Aber diesen allzu phantastischen Gedanken ließ er wieder fallen. Das Bier war gut, und gegen zwölf befand er sich mit dem Wirt in angeregter Diskussion über die traurige Situation an den Sonntagen, wenn ganz Wales Durst litt, und darüber, daß die Nationalisten es nicht lassen konnten, die Ortsschilder zu beschmieren. Zehn Minuten später stand er mit gespreizten Beinen da und betrachtete die durch Graffiti verunzierten Klowände. Einige der Kritzeleien waren für ihn als nicht Walisisch Sprechenden unverständlich; aber an einer, die auf Englisch verfaßt war, blieb sein Blick hängen, und während seine Blase sich schmerzend entleerte, lächelte er ein verständig:
Der Schwanz ist mächtiger als das Schwert
Es war Viertel vor zwölf, und wenn Acum zum Lunch nach Hause kam, mußte er sich jetzt beeilen, um ihn nicht zu verpassen. Er ließ den Lancia am Prince of Wales stehen und machte sich zu Fuß auf den Weg.
St. Beuno’s Road lag rechts ab von der Hauptstraße. Die Häuser waren
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