Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Hauptwache lag.
Mein kleines New York, ich pass auf dich auf!
Die Gedanken über die StraÃeneinteilung und den neuen Twitterkanal hatten sie für eine Weile den Blick des Toten vergessen lassen, doch während sie mit ihrem Fahrrad durch die Mannheimer Innenstadt fuhr, fiel ihr die gestrige Nacht wieder ein. Mit Sicherheit hat es sich unter den Kollegen herumgesprochen, dass die Neue einen vermeintlichen Fehlalarm ausgelöst haben soll.
Mal sehen, welche Phantastereien in der Zwischenzeit zu diesem Gerücht hinzugedichtet wurden. Hoffentlich ist mein Bild unter den Kollegen noch nicht vollständig ruiniert
.
Mittlerweile kam ihr die gestrige Nacht sehr schattenhaft, irreal und weit weg vor. Die bizarre Landschaft, die dunkle Neumondnacht, das Licht aus all den Laternen â der Mord, ihr Alptraum. Alles war irgendwie unwirklich, und tief im Inneren wünschte sich Olivia, dass es tatsächlich ein Fehlalarm gewesen und der Mord nie geschehen wäre.
Nie!
Wenig später erreichte Olivia das Polizeipräsidium, das im Quadrat L6 und verkehrsmäÃig günstig an der dicht befahrenen BismarckstraÃe lag, von wo die Einsatzkräfte schnell ausschwärmen konnten. Das Polizeipräsidium war in einem schönen Haus untergebracht, das etwa 100 Jahre alt war, auch die meisten benachbarten Quadrate waren erst nach 1900 bebaut worden. Olivia hatte gegoogelt und dabei festgestellt, dass das Haus 1903 als Badisches Bezirksamt errichtet worden und seit 1938 Sitz der Mannheimer Polizei war. Die Beschreibungen reichten von »schönem alten Stadthaus« bis zu »schwerem veralteten Beamtengebäude«. Jetzt Stand sie vor dem Polizeipräsidium und blickte ehrfurchtsvoll am Gebäude hoch. Das war also ihr neuer Arbeitsplatz. Sie schloss das Fahrrad ab und ging zum Haupteingang, der aus einer groÃen und schweren zweigeteilten Pforte bestand, die von zwei Säulen umrahmt wurde und direkt auf der Ecke des Quadrats Stand. Mit pochendem Herzen betrat sie das Gebäude.
Als die riesige Tür hinter Olivia ins Schloss fiel, tauchte prompt schon ein erster neuer Kollege auf. Sie lächelte ihm kurz zu und dachte daran, dass sich inzwischen vermutlich alle den Mund über den vermeintlichen Fehlalarm zerrissen hatten. Da machte dieser Kollege bestimmt keine Ausnahme.
Lächeln! Immer schön lächeln!
Während sie sich auf den Weg zu Dr. Klose machte, hoffte sie nur, dass ihr neuer Vorgesetzter Verständnis für sie zeigen würde. Immerhin war er ein Mann mit Erfahrung und konnte ihre Tat sicherlich richtig bewerten. Bei ihrem neuen Partner war sie sich allerdings nicht so sicher. Er schien ein Draufgänger und Mann der Tat zu sein. Vermutungen und Hypothesen waren wahrscheinlich nicht seine Stärken. Auf die Zusammenarbeit war sie ehrlich gespannt. Die konnte heiter werden.
Auf dem Weg in den dritten Stock drängte sie sich an ein paar Streifenpolizisten vorbei, die ihr auffällig hinterherschielten.
Typisch Mann. Trotzdem lächeln! Die können nichts dafür. Entweder sie wissen bereits von meinem Einsatz gestern Nacht oder sie haben seit langem keine Frau mehr hier gesehen. Wahrscheinlich beides
.
Sie nahm die letzten Treppenstufen und betrat den Flur, in dem sich das Büro ihres neuen Chefs, Kriminaldirektor Dr. Manfred Klose, befand.
Olivia war zwei Minuten zu früh, deshalb beschloss sie, noch einen Augenblick zu warten. Sie ging langsam auf dem Gang auf und ab und las einige Aushänge, den Speiseplan und ein paar Wohnungsgesuche am schwarzen Brett. SchlieÃlich war es soweit.
9 Uhr. Dienstbeginn! Das wird schon gut. Am Ende lobt er mich sogar, dass ich so aufgepasst habe. Und mit viel, viel Glück haben sie die Leiche schon, dann löst sich alles in Wohlgefallen auf
.
Olivia ging zum Zimmer von Dr. Klose und klopfte vorsichtig an. Nachdem sie ein kurzes und offensichtlich schlecht gelauntes »Ja« vernommen hatte, betrat sie den Raum.
Gute Laune hat er ja nicht gerade, mein neuer Chef. Hoffentlich hängt das nicht mit mir zusammen
.
Sie hatte sich nicht getäuscht, im Gegenteil. Nicht nur das »Ja« hatte schlecht gelaunt geklungen, ihr Chef war insgesamt ziemlich mieser Stimmung. Als Olivia den Raum betrat, befand er sich gerade in einem Gespräch mit Moritz. Für einen Moment schenkte er ihr seine Aufmerksamkeit und lieà von Moritz ab.
»Was um alles in der Welt haben Sie sich dabei gedacht?«, raunzte
Weitere Kostenlose Bücher