Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
wozu gehörst du?«, fragte Olivia.
Moritz legte das siegessichere Lächeln eines Lottogewinners auf. Seinem Gesicht sah man an, dass er über eine schlagfertige Antwort nachdachte, ihm aber nichts einfiel. Olivia mochte diesen Anblick und amüsierte sich darüber.
Höflich und korrekt versuchte Fatih, die Situation mit einer Bemerkung zu überbrücken: »Die Schönheit einer Frau sollte man stets zu schätzen wissen.« Er deutete eine Verneigung an, die seine Wertschätzung unterstreichen sollte.
Der ist aber gewaltig flirty. Bei seiner Charmeoffensive muss Frau ganz schön vorsichtig sein. Na ja, immerhin ist er höflich. Das gefällt mir
.
Aus Berlin kannte sie das nicht.
»Hey, alter Charmeur, du bist verheiratet und hast vier Kinder«, kommentierte Moritz, »kein Grund, hier mit guten Manieren aufzutrumpfen und mir die Show zu stehlen!«
Olivia hatte kein Ohr für die Frotzeleien ihrer neuen Kollegen. Sie hatte sich daran festgebissen, dass man im Polizeipräsidium von einem Fehlalarm sprach. Fassungslos trat sie zwischen die beiden.
»Moment, ihr zwei. Um noch einmal eines festzustellen: Das gestern Nacht war kein Fehlalarm! Gibt es hier verdammt nochmal denn niemanden, der meine Geschichte glaubt?«
»Es gibt zumindest viele, die ihre Schadenfreude kaum zügeln können«, entgegnete Moritz.
Schadenfreude? Wie bitte?
»Wie kann man denn Schadenfreude empfinden, wenn man mich noch gar nicht kennt?«, fragte Olivia verdutzt.
»Nicht wegen dir, keine Sorge. Aber möglicherweise kostet der Fehlalarm Klose die Beförderung ins Innenministerium, an der er seit Ewigkeiten arbeitet.« Moritz grinste. »Und wenn das der Fall sein sollte, hättest du eine Menge Anhänger im Polizeipräsidium gewonnen. Die wiederum empfinden dann Schadenfreude.«
»Dann bleibt er ja noch länger hier«, schaltete sich Fatih trocken und zynisch ein, »ist es das, was du willst?« »Tja, damit hättest du dann deine schadenfrohen Anhänger genauso schnell wieder verloren«, konstatierte Moritz. »Aber nun an die Arbeit.«
Offensichtlich hatte Moritz genug von dem Wortgeplänkel und verspürte starken Tatendrang.
»Hast du alles vorbereitet?«, fragte Moritz in Richtung des Forensikers.
»Was meinst du?« Fatih verstand zunächst nicht ganz, was Moritz meinte, weil sein Kommentar aus dem Zusammenhang gerissen war. Dann ging ihm ein Licht auf, und er erinnerte sich daran, was die beiden ausgemacht hatten: »Ach so, ja, bin startklar. Allerdings muss ich noch einmal förmlich protestieren. Ich setze mich nur ungern über die Dienstvorschriften hinweg.«
»Etwas mehr RockânâRoll, Fatih!« Moritz gab ihm einen Klaps auf die Schulter, während er sich seine Lederjacke schnappte. »Sei nicht immer deutscher als die Deutschen.« »Deutscher als die Deutschen? Wir Türken sind sehr ordnungsliebende Menschen. Wie soll ich da deutscher sein als die Deutschen?«
»Ordnungsliebend? Ganz bestimmt, Fatih«, zog ihn Moritz weiter auf.
»Moment, ihr beiden! Wohin gehen wir denn jetzt?« Olivia sah ihre Kollegen fragend an. Sie verstand gerade gar nichts.
»Und vorbereitet für was?«, hakte sie nach.
»Magst du nicht mit?«, fragte Moritz.
»Mit wohin? Du sprichst in Rätseln.«
»Zum S-Bahn-Waggon.«, grinste Moritz.
»Zum S-Bahn-Waggon? Ich dachte, du glaubst mir nicht?« »Tue ich auch nicht. Aber da der Alte, also Klose, gegen jegliche weitere Untersuchung ist, kann ich leider nicht widerstehen und fühle mich gezwungen, doch in dieser Sache zu ermitteln.«
»Nichts auf der Welt macht Moritz so sehr SpaÃ, wie Kloses Regeln zu brechen«, erklärte Fatih.
»Verstehe«, nickte Olivia.
»Abmarsch!«
»Und kein Wort zu Klose, ja!«, ermahnte Fatih seine beiden Kollegen. »Wegen der Dienstvorschriften â«
»Sag ich doch, deutscher als die Deutschen!«
Das Strandbad Neckarau befand sich nicht am Neckar, sondern am Rhein und dazu weit auÃerhalb des gleichnamigen, südlich von Mannheim gelegenen Stadtbezirks, zu dem Neckarau selbst sowie der Almenhof und Niederfeld gehörten. Am Strandbad, im daneben liegenden Waldpark und in einer kleinen, nahe liegenden Schrebergartensiedlung suchten die Bewohner der Umgebung Erholung. Dass in den Goldenen Zwanzigerjahren das Strandbad gerade hier eingerichtet worden war,
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