Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
müde war er auch nicht. Resigniert schaltete er die Spielkonsole wieder ein und begann sein Spiel von vorne. Fünf Minuten hielt er das aus, dann hatte er auch dazu keine Lust mehr.
Er lehnte sich nach hinten, holte tief Luft und begann zu weinen. Die Verzweiflung in ihm war groÃ, und die Tränen taten ihm gut. Als er sich wieder gefasst hatte, stieà er aus Versehen die Wasserflasche um, die sich über den Teppichboden ergoss. Doch Lukas zeigte keine Eile, sie wieder aufzuheben. Unendlich langsam beugte er sich nach vorn, nahm die Flasche und stellte sie auf den Tisch. Das Wasser, das ausgetreten war und sich gerade in den Teppich saugte, ignorierte er.
»Ist mir doch egal«, dachte Lukas bei sich und fing gleich darauf wieder zu schluchzen an. Doch dieses Mal entwickelten sich die bitterlichen Tränen zu einem Wutanfall. Er kreischte und schrie wie wild, hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Tür. Immer und immer wieder. Dabei wusste er doch, dass dies nichts bringen würde. In den ersten Tagen hatte er nur geschrien und um Hilfe gerufen, trotzdem hatte ihn niemand gehört. Wahrscheinlich konnte ihn niemand hören.
»Dafür haben die sicherlich gesorgt«, sagte er im Selbstgespräch laut vor sich hin und beruhigte sich langsam wieder. Immer noch waren seine Augen feucht.
Der Wutanfall hatte Kraft gekostet, deshalb ging er zurück zur Couch und lieà sich auf sie fallen. Einmal noch trat er mit seinem rechten Bein voller Wut gegen den Tisch. Es schmerzte â helfen konnte es ihm nicht. Er musste sich beruhigen und die Wutanfälle lassen, das war ihm durchaus klar, während er auf der fremden Couch lag und nur eines wollte:
»Ich möchte zu meiner Mama!«
Das war sein alles bestimmender Gedanke, und wenn er einmal nicht von ihm beherrscht wurde, grübelte er darüber nach, warum er entführt worden war. Er hatte niemandem etwas getan und seine Eltern sicherlich auch nicht. Der neunjährige Junge in seinem Kapuzenpulli und den kurzen Hosen hatte keine Ahnung.
Olivia sah den Dicken scharf an, dann schweifte ihr Blick zu Vanessa und Igor. SchlieÃlich betrachtete sie den jüngeren der beiden Bewaffneten und versuchte ihre Situation abzuschätzen. Den Dicken konnte sie überwältigen, dessen war sie sich sicher. Aber was war mit dem anderen? Würde er auf sie oder gar auf Vanessa schieÃen? Igor musste mit einspringen. Sie fixierte ihn, bis er endlich zurückblickte.
»Was ist, was gaffst du so blöde?«, fragte sie der Dicke. Sie antwortete nicht, sondern grinste ihn nur breit an. Das wiederum verunsicherte ihn.
»Warte, dir wird das Grinsen noch vergehen.«
Er drehte sich zu seinem Komplizen um und war daher für einen kleinen Moment unachtsam. Olivia nutzte das für ihre Zwecke aus. Sie erinnerte sich an das Einsatztraining, das sie in Berlin jeden Monat absolviert hatte. Dann nickte sie in Windeseile Igor und Vanessa zu.
Blitzartig schlug sie dem Dicken die Waffen aus der Hand und stürzte sich auf ihn. Er was so überrascht, dass er in Sekundenschnelle unter ihr lag, die Hände auf dem Rücken gekreuzt. Igor war in der Zwischenzeit auf den anderen losgegangen. Vanessa reagierte ebenso schnell und warf Olivia die Pistole zu, die der Dicke hatte fallen lassen.
Da löste sich plötzlich ein Schuss. Einen Wimpernschlag lang erstarrten alle, dann brach Igor zusammen, wobei er sich verzweifelt an den Komplizen klammerte und ihn so deutlich behinderte.
Olivia fing die Waffe, die ihr Vanessa zuwarf, mit einer Hand, entsicherte sie und hielt sie dem Dicken an den Hinterkopf.
»Sofort die Waffe weg, oder ich blas dem hier ein Loch in den Kopf«, drohte sie mit lautstarker, herrischer Stimme.
Der Komplize konnte erst reagieren, als Igor vollständig zusammengesackt und zu Boden gerutscht war. Vanessa entwaffnete ihn.
Was mach ich bloÃ!
Olivia war von ihrem eigenen Mut überrascht.
»Los, ihr beiden. Zu Boden und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Los, los!«, drohte sie weiter.
Der Dicke und sein Komplize knurrten, taten aber, wie Ihnen gesagt worden war.
Dann zwinkerte Olivia Vanessa zu. »Los, ruf die Polizei.«
dritter tag
»Was hast du?«, fragte Moritz erstaunt, als er kurz nach 9 Uhr das gemeinsame Büro betrat. Er zog seine Lederjacke nicht aus und lieà sich gleich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
»Ich hab verhindert, dass zwei Typen Igor Ravov
Weitere Kostenlose Bücher