Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
standen noch Leute herum. Umso erleichterter war Olivia, dass sich ihre Tasche noch in der Garderobe befand. Sie nahm sie an sich und ging wie verabredet zur Ausfahrt des Parkhauses zurück. Eigentlich hatte sie gedacht, dass Vanessa schneller am verabredeten Treffpunkt sei, doch da hatte sie sich offensichtlich getäuscht. Niemand war zu sehen. Sie wartete eine Weile, aber da sie weder Schritte noch ein Auto hörte, wurde sie unsicher. Nach weiteren fünf Minuten rief sie in die Tiefgarage hinein.
»Vanessa! Alles in Ordnung?«
Sie hatte nicht erwartet, eine Antwort zu erhalten, trotzdem verunsicherte sie die Stille im Parkhaus gewaltig. »Vanessa?«
Wieder keine Antwort. Etwas musste geschehen sein. Vorsichtig lief Olivia ins Parkhaus hinein. Sie hatte keine Ahnung, wo Vanessa geparkt hatte, noch wie ihr Auto aussah. Dennoch musste sie etwas unternehmen, deshalb lief sie vorsichtig die Reihen der Autos ab. Nach den ersten Reihen überkam sie Panik. Wo war ihre Freundin denn? Sie konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Zwar kannte sie Vanessa erst seit Kurzem, aber sie war hundertprozentig nicht der Typ Mensch, der jemanden im Stich lieà und einfach nach Hause fuhr. Inzwischen rannte Olivia durch die Reihen.
Ständig blickte sie sich um oder spähte zwischen den Autos hindurch. Durch eine der Lücken sah sie etwas Blaues blitzen. War das Vanessa? Oder doch nicht?
»Vanessa? Das ist nicht lustig.« Olivias konnte sich die Situation nicht erklären. Spielte Vanessa ihr einen Streich? Aber das sah ihr nicht ähnlich.
»Wo bist du?«
Keine Reaktion. Langsam, aber sicher ergriff Olivia Panik. Was konnte passiert sein? Vanessa hätte sie hier nicht einfach zurückgelassen, auf keinen Fall. Das würde aber bedeuten, dass sie noch hier war, und wenn sie noch hier war und sich nicht auf ihre Rufen meldete, musste ihr etwas passiert sein. Mein Gott, hätte sie sie doch nur nicht allein gelassen. Alles wegen dieser blöden Tasche!
In diesem Moment drang ein lauter männlicher Schrei durch das Parkhaus. Olivia gefror das Blut in den Adern. Sie drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Erkennen konnte sie nichts. Sie bückte sich, quetschte sich zwischen den Fahrzeugen durch und schlich vorsichtig Schritt für Schritt vorwärts zu der Ecke, aus der der Schrei vermutlich gekommen war. Gleich würde sie am Ende der Autoreihe ankommen und sich links und rechts Umsehen können. Doch gerade als sie an Ort und Stelle angelangt war und sich die Locken hinter die Ohren geschoben hatte, damit sie gut sehen konnte, geschah es. Olivia schob den Kopf vorsichtig aus dem Spalt zwischen den Autos durch und blickte direkt in den Lauf einer Pistole.
»Aufstehen, Kleine, na los!«
Ein dicker, unrasierter Typ um die vierzig Stand vor ihr und richtete seine Waffe genau auf ihr Gesicht. Mit der freien Hand deutete er ihr an, langsam aufzustehen. Olivia hob ihre Hände in die Höhe und tat, wie ihr befohlen worden war. Als sie endlich aus der Parklücke heraus war, konnte sie das ganze Ausmaà der Situation erkennen. Der unrasierte Typ war nicht allein. Bei ihm Stand ein Komplize, der etwas jünger und sportlicher aussah. Auch er hielt eine Waffe in der Hand und richtete diese auf Vanessa â und auf Igor! Beide waren geknebelt und an den Händen gefesselt. Olivia war restlos erstaunt. Ihr erschlossen sich die Zusammenhänge nicht.
Verdammt was ist hier los?
»Wir haben gerade überlegt, was wir mit deiner hübschen Freundin machen. Und jetzt müssen wir überlegen, was wir mit dir machen«, grinste der Dicke Olivia feist und selbstsicher an.
DrauÃen fing es an, leicht zu regnen. Lukas spielte noch ein wenig mit der uralten Spielekonsole, doch schon bald hatte er keine Lust mehr dazu. Längst kannte er das Spiel in und auswendig und hatte alle Level durch. Er brauchte ein neues. Seufzend Stand er von der Couch auf. Im Nebenzimmer standen mehrere Plastikflaschen mit Wasser. Lukas nahm sich eine und ging zurück. Als er sich wieder auf die Couch gesetzt hatte, setzte er die Flasche an und trank gleich ein Drittel leer. Er musste viel trinken, das wusste er, aber er vergaà es über den Tag immer wieder. Dann sah er die Comics durch, die im Regal standen. Die meisten hatte er schon gelesen. Und überhaupt, er hatte jetzt keine Lust, etwas zu lesen. Es war wahrscheinlich schon sehr spät, aber
Weitere Kostenlose Bücher