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Wyler, Leana

Wyler, Leana

Titel: Wyler, Leana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: letzte Tür links (German Edition) Nottingham Castle
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stark werden”, hatte sie Cecelya angeschrien, „lass ihn mit deinen weinerlichen Sagen in Ruhe, die kann ein Mann nicht gebrauchen.”
    Und recht hatte sie gehabt, da war er sich sicher. Liebe, das war romantischer Unfug, mit dem sich die einfachen Gemüter ihre Zeit vertrieben, genau wie ihr dummer Aberglaube.
    Er, Eadric von Nottingham, hatte wichtigere Dinge im Kopf. Und er sollte sich erst einmal darum kümmern, diesem Robin Hood den Garaus zu machen.
    Entschlossen presste er die Augen zusammen und befahl sich zu schlafen.

*
Susannah atmete auf. Der Sheriff hatte seit drei Tagen nichts mehr von sich hören lassen. Langsam kam ihr die Begegnung mit ihm wie eine ganz unwirkliche Begebenheit vor. Im Grunde war ja auch nichts passiert. Sie hatte seine Wunde versorgt und ihm seine verkrampften Schultern gelockert, keine große Sache. Eine Frau nach seinem Geschmack war sie sowieso nicht, das wusste sie. Dazu hatte sie ein viel zu loses Mundwerk. Er brauchte Menschen um sich, die sich unterwarfen und seine Stiefel leckten. Dann konnte er sich groß und mächtig fühlen. Sie schüttelte den Kopf, wenn sie nur daran dachte. Wie armselig solche Menschen doch waren, die sich andere untertan machen mussten, um sich selbst erhabener vorzukommen.
    Bitter war allerdings, dass sie nichts gegen seine Übergriffe auf die Mägde tun konnte. Aber vielleicht würde sich das von alleine legen, wenn er erst einmal den Bund der Ehe mit Lady Marian geschlossen hätte.
    Sie schob den Gedanken an ihn beiseite, zu tun hatte sie auch so genug in diesen Tagen. Seit ihr Vater weg war, oblag es ihr, sich um die Kranken im Dorf zu kümmern. Und auch ihre Aufgaben als Hebamme waren vielfältig, es gab immer irgendwo Säuglinge zu versorgen und Frauen, die kurz vor der Niederkunft standen. So wie diese hier, der Susannah gerade einen Besuch abstattete. Sie legte ihr Hörrohr auf den stattlichen Bauch von Jolanda, die in wenigen Tagen mit ihrem fünften Kind niederkommen würde. Susannah musste sich sehr anstrengen, den leisen Herzschlag zu hören, denn vom Haus nebenan klang ein lautes Wehklagen herüber.
„Was ist denn bei deiner Nachbarin los?“, fragte sie über den Kugelbauch hinweg.
„Ach”, seufzte Jolanda, „ihr Mann war als Geleitschutz für die Steuereintreiber mit dabei gewesen.“
„Und er wurde durch Robin Hoods Pfeile getötet?“
Jolanda hievte sich mühsam in eine sitzende Position. „Nein, beim Überfall wurde er von Robins Männern bewusstlos geschlagen. Den Rest erledigten Nottinghams Soldaten.“
„Was meinst du?“, fragte Susannah. Er hatte doch wohl nicht wirklich seine Drohung wahr gemacht?
    „Der Sheriff ist ein Untier”, stieß Jolanda hervor. „Er hat den überlebenden Männern die Köpfe abschlagen lassen und diese an seinem Burgtor aufgespießt. Als Mahnung für alle seine Soldaten zur Tapferkeit!“
Susannah ließ ihr Hörrohr fallen. Dieser feige Hund! Sie würde ihm ins Gesicht spucken, falls er sie jemals wieder zu sich ins Castle holte!
„Er wird seine Strafe erhalten, glaube mir das“, murmelte sie.
    Jolanda sah sie fragend an. „Was hast du gesagt?“
    „Nichts.“ Schnell hob Susannah das Hörrohr vom Boden auf und packte es weg.
Sie wusste noch nicht wie, aber sie würde einen Weg finden, um ihn für seine Untaten büßen zu lassen …

*
Also doch! Ein Bote stand vor Susannah und drückte ihr mit unverhohlenem Grinsen einen Brief in die Hand. Als er weg war, riss sie ihn auf.
In zackigen, großen Lettern stand da „Heute Abend, nach Sonnenuntergang, üblicher Ort“. Anrede und Unterschrift hatte er sich natürlich gespart, Höflichkeit war für den Herrn offenbar überflüssig.
Es war ihr vollkommen schleierhaft, wie sie sich zusammenreißen sollte. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen, sobald sie ihn nur sah. Dann hätte das Dorf allerdings keine Hebamme mehr, damit wäre also niemandem gedient. Sie musste wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel machen. Ein richtiger Plan war ihr trotz reichlichen Nachdenkens noch nicht eingefallen. Selbst wenn sie einen Dolch mitnähme – sie würde es nicht über sich bringen, einen Menschen zu töten, das war ihr leider bewusst. Abgesehen davon, dass ihr seine Wachen den Garaus machen würden. Aber irgendwie würde sie den Mann bezahlen lassen!
Als die Sonne am Abend wie eine rote Kugel über dem Sherwood Forest versank, ritt Susannah wieder zum Castle. Sie drückte dort die Zügel dem Wachmann in die Hand und durchschritt den

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