Wyrm. Secret Evolution
weiter und mit wild rudernden Armen auf einen Schutthaufen zu, bevor es ihm gelang, die Kontrolle zurückzuerlangen und einen hämmernden Herzschlag lang zitternd und bebend in der Bewegung zu verharren.
Jana schrie erneut.
David wirbelte herum. Bevor er auch nur im Entferntesten begriff, was mit ihnen geschah, sah er einen Schatten auf sich zujagen. Er riss die Hände schützend hoch. Es war Jana, die jetzt strauchelnd gegen ihn prallte.
»Was ist mit dir?«, schrie nun David sie an, um das Getöse um sie herum zu übertönen.
»Ich â¦Â«, Jana spuckte etwas aus, und David hoffte, dass es nicht Blut war. »Ich â¦Â«
Dann erschlaffte sie in seinen Armen, mit denen er sie schützend an seinen Körper gepresst hielt, als sei sie eine leblose Puppe.
In diesem Moment erstarb etwas in David. Das Chaos war wie weggeblasen und machte etwas anderem Platz, keinem bewussten Gedanken, sondern einer gleichzeitig wilden und kalten Entschlossenheit. Er umklammerte Jana wie ein Kleinkind und schleppte sie weiter. Hinter ihnen brach bereits ein weiterer Teil der Decke mit einer berstenden Wolke von Staub, Dreck und Betonsplittern ein, die wie eine Tsunamiwelle über sie hinwegbrandete. Etwas traf David mit der Wucht eines hart geschlagenen Baseballschlägers im Rücken, und er stolperte zwei, drei Schritte vorwärts, hätte fast Jana fallen lassen. Verzweifelt um sein Gleichgewicht kämpfend sah er nach oben.
Da war etwas, ein flackernder Lichtschein, Nicos »SunFire«, deren Strahlen kaum mehr als ein schwaches Signal aussendeten, da sie nicht mehr die aufwirbelnden Partikel zu durchdringen vermochten.
»Hierher!«, hörte er Nico aus Leibeskräften rufen. »Ich bin hier!«
David mobilisierte seine letzten Energien. Er drehte sich dem schemenhaft erkennbaren Bahnsteig zu, wuchtete Jana an diesem hoch und spürte, wie ihn dabei etwas streifte ⦠dann, wie ihm Jana grob aus den Händen gerissen zu werden drohte.
»Und jetzt du, David«, hörte er Mayas Stimme. »Schnell, komm hier hoch, her zu mir!«
In all dem Chaos um sie herum wurde Maya überflutet von dem, was sie für David empfand. Nichts war ihren Gedanken und Gefühlen gerade ferner, als sich selbst zu retten.
Sie wollte nur David retten.
»Jetzt komm schon!«, schrie Maya. »Bevor es zu spät ist!«
David wollte antworten. Da krachte und barst etwas direkt über ihm, und als er den Kopf in den Nacken legte, hatte er das Gefühl, der Boden würde ihm unter den FüÃen weggerissen.
Er starrte direkt in das unbeschreiblich schreckliche Antlitz der Kreatur aus seinen Träumen.
Im selben Moment explodierte die brüchige Tunneldecke vollends, und ein riesiges Trümmerstück sauste direkt auf ihn zu.
*
»Ich hatte euch gewarnt!« Susan trat so hart in die Bremse, dass der alte Wagen mit den abgefahrenen Sommerreifen fast ausbrach. »Jetzt werden wir ein Exempel statuieren, dass es sich nur so gewaschen hat.«
Robbie und Brit verstanden unter Garantie nicht, was ein Exempel war, und schon gar nicht wussten sie, was statuieren bedeutete. Aber der Ton machte die Musik. Sie verstummten zwar noch immer nicht, aber ihr Gekreisch klang jetzt ⦠anders. Wie das einer Affenhorde, die einen Leoparden wittert.
Susan löste den Sicherheitsgurt und war im Rekordtempo aus dem Auto heraus. Nur ganz nebenbei registrierte sie, dass sie direkt vor einem monströsen Bagger gehalten hatte und dass sich nur wenige Meter entfernt eine mit Blinkleuchten gesicherte Absperrung um ein groÃes Loch befand, aus dem heraus es merkwürdig grummelte und grollte. Der Boden unter ihr schien zu beben, als würde er ein Eigenleben führen. Doch schrieb sie all diese Anzeichen bloà ihrer eigenen Gereiztheit zu und blendete sie vollständig aus.
»Und nun zu euch.« Sie riss die hintere Wagentür auf, packte Brit und zerrte sie viel grober heraus, als sie es normalerweise für angemessen gehalten hätte. Umso lauter fluchte sie: »Ich hatte es euch zigmal gesagt: Ihr dürft beim Fahren nicht so rumtoben. Dann kann ein ganz schlimmer Unfall passieren. Und am Ende sind wir alle tot.«
Brit hatte den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet und starrte ihre Mutter nun mit angstrunden Augen an. Normalerweise wäre Susans Herz bei diesem Anblick zerschmolzen. Aber nicht heute. Die Wut auf ihren Mann mischte sich mit der
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