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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Grollen und Brummen veränderte sich, wurde düsterer, kraftvoller. »Das gefällt mir nicht. Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen.«
    Er wollte Susan mit sich ziehen, aber sie riss sich los und stürzte auf die schwärende Wunde im Untergrund zu. Ja, da war etwas, das spürte auch sie ganz deutlich. Aber es war etwas anderes, als Hauptkommissar Weber mit seinem nüchternen Polizistenverstand erfassen konnte.
    Â»Robbie!«, schrie sie.
    Ein schwarzer Haarschopf tauchte am Rand des Schlunds auf und verschwand augenblicklich wieder. Sie glaubte Finger zu sehen, die sich verzweifelt in den bröckligen Rand des Abgrunds krallten. Alles in ihr schrie danach, Robbie in die Arme zu schließen. Sie beschleunigte ihre Schritte, als durch den geschundenen Asphalt unter ihr ein harter Ruck ging …
    *
    Das Krachen und Bersten hörte überhaupt nicht mehr auf. Das Auto wurde wie bei einer rasanten Fahrt auf einer Schotterpiste durchgeschüttelt. Ein beständiger Strom von Betonsplittern und größeren Brocken hagelte auf den zerstörten Polo herab, der David und den Jungen mit seinem demolierten Metallkleid zu schützen versuchte. Das Schlimmste aber waren die weit aufgerissenen Kinderaugen des Jungen, der wild zappelnd im Kindersitz saß und alles tat, um zu verhindern, dass David ihm helfen konnte.
    Â»Jetzt hör endlich auf, so rumzuhampeln!«, zischte ihm David ins Ohr. »Oder willst du, dass ich dich hier alleine zurücklasse?«
    Das war sicherlich kein Spruch, den ihm die Super Nanny begeistert abgesegnet hätte – aber er half. Der Junge hörte nicht nur auf zu zappeln. Er tat darüber hinaus das einzig Vernünftige und betätigte eigenständig den Öffnungsmechanismus, den David bislang vergebens gesucht hatte. Im selben Moment, als sich die Gurte öffneten, riss David den Jungen nach oben … und wurde gegen die Seitenscheibe geschleudert, als sich der Wagen seitlich neigte und von der Bahnsteigkante abzurutschen begann.
    Â»Mama!«, kreischte der Kleine direkt in Davids Ohr, sodass dieser das Gefühl hatte, als würde sich der Ausruf geradewegs über seine Gehörgänge in sein Gehirn bohren.
    Am liebsten hätte auch David aufgeschrien, aber dazu fehlte ihm die Luft. Alles, was er hervorbrachte, war ein tiefes Stöhnen.
    Â»Mama«, flüsterte der Junge, diesmal fast unhörbar. »Das … das wollte ich nicht.«
    Â»Ich auch nicht«, keuchte David automatisch, und in seinem Inneren empfand er dabei eine tiefe Verzweiflung. Wenn er und seine Freunde nur nicht so verrückt gewesen wären, das »Atlas«-Logo an dem protzigen Hochhaus des Versicherungskonzerns mit ein paar hastigen Sprayarbeiten zu verunstalten, wenn sie sich nur nicht vor den Sicherheitsleuten in dem verlassenen U-Bahn-Bereich hätten verstecken wollen – dann wäre er nicht in diese ausweglose Lage tief unterhalb der Stadt geraten.
    Jetzt konnte er nur noch zusehen, dass er schleunigst sich und den fremden Jungen hier herausbrachte, für den er plötzlich verantwortlich war. Raus, zu seinen Freunden, in die scheinbare Sicherheit der Oberwelt … und weg aus der Verwüstung, weg von dem Unheimlichen, das hier irgendwo lauerte, dem Wimmeln und Wuseln, das nach ihm zu greifen versucht hatte …
    Ein tiefes, unendlich gequältes Stöhnen erfüllte mit einem Mal die Luft, als wimmere die Erde selbst vor Pein. Und David meinte zu spüren, wie der gesamte Boden unter seinen Füßen erneut zu beben begann. Aber da erklangen noch weitere Geräusche. In dem Stöhnen schwang noch etwas anderes mit, etwas, das fremd war, das seine Sinne nicht fassen konnten und ihm doch auch wieder so sehnsuchtsvoll vertraut erschien, dass es David schmerzte.
    Er erinnerte sich zum wiederholten Mal an das einschneidendste Erlebnis seiner Kindheit, an den heftigen Streit mit seiner von ihm sehr geliebten Adoptivmutter wegen einer schlechten Note. Und seine tiefe Verzweiflung, als er an demselben Tag in der Schule auch noch von seinem Lehrer ausgeschimpft und von seinen Klassenkameraden ausgelacht worden war, woraufhin er in der Pause mit dem Gefühl davonlief, dass sich die ganze Welt gegen ihn verbündet hätte …
    Schon öfters war er im Schulkeller gewesen, dem Ort dunkler Schrecken und süßer Einsamkeit, und er hatte ihn auch diesmal in seiner Verzweiflung aufgesucht. Doch an

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