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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gerechten Empörung darüber, dass das Herumtoben ihrer Kinder beinahe zu einem schweren Unfall geführt hatte.
    Sie drehte Brit herum, um sie auf das Autodach zu legen. Im selben Moment begriff sie, dass sie dabei war, einen Riesenblödsinn zu machen, der gegen jeden Grundsatz maßvoller Erziehung verstieß. Es reichte, oder besser gesagt, es musste nach ihrem bisherigen Aufbrausen bereits reichen: eine nochmalige ernsthafte Verwarnung. Und dann würde sie in aller Ruhe nach Hause fahren und für sich und die Kinder einen Tee kochen und sich in ihr Bett verkrauchen, um erschöpft eine Runde durchzuweinen.
    Sie drehte Brit wieder zu sich herum. »Wenn du mir versprichst, demnächst beim Autofahren ganz lieb zu sein, wird Mami …«
    Weiter kam sie nicht.
    Ihr alter Polo machte einen Hüpfer … und sackte dann vor ihren Füßen in den Straßenasphalt ab. Susan traute ihren Augen nicht. Als das Geschehen wie die eisige Kälte an einem frostigen Wintermorgen in ihr Bewusstsein kroch, waren vielleicht nicht mehr als zwei, drei Sekunden vergangen. Aber da war es bereits zu spät.
    Â»Robbie!«, schrie sie voller Panik und selbst um Halt strauchelnd.
    Sie wollte um den Wagen herumhetzen, auf die andere Seite, die Tür aufreißen, Robbies Sicherheitsgurt lösen, ihn aus dem Wagen zerren. Doch der Boden unter ihren Füßen bebte jetzt so heftig, dass es sie mit Brit festgekrallt in den Armen um einige Meter zurückwarf.
    Robbie blickte sie dabei stumm und verständnislos aus dem Auto heraus an. Und das war wohl das Schlimmste in dieser Situation: Es lag nicht ein einziger Funken Vorwurf in seinem Blick, nur das endlose Vertrauen eines Fünfjährigen in seine Mutter, die gleich alles wieder in Ordnung bringen würde.
    Â»Nein!«, schrie Susan.
    Die Erde schüttelte sich und bebte wie ein durchgehendes Pferd.
    Robbies Mund öffnete sich jetzt wie zu einer stummen Frage. »Mama?«, schien er zu sagen. »Warum holst du mich hier nicht endlich raus?«
    Susan versuchte sich mitsamt Brit nach vorne zu werfen, der Wellenbewegung entgegen, die die Straße aufwühlte. Stattdessen wurde sie jedoch wie vom Sog einer hereinströmenden Flut noch weiter zurückgetrieben.
    Und dann sackte der siebzehn Jahre alte Polo vollends durch den Asphalt, verschluckt von etwas, das sich vollkommen Susans Vorstellung entzog …
    *
    Es war kein Trümmerstück, sondern ein Wagen, der durch die Decke herabstürzte und direkt vor David auf der Bahnsteigkante aufschlug. Das Fahrzeug – ein uralter Polo, wie ein ruhig analysierender Teil seines Selbst sofort feststellte – war seltsam deformiert, aber der Motor lief noch.
    Und die Innenbeleuchtung war eingeschaltet.
    Langsam, aber unerbittlich rutschte der Polo auf ihn zu. David begriff, dass er ihn treffen und zerschmettern würde, wenn er nicht schnellstens zusah, dass er hier wegkam. Trotzdem war er wie paralysiert.
    Auf der Rückbank, in einem Kindersitz, saß ein vielleicht fünfjähriger Junge und starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an.

03
    Das Heulen der Sirene zerrte an Susans Nerven, fegte jeden bewussten Gedanken beiseite. Sie schmiss die Tür des Krankenwagens zu, mit dessen Fahrer sie gerade ein paar Worte gewechselt hatte, und stapfte wütend in Richtung Polizeiwagen. Das Schrillen trieb sie noch in den Wahnsinn. Robbie, Robbie … jaulte die Sirene, und jedes Mal versetzte es ihr einen heftigen Stich. Sie hatte als Mutter versagt, ganz eindeutig. Wie sonst hatte sie es zulassen können, dass ihr gerade erst einmal fünfjähriger Sohn auf direktem Weg in die Hölle hinabfuhr?
    Â»Verdammt!«, schrie sie den neben dem Wagen stehenden Einsatzleiter an. »Können Sie nicht die blöde Sirene ausmachen?«
    Der Mann, seinem Namensschild nach Hauptkommissar Frank Weber, drehte sich zu ihr um und setzte dabei zu einer harschen Antwort an. Dann erkannte er sie als Betroffene, nickte knapp und gab seinem im Wagen sitzenden Kollegen zu verstehen, dass er Susans Aufforderung folgen sollte.
    Dennoch wurde der Lärm, der zusätzlich an Susans Nerven zerrte, um keinen Deut besser. In der Ferne heulte und jaulte es jetzt um die Wette, und dann bog auch schon ein großer Feuerwehrwagen in die Straße ein und blieb hinter einem blau-weißen THW -Lastwagen stehen. Susan interessierte sich aber nicht weiter für die Neuankömmlinge. Sie

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