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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diesem besagten Tag hatte er sich in einem Bereich des Heizungskellers verlaufen, von dessen Existenz er zuvor gar keine Ahnung gehabt hatte. Er hätte sich umdrehen und zurückgehen können, hinein in das Licht des Treppenhauses und zu seinen Schulkameraden, zurück in die Normalität von Schultafeln, Kreide und Hausaufgaben …
    Aber das tat er nicht. Vielleicht, weil es nicht wirklich seine Welt war und er das mit der schmerzhaften Klarheit eines unglücklichen kleinen Jungen an diesem Tag begriffen hatte.
    Die uralten, vielfach verwinkelten Rohre des Heizungskellers, die merkwürdigen Geräusche um ihn herum, das Summen, Klicken und Gluggern, vor allem aber das tiefe, lang gezogene Stöhnen der veralteten Heizungsanlage kamen ihm mit einem Mal viel vertrauter vor als die vielfältigen Geräusche im Klassenzimmer, das Gemurmel, Rufen und Kreischen der Kinder sowie die Kommandos der Lehrer, die Tag für Tag versuchten, Ordnung ins Chaos zu bringen.
    Dieses Treiben war ihm schon immer so befremdlich erschienen, dass er sich seit seinem Tag der Einschulung wie ein kleiner Bandit vorgekommen war, der sich in die Schule eingeschlichen hatte, um sich zu rächen. Nun war er hier tief in die Eingeweide der Schule eingedrungen, und vielleicht war ja heute der Tag gekommen, an dem er sich von seinem verhassten Schulalltag befreien sollte.
    Er schlich weiter, wich Holzkisten und unordentlich gestapelten Bänken und Stühlen aus, tauchte unter Spinnweben durch … und hatte die ganze Zeit über das Gefühl, zurückgekommen zu sein an einen Ort, den er tief in seiner Seele schon längst kannte.
    Vor ihm erstreckte sich etwas vollkommen und unendlich Fremdes, und dennoch verspürte er in sich ein Gefühl blinder Vertrautheit …
    â€¦ Damals im Heizungskeller und jetzt noch um ein Vielfaches verstärkt … David fühlte sich wohl in dieser Unterwelt der U-Bahn-Tunnel. Und er fühlte sich darüber hinaus tief verbunden mit seinen drei Freunden, so tief wie noch nie zuvor mit anderen Menschen. Aber trotzdem war er in seinem tiefsten Innersten überall und zu jeder Zeit ein Fremder geblieben. Ein Außenseiter, der niemals wirklich in der Welt angekommen war, die dort über ihm mit ihrem schrillen und viel zu lauten Geplärre jeden leisen Ton und jede feine Nuance beiseitewischte.
    Und damals in der Schule hätte sie ihn fast erwischt, die Kreatur, die ihn zu sich gelockt hatte. Im hintersten Winkel des Heizungskellers hatte sie ihm plötzlich gegenübergestanden, eine unfassbare Gestalt, die sich jeder Beschreibung entzog: ein graues Wesen, halb Mensch, halb Ungetüm aus einer anderen Welt. Etwas, das eher über den Boden zu gleiten schien, als auf diesem zu laufen. Das Wesen wirkte archaisch, und doch lag etwas Vertrautes in dessen dunklen Augen, die ihn aus tiefen Höhlen ansahen. Halb Freund, halb Feind; halb real, halb nichts weiter als ein tödlicher Spuk; wie ein Teil von ihm selbst, den er nicht akzeptieren konnte, obwohl er doch magisch von ihm angezogen wurde.
    David hatte schreckliche Angst gehabt damals, aber er hatte auch gewusst, dass er dieser Kreatur niemals würde entkommen können. Trotzdem war er in der Situation umgedreht und um sein Leben gerannt, war an Rohre angeschlagen, gegen alte Schulbänke gelaufen, mitsamt Stuhlstapeln umgekippt und lang hingeschlagen …
    Seine Flucht war sinnlos gewesen, denn seitdem verfolgte das Wesen ihn in seinen Träumen. Und vielleicht lauerte es ja nun hier, um sein Werk zu einem grausamen Abschluss zu bringen.
    Â»Ich will auch ga… ga… ganz brav sein«, stammelte der Junge.
    Davids Seele wurde von einem eiskalten Hauch gestreift, der seine sorgfältig konservierten Erinnerungen davonwirbelte und ihn bis ins tiefste Mark erschütterte. Er hatte den Kleinen fast vergessen.
    Â»Ga… ganz brav sein«, flüsterte der Junge eindringlich.
    David kam nicht dazu zu fragen, was der Kleine damit meinte – denn jetzt nahm der Wagen Fahrt auf und rutschte auf der Seite liegend weiter. David klammerte sich an den Jungen und weiter am Fenstergriff fest, als ein fürchterlicher Schlag den Wagen traf. Und ehe sich David versah, wurden sie einmal um die Achse gewirbelt und dann zur Seite geschleudert, als hätte ihnen ein Riese mit seinem Vorschlaghammer einen wütenden Hieb versetzt. Metall zerriss, und direkt neben ihnen schlug ein

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