Wyrm. Secret Evolution
oben zu bringen.
»Ich muss raus.« Maya machte auf dem Absatz kehrt. Nachdem sie wusste, dass Nico und Jana in Sicherheit waren, hielt sie hier nichts mehr. »Ich muss zu meinen Freunden â¦Â«
Ein plötzlicher Aufschrei hielt sie zurück. Entsetzt wandte sie sich erneut zur Monitorwand um.
»Es bricht ein«, rief jemand quer durch den Raum. »O mein Gott ⦠Die ganze StraÃe bricht ein!«
Maya starrte fassungslos auf den Bildschirm, auf dem Jana und Nico zu sehen waren. Verwaschene Bewegungen, die darauf hindeuteten, dass sie von den Männern des Rettungstrupps nach oben gebracht wurden. Nichts, was auf eine Katastrophe schlieÃen lieàâ¦
Die fand an ganz anderer Stelle statt. Das begriff sie allerdings erst, als sie zu einem weiteren Monitor hinüberblickte, auf den Renegard mit zusammengekniffenen Lippen starrte.
»Das ist in der SteinstraÃe«, murmelte einer der Techniker. In seiner Stimme schwang Entsetzen mit. »Da passiert genau das Gleiche wie bei uns. Nur dass es diesmal flieÃenden Verkehr getroffen hat. Warten Sie, wir bekommen eine erste Meldung rein ⦠Mehrere Wagen sind eingebrochen ⦠Die Gasleitung ist betroffen ⦠Ich mache gleich eine Direktverbindung.«
»Eine Direktverbindung zum Innenministerium, wenn ich bitten darf«, befahl Renegard harsch. »Und sagen Sie denen, dass wir vorsorglich Terroralarm geben!«
06
Es waren merkwürdige Gerüche in der Luft, nicht nur die nach Moder und Dreck, sondern auch nach Verwesung, wie es nach Davids Vorstellung in einer Grabkammer riechen musste, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr geöffnet worden war. Das diffuse Licht, das sie wie ein dichter Mantel einhüllte, schien die Gerüche noch zu verstärken. Das Schlimmste aber war die Gewissheit, dass sie verloren waren, dass es kein Entrinnen mehr für sie geben würde â und dass es noch nicht einmal schnell zu Ende gehen würde, sondern auf eine vollkommen unfassbare, in jedem Fall aber grauenvolle Art.
Und dass er allein daran schuld war. Wenn er damals im Schulkeller nicht weggelaufen wäre, wenn er sich gleich seinem gröÃten Schrecken gestellt hätte ⦠Dann wäre er mit Sicherheit jetzt nicht hier, gefangen in dieser Hölle. Dann hätte er den noch anstehenden Kampf bereits damals zu Ende gebracht, so oder so.
»Mama!«, schrie Robbie jetzt neben ihm, als die Schemen mit unsichtbaren Klauen nach ihnen griffen. »Wo bist du? Hol mich hier raus!«
*
Maya drückte sich tief in den Schatten des bulligen Transporters des Technischen Hilfswerks. Ihr Herz raste, und ihr Mund war trocken. Die Blaulichter der schräg gestellten Polizeiwagen zeichneten tanzende Muster auf den regenfeuchten Asphalt, vereinten sich dort mit den Scheinwerferreflexionen der Einsatzfahrzeuge und den tastenden Fingern der Suchscheinwerfer zu einem bizarren Lichtspiel.
Die Einsturzstelle war groÃräumig abgesperrt, um Reporter und Schaulustige fernzuhalten. Maya war weder das eine noch das andere, so konnte sie sich wie unsichtbar unter das Treiben mischen. Vor allem hatte sie eines: Angst.
Der Suchtrupp hatte Nico und Jana gefunden und brachte die beiden gerade nach oben. So weit die gute Nachricht. Die schlechte war, dass Maya nicht daran glaubte, dass es so einfach für die Rettungsmannschaft sein würde, ihre beiden Freunde rechtzeitig von der Einsturzstelle wegzubringen, bevor dort irgendetwas ⦠Schlimmes passierte.
Das Allerschlimmste war allerdings, dass der Suchtrupp David nicht gefunden hatte. Maya wurde erst jetzt bewusst, dass sie noch viel mehr für David empfand, als vielleicht gut war. Der sportliche Junge mit dem ernsten Blick hatte etwas, an dem sie sich schon immer festhalten konnte. Wenn Jana unsicher wie ein junges Kätzchen auf eine Gefahr reagierte und Nico abwartend und ruhig im Hintergrund verharrte, dann war es immer David gewesen, an dem sie sich hatte orientieren können.
David war für Maya der ältere Bruder, den sie sich immer gewünscht hatte. Und er war für sie noch viel mehr als das â¦
Ein Mann ging auf den Transporter zu, woraufhin Maya zu dem Hauseingang hinüberspurtete, den sie sich ausgeguckt hatte.
Jetzt zählte jede Sekunde. Ihre Freunde brauchten ihre Hilfe.
*
Hagen gab nichts auf Vorahnungen. Jedenfalls normalerweise nicht. Heute war das anders.
Von Anfang an hatte er geahnt, dass es
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