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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hervor, seine Bremsleuchten flackerten, als versuche der Fahrer noch immer, sein schweres Fahrzeug rechtzeitig zum Halten zu bringen.
    Als der Hubschrauber über sie hinwegzog, sahen mehrere Männer in Uniform zu ihm hoch. Einer von ihnen reckte die Faust, als wollte er den Reportern drohen. Wahrscheinlich lagen die Nerven der Rettungskräfte vor Ort genauso blank wie in dem improvisierten Leitstand, in dem Renegard und sein Gefolge saßen.
    Â»Das«, polterte Renegard, »ist Einsturzstelle Nummer zwei. Ich hätte gerne Einsturzstelle Nummer eins auf dem Bildschirm. Karls- und nicht Steinstraße, aber zackig!«
    Â»Alles klar«, stammelte der Techniker. »Ja, natürlich. Entschuldigung.«
    Das Bild erlosch erneut und machte augenblicklich einem anderen Platz. Eine Bodenkamera versuchte die einsetzende Dunkelheit zu durchdringen. An der Unfallstelle herrschte geschäftiges Treiben. Fahrzeuge wurden manövriert, Männer und Frauen in Uniform oder Zivil hetzten hin und her, und irgendwo am Rande des Bildausschnitts wurden Scheinwerfer aufgebaut.
    Auch hier zentrierte sich alles um die Einsturzstelle. Aber sie sah anders aus als die auf der Steinstraße, sie bildete keine lang gestreckte Furche, sondern ein fast kreisrundes Loch. Dieses ähnelte dem blutenden, ausgestochenen Auge des Zyklopen, nachdem Odysseus den einäugigen Riesen mit einem glühenden Pfahl geblendet hatte, dachte Tom still in sich hinein.
    Im nächsten Moment zuckte er merklich zusammen. Ganz kurz huschte am Bildschirmrand ein Schatten entlang, ein Haarschopf war zu erkennen, der ihm genauso bekannt vorkam wie das schmale Gesicht … Das musste Maya sein, das Mädchen, das eben noch bei ihnen gewesen war, um Renegards Mannschaft Informationen über ihre immer noch in der Tiefe festsitzenden Freunde zu liefern.
    Â»Ist das nicht …«, begann Susan, die Mutter des vermissten fünfjährigen Robbie, die ebenfalls den Schatten wahrgenommen zu haben schien. Doch verfiel sie erneut in Schweigen, als jetzt ein bulliger Mann in den Kameraausschnitt lief, stehen blieb und etwas aus dem blauweißen Lastwagen holte, hinter dem das Mädchen für den Bruchteil einer Sekunde aufgetaucht war.
    Â»Bitte jetzt keine weiteren Kommentare.« Renegard maß Susan mit einem strengen Blick. »Ich habe Ihren Sohn nicht vergessen«, ergänzte er dann in bemüht sanftem Tonfall. »Aber jetzt müssen wir erst einmal die anderen rausbekommen. Sie könnten uns ja auch wichtige Informationen über Robbies Verbleib liefern.«
    Â»Aber das Mädchen …«, versuchte Susan schwach mit brüchiger Stimme.
    Â»Alles zu seiner Zeit.« Renegard wandte sich wieder dem improvisierten Leitstand zu. »Wir brauchen dringend eine Verbindung zu Hagen. Ich muss wissen, ob irgendetwas auf einen Terroranschlag hindeutet!«
    *
    Maya hetzte die knarrenden Holzstufen hoch, drückte oben angekommen die schwere Eisentür auf – und verharrte einen Moment, bevor sie auf das feucht glänzende Metalldach des fünfstöckigen Mietshauses hinaustrat.
    Es hatte aufgefrischt. Ein unangenehm scharfer Wind trieb Nieselregen vor sich her, der ihre Lippen und ihr Haar benetzte. Sie bemerkte es kaum. Ihr Blick war auf das Dach des Nachbarhauses gerichtet. »Mist«, murmelte sie, als sie im letzten Tageslicht erkannte, wie sehr sie sich verschätzt hatte.
    Von unten hatte es ausgesehen, als ob die Dächer auf dem gleichen Niveau liegen würden. Doch die Dachaufbauten des angrenzenden und direkt hinter der Absperrung liegenden Nachbarhauses ragten beängstigend weit über Maya empor, wie sie jetzt erkannte – unerreichbar, wenn man keine Leiter zur Hilfe hatte.
    Oder so gut klettern und springen konnte wie Maya.
    Â»David«, flüsterte sie, »ich lass dich nicht im Stich!«
    Ihr Blick fixierte die ein gutes Stück über ihr aufragende Wand des Nachbarhauses, dann nahm sie Anlauf.
    *
    David packte Robbie am Arm und zerrte ihn ein Stück zurück. Der kleine Junge hustete krampfhaft, aber er leistete keinen Widerstand mehr. In jeder anderen Situation hätte das David Angst gemacht, doch nicht jetzt.
    Er war total verwirrt. Sein Verstand raste, versuchte die Sinneseindrücke zu sortieren, mit denen er bombardiert wurde. Sein Blick huschte von links nach rechts, seine Hände zitterten, und seine Kehle war so ausgedörrt, als wären sie gerade

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