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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gleich beide. Aber diesen Fehler wiedergutzumachen hätte bedeutet, noch einmal nach oben zu gehen, und dazu fehlte ihm der Mut.
    »Also gut«, sagte er schweren Herzens. »Warten wir hier.«
    »Es wird sicher nicht lange dauern«, antwortete Reeves mit einer Überzeugung, die Coppelstone vollkommen rätselhaft war. Er trat an das Fenster neben der Tür, riss einen schmalen Streifen der Teerpappe ab und spähte hindurch.
    »Alles ruhig«, sagte er. »Sie scheinen alle unterwegs zu sein, um nach Ihnen zu suchen.«
    »Nein«, antwortete Coppelstone. »Die meisten sind hier.«
    »Hier?«
    Coppelstone deutete mit dem Daumen auf den Boden. »Direkt unter unseren Füßen, Reverend.«
    »Wie meinen Sie das: direkt unter unseren Füßen?«, fragte Reeves.
    »Wie ich es sage, Reverend«, antwortete Coppelstone. »Was ich Ihnen jetzt erzähle, das mag schwer zu glauben sein, Reverend, aber es ist die Wahrheit. Erinnern Sie sich, was Sie über dieses Land erzählt haben? Dass es hier Dinge gibt, die älter sind als das Menschengeschlecht?«
    Reeves nickte, und Coppelstone fuhr nach einem kurzen Moment des Zögerns fort: »Sie hatten vollkommen recht damit, Reverend. Ich habe sie gesehen.«

18
    Er hatte Reeves erzählt, was er seit seinem Weggang aus Eborat erlebt und herausgefunden hatte; in allen Einzelheiten, ohne dass der Geistliche ihn auch nur ein einziges Mal unterbrochen hätte – auch wenn sein Gesichtsausdruck ihm mehr als deutlich verriet, wie schwer es Reeves fiel, das Gehörte wirklich zu glauben.
    »Ich bin fast sicher, dass sie alle hier sind«, schloss er. »Erinnern Sie sich an die Namen, von denen ich Ihnen erzählt habe? Die im Gemeindebuch von Magotty, die mit einem ›W‹ markiert waren?«
    Reeves nickte. Er tat es sehr zögernd. »Aber die jüngste Eintragung war fünfzig Jahre alt!«
    »Trotzdem glaube ich, dass die allermeisten noch am Leben sind«, antwortete Coppelstone. »Morrison ist hundertneunundzwanzig Jahre alt. Und einige der Männer, die ich dort unten gesehen habe, erschienen mir noch älter.«
    »Aber das ist unmöglich!«, protestierte Reeves. »Niemand wird so alt! Obwohl …« Er zögerte, dann zuckte er mit den Schultern. »Morrison war schon alt, als ich in diese Gemeinde kam – und ich war damals noch ein junger Mann. Ich habe mich oft gefragt, wie alt er wirklich ist …«
    »Vielleicht hat es etwas mit diesem Ort zu tun«, sagte Coppelstone. »Oder mit diesen unheimlichen Geschöpfen.«
    »Konnten Sie herausfinden, woher sie stammen?«, fragte Reeves.
    Coppelstone verneinte. »Nein. Aber dieses Rätsel werde ich auch noch lösen. Sobald ich hier herauskomme, wird dieser Spuk enden.«
    »Das hoffe ich«, sagte Reeves. Er blickte Coppelstone kopfschüttelnd an. »Es ist unvorstellbar, dass sich all diese gotteslästerlichen Dinge die ganze Zeit über direkt unter unseren Augen abgespielt haben sollen, ohne dass wir etwas davon wussten!«
    »Wohl eher unter unseren Füßen, Reverend«, verbesserte ihn Coppelstone sanft. »Und Sie haben es gewusst.«
    Reeves wirkte ein bisschen erschrocken. »Wie … wie meinen sie das?«
    »Nicht als Vorwurf, Reverend.« Coppelstone hob beruhigend die Hand. »Aber haben Sie schon vergessen, was Sie mir selbst erzählt haben? Es gibt Dinge, von denen man besser nicht spricht, weil schon das bloße Wissen um ihre Existenz das Verderben bringen kann.«
    Reeves starrte ihn an. Er wirkte betroffen.
    »Das war vielleicht Ihr einziger Fehler, Reverend«, fuhr Coppelstone fort. »Es ist immer gefährlicher, nichts zu wissen.«
    Er wollte noch mehr sagen, aber Reeves hob plötzlich die Hand. »Jemand kommt«, sagte er, während er gespannt durch den Spalt im Fenster auf den Hof hinausblickte. Einen Moment später atmete er jedoch erleichtert auf. »Es ist Morrison. Ich habe Ihnen doch gesagt, er kommt hierher.«
    Reeves wich rasch ein paar Schritte weit vom Fenster zurück, sodass er in der herrschenden Dunkelheit fast unsichtbar wurde. »Es ist besser, wenn er im ersten Moment nur Sie sieht«, sagte er. »Ich möchte nicht riskieren, dass er erschrickt. Morrison ist manchmal ein wenig zu schnell mit seinem Gewehr.«
    Das klang einleuchtend – und Coppelstone blieb auch gar keine Zeit mehr, um noch irgendwelche Einwände vorzubringen. Die Tür wurde grob aufgestoßen, und Morrison kam herein.
    Er erstarrte mitten im Schritt, doch Coppelstone konnte auch sehen, dass er ganz automatisch nach seinem Gewehr griff.
    »Ich bin es, Coppelstone!«, sagte

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