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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit schnellen Schritten die Treppe herabkam.
    »Sie sind für die Sicherheit hier verantwortlich«, sagte Reeves in einem Tonfall sanften, verzeihenden Tadels. »In einer solchen Position sollte man stets mit allem rechnen. Aber ich gestehe Ihnen zu, dass Mister Coppelstone uns alle ein wenig überrascht hat.«
    Buchanan trat mit stampfenden Schritten in Coppelstones Gesichtsfeld. Er sah sehr wütend aus. Auf seiner Stirn prangte eine gewaltige, grün und gelblich schillernde Beule, und seine linke Gesichtshälfte war mit halb geronnenem Blut bedeckt. »Ich dachte schon, Sie würden dieses Spiel bis in alle Ewigkeit treiben, Reverend«, sagte er.
    Reeves lächelte dünn. »Ich weiß, dass ich Ihre Geduld auf eine harte Probe stellen musste, mein Freund. Aber ich hielt es für wichtig, herauszufinden, wie viel Mister Coppelstone in Erfahrung gebracht hat.«
    »Offensichtlich nicht genug«, sagte Coppelstone niedergeschlagen.
    »Nein«, bestätigte Reeves. »Eine Menge, aber längst noch nicht alles. Doch keine Sorge – Sie werden den Rest der Geschichte auch noch erfahren.«
    »Kurz bevor Sie mich umbringen, vermute ich.«
    Buchanan grinste, aber Reeves schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf. »Verwechseln Sie da nicht etwas, Mister Coppelstone? Der Einzige, der hier bisher getötet hat, sind Sie.«
    »Das wollte ich nicht, und das wissen Sie verdammt genau!«, antwortete Coppelstone erregt. »Es war ein Unfall. Ich wollte ihn nicht erschlagen!«
    »Aber Sie haben es«, sagte Reeves, plötzlich ohne zu lächeln und so kalt, dass Coppelstone ein eisiger Schauer über den Rücken lief. »Ich nehme es Ihnen nicht einmal übel. Sie haben um Ihr Leben gekämpft, und da hätte wohl jeder so reagiert. Trotzdem ist Henderson tot. Ebenso wie Karlsson.«
    »Und Sie werden für beide bezahlen«, versprach Buchanan grimmig.
    Reeves machte eine besänftigende Handbewegung. Hinter ihm am Boden rührte sich Morrison stöhnend, und Buchanan trat mit zwei schnellen Schritten auf ihn zu und trat ihm so heftig in die Seite, dass Morrison einen gurgelnden Schrei ausstieß und sich noch weiter krümmte. »Genau wie du, du verdammter Verräter!«, schrie er.
    »Buchanan, bitte!«, sagte Reeves scharf. »Beherrschen Sie sich! Beschädigen Sie ihn nicht – wir brauchen ihn noch!«
    »Es hat wohl wenig Sinn, wenn ich wenigstens für Morrison um Gnade bitte, vermute ich«, sagte Coppelstone.
    Reeves wirkte ehrlich überrascht. »Wie?«
    »Mir ist klar, dass Sie mich nicht gehen lassen können«, fuhr Coppelstone fort. »Aber es gibt keinen Grund, ihn zu töten. Er wird Sie bestimmt kein zweites Mal verraten. Und wo sollte er schon hingehen, in seinem Zustand?«
    »Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue, Mister Coppelstone«, sagte Reeves kopfschüttelnd. »Doch ich kann Sie beruhigen. Der Tod ist nicht das, was ich für Mister Morrison im Sinn habe – ebenso wenig wie für Sie übrigens.«
    »Und wieso beruhigt mich dieses Versprechen nicht?«, fragte Coppelstone.
    Reeves lachte. »Sie gefallen mir, Mister Coppelstone. In der Tat, Sie gefallen mir mit jedem Moment besser. Sie sind nicht nur mutig, Sie verfügen sogar über Humor … wollen wir hoffen, dass Sie ihn möglichst lange behalten.«
    »Hören Sie endlich auf«, sagte Coppelstone zornig. »Was immer Sie mit mir tun wollen – hören sie auf zu reden und tun Sie es endlich! «
    Auch noch die letzte Spur eines Lächelns verschwand aus Reeves’ Zügen. Er starrte Coppelstone an, und plötzlich stand in seinen Augen etwas geschrieben, das ihn erschauern ließ. »Ganz wie Sie wollen, Mister Coppelstone«, sagte er.

19
    »Sie sind also hierhergekommen, um das Geheimnis von Morrisons Farm zu ergründen«, begann Reeves von Neuem, als sie wenige Minuten später das Haus verließen. Sie waren nicht mehr allein: Zwei von Reeves’ Männern schleiften den noch immer halb besinnungslosen Morrison zwischen sich her, gleich vier weitere mit Gewehren bewaffnete eskortierten Reeves, Buchanan und Coppelstone. Offenbar hatte sein bisheriger hartnäckiger Widerstand Reeves und den anderen doch einen gewissen Respekt abgenötigt. Coppelstone bildete sich jedoch weniger darauf ein, als Reeves vielleicht annehmen mochte. Er wusste schließlich von allen am besten, dass er bisher im Grunde nichts als Glück gehabt hatte. Und wie es aussah, war seine Glückssträhne nun endgültig zu Ende.
    Coppelstone machte sich nicht die Mühe, auf Reeves’ Frage zu antworten; wie er sich selbst

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