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Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Coppelstone. Nur, wer alt genug ist, die ganze Tragweite seiner Entscheidung zu begreifen, kann sich uns anschließen.«
    »Dieser Meinung schien mir Morrison nicht zu sein«, sagte Coppelstone.
    »Morrison ist ein bedauernswerter Mann, Mister Coppelstone«, antwortete Reeves. »Er hat mein ehrliches Mitleid. Offensichtlich hat er eine Entscheidung getroffen, die er nun bedauert. Das ist schlimm, doch auch andere Menschen treffen Entscheidungen, die ihr Leben verändern und die sie anschließend bedauern. Wir können nicht riskieren, dass unser Geheimnis gelüftet wird, Mister Coppelstone. Die Konsequenzen wären furchtbar.«
    »Für Sie oder für uns?«, fragte Coppelstone.
    »Für beide«, antwortete Reeves mit unerwarteter Offenheit. »Und aus diesem Grund können wir Sie auch nicht wieder gehen lassen.«
    »Das heißt, Sie werden mich umbringen«, sagte Coppelstone grimmig.
    »Ich sagte Ihnen doch: Wir haben noch nie einen Menschen getötet, Mister Coppelstone«, antwortete Reeves. »Wir halten das Leben für heilig. Alles Leben im Universum.«
    Sie hatten das Ende der Treppe erreicht und damit das des Tanks, der in einer flachen, vielleicht dreißig Fuß messenden Metallplatte endete. In seiner Mitte befand sich ein fünf mal fünf Schritte messendes, wuchtiges Metallgatter, dessen Zwischenräume aus Glas bestanden, sodass man die grün leuchtende Flüssigkeit darunter erkennen konnte. Weiße, missgestaltete Schemen bewegten sich darin und obwohl Coppelstone nun wusste, dass diese Geschöpfe vielleicht nicht die blutrünstigen Bestien waren, für die er sie gehalten hatte, lief ihm erneut ein eisiger Schauer über den Rücken.
    »Wie lange gibt es das alles hier schon?«, fragte er.
    Reeves trat dicht hinter ihm auf die Metallplatte und machte eine vage Handbewegung. »Die Farm? Seit Morrisons Vorfahren in dieses Land kamen und sie erbauten. Die Stadt dort unten ist viel älter. Sie wurde von Wesen erbaut, die lange vor uns hier waren und die gingen, noch bevor der erste Mensch auf dieser Welt erschien. Wir haben unsere Aufgabe von ihnen übernommen, und wenn es uns nicht mehr gibt, werden andere kommen und sie fortführen. Die Wesen, denen wir dienen, rechnen in anderen Zeiträumen als wir, Mister Coppelstone. Ein Jahrhundert ist nur ein Atemzug für sie, und ihre Träume währen Jahrmillionen.«
    Hinter ihm hatten Buchanan, Morrison und die vier Männer die Plattform betreten. Coppelstone registrierte beiläufig, dass die beiden, die die Petroleumlampen trugen, diese dicht am Rand des stählernen Deckels abstellten, während die beiden anderen Morrison bis dicht vor das Gatter schleiften und ihn dann grob niederstießen. Einer hielt ihn mit seinem Gewehr in Schach, während der andere niederkniete und sich an einem Handrad zu schaffen machte, das neben dem Gatter angebracht war. Als er daran drehte, begannen die beiden Hälften des Gatters quietschend auseinanderzuklappen und sich zu heben. Ein brodelndes Zischen war zu hören, und zugleich schlugen Coppelstone eine intensive Hitzewelle und ein so durchdringender Ammoniakgestank entgegen, dass er unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Auch Morrison begann zu stöhnen und versuchte davonzukriechen, wurde jedoch von seinem Bewacher brutal daran gehindert.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Coppelstone. Ein sehr ungutes Gefühl begann sich in ihm auszubreiten, eine noch vage Ahnung, die einfach zu schrecklich war, als dass er ihr gestattete, Substanz anzunehmen. »Reeves, was … was geschieht hier?«
    »Was immer geschieht«, antwortete Reeves, noch immer lächelnd. »Was geschehen muss.«
    »Sie haben versprochen, ihn nicht zu töten!«, sagte Coppelstone.
    »Das werden wir auch nicht«, antwortete Reeves.
    Die beiden Hälften des Gatters hatten sich mittlerweile fast in die Senkrechte erhoben, und Coppelstone sah, dass die Flüssigkeit darunter tatsächlich brodelte. Sie musste kurz vor dem Siedepunkt stehen. Mindestens ein halbes Dutzend der bleichen Wurmkreaturen bewegte sich aufgeregt unter ihrer Oberfläche hin und her. Wie Raubfische, dachte Coppelstone entsetzt, die auf die Fütterung warten.
    »Reeves!«, keuchte – nein: schrie Coppelstone. »Das können Sie nicht tun!«
    Reeves machte eine befehlende Geste, woraufhin zwei der Männer Morrison grob in die Höhe rissen. Im gleichen Moment fühlte sich auch Coppelstone gepackt und mit eiserner Hand festgehalten.
    Morrison begann zu schreien und sich mit der Kraft der Verzweiflung zu wehren. Obwohl die

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