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X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tarzan, „daß uns
dein Vortrag nicht erspart bleibt. Aber laß für Dr. Franks nächste Biostunde
noch was übrig. Sonst gähnen wir nur, wenn er uns mit Wildkatzen-Neuigkeiten
füttert, die wir schon kennen.“
    „Das wäre dann nur eine Wiederholung,
die den Stoff vertieft. Zunächst mal — damit wir auch wirklich nach dem
richtigen Tier Ausschau halten Wodurch unterscheidet sich die Wildkatze
äußerlich von der Hauskatze? Nun, die Wildkatze ist kräftiger. Ein Kater kann
elf Kilo wiegen — bei einer Länge von 125 Zentimetern. Wildkatzennasen sind
rosa, Hauskatzennasen dunkel oder gar schwarz. Die Wildkatze besitzt einen
dicken, buschigen Schwanz mit schwarzen Ringen am Ende. Der Schwanz der
Hauskatze ist dünn und viel länger. Außerdem hält sie ihn ruhig. Hingegen die
Wildkatze ihren Schwanz peitschend bewegt. Auch das Fell zeigt Unterschiede.
Das der Wildkatze ist dicht und lang. Und was das Gesicht betrifft, so besticht
die Wildkatze durch ihren wilden, unzähmbaren Ausdruck. Und das täuscht nicht.
Es ist nämlich noch niemals gelungen, eine Wildkatze zu zähmen.“
    „Das gelingt auch mit menschlichen
Wildkatzen nicht“, lachte Tarzan.
    „Was willst du damit sagen?“ rief Gaby.
    „Ach, fühlst du dich angesprochen?“
    Gaby machte eine Krallenhand und drohte
ihm damit.
    „In gewisser Weise“, fuhr Karl fort,
„ist die Entwicklungsgeschichte des Menschen eng mit der Katze verbunden. Denn
schon vor etwa 7000 Jahren lebten Mensch und Katze miteinander unter einem
Dach. Allerdings nicht hier bei uns, sondern in Mesopotamien und Ägypten. Dort
hielt man sich Katzen als Schädlingsvertilger. Sie fraßen Mäuse, Ratten und
Ungeziefer — und erst dadurch wurde es möglich, Vorratslager für Getreide anzulegen.
Ohne Katzen hätten Mäuse und Ratten das Korn gefressen. Denn diese Nager
vermehren sich bekanntlich enorm. Der Mensch wäre ihrer nicht Herr geworden.
Deshalb war er damals auf die Katze angewiesen. Übrigens handelte es sich um
die afrikanische Falbkatze, die Stammutter unserer Hauskatzen. Tja! Aber zu uns
gelangte diese Mieze erst vor etwa 800 Jahren. Nur, die Wildkatze lebte in unsern
Wäldern — vornehmlich im Mittelgebirge. Bauern versuchten schon vor tausend
Jahren, sie zu zähmen — doch wie gesagt: ohne Erfolg.“
    „Dann wurden damals also alle
Getreidevorräte von Ratten und Mäusen gefressen?“ fragte Klößchen.
    „Größtenteils“, nickte Karl. „Aber die
Bauern zähmten sich Wiesel. Die lebten dann im Haus und jagten die Mäuse. Ratten
leider nicht. Mit denen wurden sie nicht fertig. Diese nützlichen Wiesel nannte
man Herd- oder Feuermännchen. Leider stanken sie fürchterlich. Als dann
heimkehrende Kreuzritter afrikanische Falbkatzen mitbrachten, hatte man, was
gebraucht wurde. Zunächst wurden die freilich gehandelt wie Luxustiere. Weil
sie so nützlich waren, hielt man sie nur auf Burgen. Doch sie vermehrten sich
so stark, daß bald auch für Bauernhöfe und Bürgerhäuser fleißige
Schädlingsvertilger vorhanden waren. So wurde bei uns die Hauskatze heimisch.
Die streunt natürlich gern, kommt dabei mit der Wildkatze in Berührung — und
wenn das im Februar, März oder April geschieht, der Paarungszeit, dann gehen
oft niedliche Katzenkinderchen daraus hervor. Diese Mischformen nennt man
Blendlinge.“
    „Das hieße“, sagte Tarzan, „daß manche
Hauskatze Wildkatzenblut hat — und umgekehrt.“
    „Genau. Leider wäre es deutschen Jägern
beinahe gelungen, die Wildkatze auszurotten. Wie Wolf, Luchs und Bär. Das lag
daran, daß man die Wildkatze für einen Schädling hielt — nur weil sie auch hin
und wieder mal einen Fasan erwischt. Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war die
Jagd ein Privileg (Vorrecht) der Fürsten. Dann wurde die Jagd für
jedermann freigegeben. Und sofort tobten sich zuviele Schießwütige an
Fischotter, Uhu und Wildkatze aus. Inzwischen schützt das Jagdgesetz die
Wildkatze das ganze Jahr über. Dadurch hat sich der Bestand wieder etwas
erholt. Gefahr besteht für diese Tierart trotzdem. Sie braucht zwar nur 50
Hektar Mischwald — und das ist wenig; denn ein einziger Luchs benötigt beispielsweise
das Zwanzigfache — , aber ihr Lebensraum wird immer erbärmlicher: durch die
Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln im Wald. Viele Katzen sterben an
diesen Giften. Oder sie werden unfruchtbar. Oder sie bringen mißgestaltete
Junge zur Welt. Es liegt einfach daran, daß der Mensch mit seiner
Besserwisserei der Natur zu oft ins Handwerk

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