X-Wing 02 - Die Mission der Rebellen
den Zellen am Anfang des Flurs wirkten relativ normal - obwohl auch sie einen derartig bedrückenden Anblick boten, daß Loor sich nicht dazu durchringen konnte, sie genauer zu betrachten.
»Sie werden bemerken, daß wir dreifache Transparistahlfenster verwenden. Die mittlere Scheibe reflektiert nach innen, daher können sie uns nicht sehen. Die Wände zwischen den Zellen sind schalldicht. Das hat sich als nötig erwiesen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.«
»Aha«, sagte Loor, aber er hätte Sicherheitsmaßnahmen eigentlich nicht für notwendig gehalten. Die ersten paar Gamorreaner wirkten ruhig, obwohl sie irgendwie zu wissen schienen, daß sie durch die verspiegelten Fenster beobachtet wurden, denn sie saßen in einer Weise da, die ihrer Scham Genüge tat. Die anderen in den weiter hinten gelegenen Zellen schienen geradezu erstarrt. Ihre dunklen Augen waren glasig und stierten auf irgendeinen Punkt. Sie lagen einfach reglos da, ganz gleich in welcher Position, auch in solchen, die unbequem sein mußten.
Loor bemerkte, daß die Haut dieser Gamorreaner fleckig war. Bösartig aussehende schwärzliche Abszesse waren durch spinnennetzartige Linien miteinander verbunden. Eines der Geschöpfe hatte einen davon auf der Zunge, mehrere andere hatten welche unter den Fußsohlen. Loor nahm an, daß diese Abszesse schmerzten, denn die wenigen Bewegungen, die er wahrnahm, erfolgten offenbar, um Druck zu verhindern.
Er bemerkte auch, daß diese Gamorreaner einen ausgetrockneten Eindruck machten. Sie sonderten keinen Schleim, keinen Speichel ab, wie das sonst immer der Fall war. Sie waren eindeutig krank, aber Loor betrachtete dies irgendwie als das deutlichste Zeichen ihrer Erkrankung.
Dann sah er die Patienten im Endstadium.
Die Abszesse waren aufgebrochen, und die Haut der Gamorreaner war entlang der Spinnweb-Linien aufgeplatzt. Schwarzes Blut drang aus den Wunden, und sie hinterließen blutige Fußabdrücke, wenn sie sich bewegten.
Und sie bewegten sich. Sie zuckten nach links und rechts, hinten und vorn, tänzelten, als wäre der Boden der Zellen aus glühender Lava. Sie warfen sich gegen die Wände und hinterließen feuchte Silhouetten auf dem Transparistahl, dann sanken sie erschöpft zu Boden. Dort blieben sie um sich schlagend liegen, würgten literweise zähe, schwarze Flüssigkeit heraus, rafften sich dann irgendwie wieder auf und begannen von neuem, sich gegen die Wände zu werfen.
Loor wich zurück, als der Gamorreaner, den er beobachtete, gegen das Fenster krachte. Der Agent beugte sich vor und kämpfte angestrengt gegen seinen Brechreiz. Er zwang sich, durch die Nase ein- und auszuatmen, und die Übelkeit verschwand. »Das ist ja schrecklich.«
»Ich weiß.« Derricote tätschelte ihm den Rücken. »Die Quarren werden ganz schwarz, ihr Autoimmunsystem dreht durch und verflüssigt ihre Knochen. Sie werden zu einem Sack mit Flüssigkeit, die vor Krytos nur so wimmelt.«
»Krytos?«
»So nenne ich das Virus - es ist eine Sammelbezeichnung für die Viren, die ich kombiniert habe.« Er seufzte, und Loor wußte, daß er den Anblick des sterbenden Gamorreaners genoß. »Ein Milliliter Blut eines Patienten im Endstadium genügt, einen Erwachsenen zu infizieren. Die Inkubationszeit nimmt nur langsam ab, aber die Periode von den ersten Symptomen bis zum Endstadium ist gleichgeblieben. Ich bezweifle, daß wir daran noch Verbesserungen erreichen werden.«
»Warum nicht?«
»Was Sie gesehen haben, die Abszesse und das Ausbluten, gehört unabdingbar dazu. Das Virus vervielfältigt sich im Wirtskörper. Wenn eine Zelle ein Virus enthält, explodiert sie, und die Nachbarzellen werden infiziert. Die Zirkulationssysteme tragen die Viren durch den ganzen Körper. Der Infizierte stirbt Zelle für Zelle, und der Prozeß beschleunigt sich zum Endstadium hin. Bis dahin sind die Schmerzen unerträglich -hatte ich erwähnt, daß das Virus die Schmerzrezeptoren offenbar nur selten zerstört? Bemerkenswert, wirklich.«
Loor richtete sich mühsam wieder auf. Er konzentrierte den Blick auf Derricote und ignorierte bewußt die Bewegung hinter den Scheiben. »Wie lange dauert es von der Infektion bis zum Endstadium?«
»Es gibt sieben Stadien. Eins für jeden Tag der Krankheit.« Derricote zeigte auf die rechte Seite des Flurs, aber Loor weigerte sich, dorthin zu schauen. »Die Quarren haben einen gnädigeren Tod, wenn man Verflüssigung als gnädig bezeichnen kann.«
»Welche Veränderungen haben Sie vorgenommen, damit die
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