X-Wing 02 - Die Mission der Rebellen
gestellt hatte, die die Sicherheit der Mission gefährden konnten.
Rimas Miene wurde ein wenig weicher, und Corran spürte, daß sie nun bereit war, etwas über sich selbst zu verraten. »Ich dachte gerade daran, daß wir vielleicht einen gemeinsamen Freund haben. Wir kommen vom selben Planeten, obwohl ich ihn dort nicht kennengelernt habe. Ich frage mich, was wohl aus ihm geworden ist.«
Corran lächelte und griff nach seiner Tasse mit Espcaf. Er hatte schon die ganze Zeit angenommen, daß sie von Alderaan stammte. Sie hatte das nie bestätigt, aber auch nicht geleugnet. Er konnte sich nicht erinnern, sie je darauf angesprochen zu haben, aber aus ihrem Blick las er, daß er wohl etwas in dieser Richtung gesagt haben mußte, was es ihr erlaubte, ihre Frage so indirekt zu formulieren.
Er stellte die Tasse wieder ab und fragte mit vollkommen neutraler Stimme: »Meinst du Sei?« Er kürzte Tychos Nachnamen ab und nahm an, daß es dadurch kaum möglich sein würde, etwas aus diesem Gespräch abzuleiten, selbst wenn es abgehört würde.
»Ja, ich dachte an ihn.«
Erisi lächelte. »Es geht ihm gut. Er hat mich vor kurzer Zeit aus einer ziemlichen Klemme gerettet. Ein echter Schatz.«
»Wirklich? Gut zu hören.«
Corran bemerkte eine Spur von Überraschung und Schmerz in Rimas Blick. Sie verbarg das schnell, aber er glaubte, so etwas wie Eifersucht in ihrer Reaktion auf Erisis kokette Antwort zu sehen. Sie und Tycho müssen eine gemeinsame Geschichte haben. »Wahrscheinlich kennst du ihn besser als wir beide. Wir sind eigentlich nur flüchtige Bekannte von ihm.«
Rima kniff die Augen ein wenig zusammen. »Nur flüchtige Bekannte? Ich hätte angenommen, ihr beide hättet euch schnell angefreundet.«
»Das wäre möglich gewesen, aber der Mann hat seine Geheimnisse.« Corran war selbst überrascht über seine Unruhe. Obwohl er sich vorgenommen hatte, Tycho zu vertrauen, hatte die Realität doch ihre Spuren hinterlassen. Die Vorbereitungen auf ihre Mission auf Coruscant hatten sein Mißtrauen ganz allgemein geschärft. Der Kern von Tychos Problem bestand darin, daß nur Ysanne Isard wußte, ob Tycho nun ihre Marionette war oder nicht. Corran hatte begonnen, sich emotional von Tycho zurückzuziehen, aber bis jetzt war ihm nicht aufgefallen, wie weit dieser unbewußte Prozeß schon gegangen war. »Geheimnisse führen zu Abstand und unterminieren das Vertrauen.«
Wieder wirkte Rima irgendwie verletzt. »Er hatte ein schweres Leben.«
»Hatten wir das nicht alle?«
Rima hob abrupt den Kopf. »Das verstehst du nicht. Seine Familie ist umgekommen...«
»Ich verstehe sehr gut.« Corran sprach weiterhin leise, aber er ließ die Gefühle, die in ihm aufstiegen, in seinen Worten mitklingen. »Ich habe auch keine Familie mehr, und weißt du was? Ich habe zusehen müssen, als mein Vater erschossen wurde. Ermordet. Und ich konnte nichts dagegen tun. Ich war hundert Meter entfernt, habe ihn beobachtet, ihm Rückendeckung gegeben, als ein Kopfgeldjäger in die Kantine kam und die Nische, in der Vater mit zwei anderen Leuten saß, beschoß. Er hat sie alle umgebracht, ich habe meinen Vater im Arm gehalten, aber es war zu spät. Das sollte ja wohl genügen, was schweres Leben angeht.«
Corran ballte die Fäuste, und Erisi beugte sich vor, um ihn zu umarmen. Er starrte Rima an, forderte sie heraus, ihm zu widersprechen, sein Recht auf Schmerz abzustreiten. Er wollte, daß sie endlich aufgab, daß sie diese überlegene Haltung ablegte. Er wollte, daß sie zugab, daß nichts, was Tycho durchgemacht hatte, weder die Zerstörung seines Heimatplaneten noch seine Gefangenschaft hei den Imperialen, das aufwiegen konnte, was Corran ertragen hatte.
Noch während Erisi ihm »Es tut mir so leid« ins Ohr flüsterte, wußte Corran, daß er gewaltig überreagiert hatte. Was ist nur in mich gefahren? Er suchte nach einer Antwort, verfolgte seine flüchtigen Gedanken zurück und kam langsam zu einer Einsicht, die ihn durch ihre Einfachheit und Schlagkraft überraschte.
Tycho hatte sich, indem er Corran das Leben gerettet und ihm seine Eingewöhnung bei der Sonderstaffel einfacher gemacht hatte, in erlauchte Gesellschaft begeben. Corrans Vater, sein CorSec-Vorgesetzter Gil Bastra und Wedge Antilles waren die einzigen anderen Menschen, denen Corran bisher die Rolle eines Mentors und Beschützers zugestanden hatte. Nachdem sein Vater und Gil Bastra tot waren, hatte sich Corran auf Wedge und Tycho als Grundfesten seines Lebens und als moralische
Weitere Kostenlose Bücher