X-Wing 02 - Die Mission der Rebellen
Vorbilder verlassen.
Die Tatsache, daß er Tycho nicht vollkommen vertrauen konnte, stand in heftigem Widerspruch zu der Wertschätzung, die Corran ihm entgegenbrachte. Als er sich geistig von Tycho distanziert hatte, hatte er auch das Gefühl entwickelt, Tycho habe ihn irgendwie verraten. Der Zorn, den er auf Tycho entwickelt hatte, war die Ursache dafür, daß er soeben die Nerven verloren hatte, und das war auf jenes Gefühl des Verratenseins zurückzuführen, ebenso wie Corrans Schuldgefühle, weil er jemanden, der dessen so wenig würdig war, in den gleichen Rang wie seinen Vater erhoben hatte.
Das ist einfach verrückt. Ich muß alles noch einmal genau durchdenken. Tycho hat weder mich noch sonstwen verraten. Ich muß mich bei ihm und Rima entschuldigen.
Bevor er noch etwas sagen konnte, begann Rima zu sprechen, mit leiser, gleichmäßiger Stimme. »Ich habe keine Zweifel an deinem Schmerz, und es tut mir alles sehr leid. Aber so tragisch deine Geschichte auch sein mag, so denke ich doch, daß Sels Geschichte ein ähnliches Gewicht hat.«
Corran wollte ihr sagen, sie brauche ihm nichts zu erklären, aber der Ernst ihres Tonfalls ließ ihm die Worte im Hals steckenbleiben.
»Er hatte gerade seine Akademieausbildung abgeschlossen und tat Dienst auf einem Sternzerstörer - der Ankläger. An seinem Geburtstag - viele TIE-Piloten feiern diesen Tag, weil die meisten von ihnen nicht alt werden - führte er gerade ein Realzeit-Holonetz-Gespräch mit zu Hause. Seine ganze Familie war versammelt: Vater, Mutter, Bruder, Schwestern, Großeltern und seine Verlobte. Er unterhielt sich mit ihnen, als die Übertragung zusammenbrach. So etwas war nicht ungewöhnlich, und er wollte seinen Vater ausschimpfen, denn sein Vater betrieb NovaCom, den größten HoloNet-Provider des Planeten. Aber dazu kam es nicht mehr, denn, wie er kurz darauf entdeckte, war seine Familie einer ungeheuerlichen Katastrophe zum Opfer gefallen.«
Corrans Magen brach in sich zusammen wie ein Neutronenstern. Tycho sprach gerade mit seinen Verwandten, als Alderaan zerstört wurde. Ich habe meinen Vater sterben sehen, aber er hat gesehen, wie sie alle starben. Ich konnte Vater noch im Arm halten und ihn begraben. Ich konnte seine Freunde trösten und mich von ihnen trös-
ten lassen. Vater mag allein gestorben sein, aber ich mußte seinen Tod nicht allein ertragen. Im Vergleich zu seinem ist mein Leben glatt wie der Unterbauch eines Hütten verlaufen.
Er hörte, wie Erisi ein Schluchzen unterdrückte, und spürte, wie ihm eine Träne über die Wange lief. Er drehte sich zu Erisi um und erblickte eine Vision aus der Vergangenheit, die ihn erstarren ließ. Er hob die Hände zu Erisis Gesicht, zog sie an sich und küßte sie leidenschaftlich. Er spürte, wie sie zurückweichen wollte, aber er hielt sie sanft fest, und dann drängte sie sich in seine Arme und erwiderte den Kuß mit einer Leidenschaft, die fast das Eis in seinem Inneren hätte schmelzen lassen.
Ein Teil von ihm wollte den Kuß beenden und ihren Armen entfliehen. Aber er widerstand der Versuchung, weil er nicht sicher sein konnte, was er mit seiner Freiheit anfangen würde. Was er tatsächlich tun wollte, war schlicht und einfach wahnsinnig. Es würde die ganze Mission gefährden. Es hätte endgültig verhindern können, daß die Rebellen Coruscant je einnehmen und damit dem Imperium ein Ende bereiten könnten. Es hätte alles zerstören können, wofür die Rebellion je gearbeitet hatte.
Aber es würde sich verdammt gut anfühlen.
Über Erisis Schulter hatte Corran Kirtan Loor erspäht. Die hagere Gestalt, der forsche Gang und der herrisch hocherhobene Kopf waren unverwechselbar. Er hatte sich all diese Dinge über Kirtan schon Monate vor dem Tod seines Vaters eingeprägt. Und entsprechend hatte er sich jedesmal der Wut und Verachtung hingegeben, wenn er dem Mann begegnete.
Was Corran in diesem Augenblick tun wollte, mehr als alles andere in der Galaxis, war, zu diesem Mann hinzugehen, ihn zu packen und von der Promenade zu werfen. Er wäre dazu gern auf einer noch höheren Ebene gewesen - einer viel höheren Ebene -, aber das konnte man nicht ändern. Er hoffte, daß der Sturz Loor töten würde, obwohl bei nur zehn Metern eher die Möglichkeit bestand, daß er sich nur ein paar Knochen brechen und ein paar innere Organe verletzen würde.
Corran spürte, wie ihm jemand auf die Schulter tippte, und dachte für den Bruchteil einer Sekunde, Loor hätte ihn erkannt. Etwa im selben
Weitere Kostenlose Bücher