X-Wing 03 - Die teuflische Falle
auf einem hohen Gebirgsvorsprung und wäre zum Nachthimmel hin offen. Denselben schwarzen Marmor hatte man für den Richtertisch verwendet, der ziemlich hoch und unheilverkündend aufragte; er erinnerte Nawara an den imperialen Palast.
Unterhalb der Decke vervollständigten Edelstahl, geformter Beton und Duraplast die Innenarchitektur des Gerichtssaals. Die Formen verbanden sich hervorragend mit denen des Steins, aber der Saal erschien dadurch künstlich und ausgesprochen steril. Kein Ort, der einen leicht an Mitgefühl denken ließe. Nawara blickte auf zu der Galerie und den Zuschauerrängen, die gefüllt waren mit Bürgern, die sich nach Gerechtigkeit sehnten.
Und Gerechtigkeit bedeutet in diesem Fall, daß mein Klient in die Sonne geschossen wird. Admiral Ackbar hatte Nawaras Ersuchen stattgegeben, daß der Prozeß nicht als Live-Holographie ausgestrahlt werden sollte. Man konnte zwar behaupten, daß die Nachrichten über den Prozeß Tychos Ruf bereits in jeder erdenklichen Weise geschadet hatten, aber die Ausstrahlung des gesamten Prozesses konnte die Öffentlichkeit noch mehr gegen ihn aufbringen und zu Schwierigkeiten führen. Nawara war bereits häufig darauf angesprochen worden, wieso er denn einen Menschen verteidige, und so etwas würde nur schlimmer werden, wenn jeder in der Galaxis den genauen Verlauf des Prozesses verfolgen konnte.
Die Diskussion über die Ausstrahlung von Prozeßholos hatte den Provisorischen Rat sehr beschäftigt. Borsk Fey'lya hatte argumentiert, daß Rechtsprechung, die im Schatten stattfand, als Fortführung der imperialen Politik betrachtet werden könnte. Nawara hatte gekontert, daß ein öffentlich ausgestrahlter Prozeß zu einer Art sportlichem Ereignis werden würde, bei dem das Leben eines Mannes auf dem Spiel stand. Er hatte eingewandt, daß die Art der Durchführung des Prozesses ebenso wichtig sei wie das Ergebnis, denn jede Art von Ungerechtigkeit, ganz gleich wie geringfügig, würde zwangsläufig Unzufriedenheit und Ablehnung hervorrufen.
Und sie haben Ackbars Vorschlag zugestimmt, sich auf Zusammenfassungen in den Nachrichtensendungen zu beschränken. Das ist nicht viel, aber immerhin etwas. Er schüttelte den Kopf. Wenn ich jetzt alles verderbe, werden die Leute es wenigstens erst später erfahren.
Ihm gegenüber erhob sich Commander Halla Ettyk von ihrem Platz am Tisch der Anklage. Athletisch schlank und hochgewachsen, wirkte sie ausgesprochen dominierend, ja sogar ein wenig bedrohlich. Sie hatte ihr schwarzes Haar zu einem dicken Zopf geflochten - ähnlich wie Prinzessin Leia es derzeit oft tat - und gewährte Nawara einen ungestörten Blick auf ihr Profil mit dem ausgeprägten Kinn. Ein Glitzern stand in ihren braunen Augen, als sie ihm einen Blick zuwarf, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Richtertisch zu.
»Wenn das Gericht einverstanden ist, werden wir unseren ersten Zeugen aufrufen.«
Ackbar nickte. »Bitte, Commander.«
»Die Anklage ruft Lieutenant Pash Cracken in den Zeugenstand.«
Nawara drückte ein paar Tasten an seinem Datenblock und ließ sich noch einmal die Erklärung vorlegen, die Pash ihm zuvor gegeben hatte. Er folgte der Schrift mit dem Blick, aber nur, um seine Überraschung über die Wahl von Halla Ettyks erstem Zeugen zu verbergen. Er hatte damit gerechnet, daß sie mit Iella Wessiri oder General Cracken beginnen würde, um als erstes eine Verbindung zwischen Tycho und dem imperialen Geheimdienst zu belegen. Statt dessen schien sie Pash als ersten aufgerufen zu haben, um zunächst klarzustellen, daß Tycho das Motiv, die Mittel und die Gelegenheit gehabt hatte, Corran zu töten, und sich dann weiter zu dem Vorwurf des Verrats durchzuarbeiten.
Das hätte ich voraussehen müssen.
Da die Diskussionen in der Öffentlichkeit sich vor allem um den Verrat gedreht hatten, hatte er angenommen, daß Ettyk dieser Linie folgen werde. Er hatte angenommen, sie würde versuchen, zunächst den Verratsverdacht zu erhärten, und dann aufzeigen, daß der Mord an Corran notwendig geworden war, um eben diesen Verrat zu verbergen. Indem sie den entgegengesetzten Weg nahm und mit der Mordanklage anfing, konnte sie den Verrat zunächst stillschweigend voraussetzen, und alle Beweise, die sie nachträglich noch einbrachte, würden offensichtlich nur eine Tatsache stützen, die schon längst erwiesen schien.
»Das schießt unsere Verteidigung in ein Schwarzes Loch«, murmelte Nawara.
Tycho beugte sich zu ihm, während Pash den Zeugenstand betrat und
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