X-Wing 03 - Die teuflische Falle
zurückgeblasen wurde. Die meisten Gefangenen nahmen an, daß das Fließband zu einem Hochofen führte, in dem der Kies geschmolzen wurde, oder zu einer Mischanlage, wo man ihn zu Baustoffen weiterverarbeitete. Corran war der Ansicht, es könnte ebenso wahrscheinlich sein, daß der Kies mit Lastgleitern weggeschafft und dazu benutzt wurde, die Pfade im Garten irgendeines Moffs zu bestücken, und wenn das stimmte, dann war dieses Gitter alles, was zwischen ihnen und der Freiheit lag.
Die Imps hatten Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Unterbrechungen im Arbeitsablauf zu verhindern. So hatte man zum Beispiel die Anlage, die das Fließband betrieb, im Boden versenkt, damit niemand sich Zugang dazu verschaffen und sie sabotieren konnte. Stahlfasern waren in das Band gewebt, und es war so fest gespannt, daß es an keiner Stelle durchhing, wenn es leer nach unten zurückkehrte. Es gab ein Geländer, das verhinderte, daß Gefangene auf das Band fielen oder sich darin verfingen.
Corran leerte seinen Eimer in den Container, der auf dem Band befestigt war. Mit lautem Surren begann das Band den Weg zum Gitter. Corran sah ihm eine Sekunde nach, dann ließ er sich von dem nächsten Mann in der Reihe aus dem Weg stoßen.
Auf dem Rückweg zu der Stelle, an der Urlor Kies in Eimer schaufelte, verschaffte er sich einen raschen Überblick über die anwesenden Wärter. Es war ein vollzähliger Zug von Soldaten in Sturmtruppenuniform, was einen Soldaten für je zehn der achtzig Gefangenen der Schicht bedeutete. Sechs von ihnen waren mit Blasterkarabinern bewaffnet. Die anderen beiden waren auf einem E-Web postiert, der direkt vor der Luke stand, so daß jeder Versuch, auf diesem Weg zu fliehen, einem Selbstmord gleichkam. Der abschüssige Flur, durch den die Gefangenen dabei laufen mußten, würde sie genügend verlangsamen, damit die Männer sie niedermähen konnten. Keiner der Wärter war so hochgewachsen wie die regulären Sturmtruppler, und sie wirkten auch nicht so diszipliniert wie die Elitetruppen des Imperiums, aber sie würden genügen, eine Revolte schnell zu beenden.
Urlor schaufelte Kies auf Corrans Eimer zu, traf aber nicht so recht. »Laß es sein, Corran.« Er sprach leise genug, damit es durch das Geräusch der Steine vor den Wärtern verborgen blieb. »Warte noch, bis du mehr weißt.«
»Ich weiß schon mehr.« Er zwinkerte dem riesenhaften Mann zu. »Die Wärter haben ihre Blaster auf Lähmung eingestellt.«
Jan blickte von dem Ende eines Siebs, das er festhielt, auf. »Das läßt sich mit einem einzigen Daumendruck ändern. Ein ziemliches Risiko.«
Corran tippte sich an die Brust. »Vergeßt nicht, ich war bei der Sonderstaffel.«
»Vor allem bist du Correlianer.« Jan schüttelte den Kopf. »Keine Achtung vor Wahrscheinlichkeiten.«
»Wieso sollte man etwas achten, das man übertreffen muß?« Corran nickte den beiden zu. »Vertraut mir; ich muß es einfach versuchen.«
Urlor schaufelte eine letzte Ladung in den Eimer. »Möge die Macht mit dir sein.«
»Danke.« Corran ließ den Eimer schwer nach unten hängen und begann, ungeschickt und vornüber gebeugt, einem Rybet ähnlich, auf das Förderband zuzuschlurfen. Sein Plan war einfach. Er würde den Eimer fallen lassen, über das Geländer springen und mit dem Band zum Gitter hochfahren. Dort oben schien es, zumindest vom Boden der Höhle aus gesehen, genug Schatten zu geben, um sich zu verbergen. Wenn er dann durch das Gitter kam oder einen anderen, versteckten Weg fand, war er frei.
»Du da.«
Corran sah den Wärter an, der auf ihn zeigte. »Ich?« »Komm her.«
Wieso ich? Corran schlurfte auf den Mann zu. »Sir?«
»Stell mir keine Fragen.« Der Wärter, gekleidet in die leichtere Späher-Version des Sturmtruppenpanzers, ragte über ihm auf. »Wenn du wissen willst, wieso ich dich ausgesucht habe -du bist neu hier und kannst eine Lektion brauchen.«
Zu Corrans Überraschung riß der Mann plötzlich den Karabiner hoch und ließ ihn gegen Corrans rechte Kopfseite krachen. Sterne explodierten vor Corrans Augen, und das Klirren von Metall auf Knochen verursachte ein schrilles Geräusch in seinen Ohren. Ein Flansch am Lauf riß ihm die Kopfhaut auf, während die Wucht des Schlages ihn nach links wirbeln ließ.
Der Schmerz half über die Panik hinweg. Während Corran herumwirbelte, hielt er den Eimer weiterhin fest, riß ihn hoch und ließ ihn fliegen, als sein Peiniger wieder in Sicht kam. Der kiesgefüllte Behälter stieß gegen das Visier des Wärters.
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