X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
sämtliche überlebenden Gespenster mit Ausnahme von Donos und Wedge. Wedge hing in seinem X-Flügler, fünfzig Meter vor dem Bug in gleicher Flugrichtung wie die Night Caller auf die Sonne dieses verlassenen Systems orientiert.
Face kam zum Abschluß seiner Rede: »Da wir nicht einmal über ihre sterblichen Überreste verfügen, von denen wir uns verabschieden könnten, so wie das ihre Leute und unsere tun, wollen wir ihr auf diese Weise unseren Respekt erweisen. Wir wollen ein physisches Signal aussenden, um damit ihr Hinscheiden zu markieren in der Hoffnung, daß es für sie ein spirituelles Signal geben möge, das ihr den Weg zu ihrem Ziel weist.«
Kell fand, daß Face eine recht gute Totenrede gehalten hatte. Er hätte gern gewußt, wieviel von dieser Rede und von den Gefühlen, die Face ausstrahlte, echt war und von Herzen kam … und wieviel nur schauspielerische Kunst war. Aber im Augenblick brauchte er das nicht zu wissen.
Wedge, der jetzt nicht in seiner Funktion als Gespensterführer, sondern ein letztes Mal als Jesmins Flügelmann agierte, feuerte. Sein Protonentorpedo raste auf die ferne Sonne zu, detonierte ein paar Augenblicke später zehn Kilometer entfernt und schuf damit für ein paar Sekunden ein strahlendes Leuchtsignal am Himmel. Aber ebenso wie das sterbliche Leben, das es symbolisierte, verblaßte das Protonenfanal schnell wieder vor der Schwärze des Weltraums.
Wedges X-Flügler schob sich langsam nach unten auf die offenen Bugtore der Night Caller zu und war dann verschwunden. Die Trauernden mit Ausnahme der Brückenmannschaft begannen sich zu entfernen.
»Tainer.«
Kell nahm Haltung an. »Ja, Lieutenant Janson.«
»Die Night Caller hat während des Gefechts ein paar Schüsse abbekommen. Kein entscheidender Schaden, aber anscheinend sind ein paar Armaturen und Stützträger im Schiff locker. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Mechanikern bei der Reparatur behilflich wären.«
Kell salutierte vor dem Mann, der seinen Vater getötet hatte, und sah ihm dann nach, wie er die Brücke verließ.
Das war Strafdienst, das stand für ihn fest. Er hatte die Rettung Jesmin Ackbars verpatzt und würde, solange er der Gespensterstaffel angehörte, sinnlose Aufgaben wie diese erhalten.
In dem Gang, der zu den Offiziersquartieren führte, holte er Tyria ein. »Irgendwelche Veränderungen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Immer noch unverändert. Noch ein oder zwei Tage, dann müssen wir sie überzeugen, daß er wieder Dienst tut. Wir könnten ein paar von seinen Schichten übernehmen und einfach in seinem Namen unterschreiben …«
»Das wird immer gefährlicher.«
Sie zuckte die Achseln; was er sagte, war ihr nicht neu. »Sollten wir uns nur für Zivilisten in Gefahr bringen?«
»Nein.« Er seufzte. »Ich kann dir heute nicht helfen. Ich habe Reparaturdienst. Aber vielleicht dauert es nicht so lange.«
»Viel Glück.« Sie reckte sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen schnellen Kuß auf die Wange und eilte dann zu Donos’ Quartier.
Kell rieb sich die Wange. Was hatte das jetzt wieder zu bedeuten? In einem Augenblick, wo er sich in einem völligen Tief befand, zeigte sie Anzeichen von Zuneigung …
Ah, er verstand. Dieses Gespräch mit den anderen über verwundete Männer und Frauen, die versuchten, sie wieder aufzupäppeln. Endlich hatte er einen solchen Tiefpunkt erreicht, daß ihr Interesse für ihn erwacht war.
Nun, zum Teufel damit. Vor ein paar Monaten hätte er vielleicht anders gedacht. Aber wenn man ihn jetzt vor die Wahl gestellt hätte, so zu empfinden, wie er das tat, und ihre Zuneigung zu gewinnen, oder doch etwas Wertvolles in sich zu entdecken und dafür nicht mehr jämmerlich genug zu sein, um auf sie attraktiv zu wirken, würde er sich für die zweite Wahl entscheiden. Er machte sich auf, seine Werkzeuge zu holen.
»Wollen wir Informationen austauschen?« fragte Warlord Zsinj.
Admiral Trigit machte eine großspurige Geste. »Sie zuerst. Schließlich sind Sie der Warlord.«
»Richtig. Sie erinnern sich an die Night Caller.«
Trigit schnaubte. »Eine Ihrer TIE-Jägerkorvetten. Vielen Dank, daß Sie ihre Berichte an mich weitergeleitet haben. Ich bin der Night Caller dankbar, Mylord. Es ist gut zu wissen, daß es ein Schiff gibt, das gerade einen noch weniger ereignisreichen Einsatz erlebt als mein eigenes.«
Zsinj verzog sein Gesicht zur Andeutung eines nachsichtigen Lächelns. »Und wenn ich Ihnen sagen würde, daß die letzten paar Stationen der Night Caller
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