X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
der Zeit, die Jesmin in der Gespensterstaffel diente, habe ich sie als ausgezeichnete Fliegerin und hervorragenden Offizier kennengelernt. Ihr geschickter Umgang mit Kommunikationsanlagen hat Stützpunkt Folor vor einem katastrophalen Überfall bewahrt; alle zur Zeit seiner Evakuierung auf jenem Stützpunkt stationierten Personen verdanken ihr ihr Leben. Es gibt nur wenige Piloten, deren Mut und Verläßlichkeit an das heranreicht, was bei Jesmin zur Routine gehörte.
Es fällt mir schwer, mir auszumalen, wie Sie unter dem Verlust leiden werden, den Jesmins Tod für Sie bedeutet. Aber für meinen Teil bin ich, als ich über ihren Tod nachgedacht habe, zu einem Schluß gelangt, der für mich wichtig ist. Ich glaube jetzt nicht mehr, daß der Schwung eines Lebens, das sich in eine sinnvolle Richtung bewegt, dann ein Ende findet, wenn jenes Leben endet.
Jesmin Ackbar hat fünf Feinde abgeschossen, die alle bösen Kräften gedient haben. Wenn sie das nicht getan hätte, hätten diese Feinde weiterhin Böses tun können. Aber jetzt ist das, was Jesmin getan hat, an deren Stelle getreten und weitet sich aus wie eine Feuerschneise in eine Zukunft hinein, die sonst von deren Taten beeinflußt worden wäre.
Jesmin Ackbar hat auf Folor Hunderte von Leben gerettet. Wenn sie das nicht getan hätte, wäre von Folor eine Bugwelle des Leides ausgegangen, Leid und Pein für die Überlebenden, und dahinter nichts als Schmerz und Verlust.
Wenn ich in Zukunft vor einer neuen Abschlußklasse von Piloten stehe oder mich in der Gesellschaft von Freunden auf einer Welt entspanne, die vielleicht kurz davor stand, sich dem Imperium zu verpflichten und dann doch ein Bündnis mit der Neuen Republik eingegangen ist, werde ich nie wissen, wieviel von all dem Guten, das mich umgibt, in Wirklichkeit zu Jesmins Vermächtnis gehört. Ihre Zukunft wird für mich unsichtbar sein. Aber unsichtbar ist nicht dasselbe wie nicht vorhanden. Ich werde wissen, daß ihre Taten und Leistungen noch bei uns sind wie Phantome, die all das Gute vertreten, für das die Neue Republik steht, und dafür bin ich dankbar.
In respektvoller Verbundenheit,
Commander Wedge Antilles
Das, endlich, war es, was er hatte sagen wollen.
In der Ecke des Datapads konnte man die Zeit ablesen. In einer Stunde würde er aufstehen müssen. Er hatte die ganze Nacht damit verbracht, Admiral Ackbar sein Mitgefühl auszudrücken. Aber ehe das geschehen war, hätte er nicht schlafen können; die kurze Stunde, die ihm jetzt noch für den Schlaf zur Verfügung stand, würde zumindest eine friedliche Stunde sein.
Er legte sich auf das Bett des Kapitäns, um sich endlich wenigstens auf kurze Zeit dem Vergessen hinzugeben.
Zwei Tage später kam ein Kreuzer der Neuen Republik, um sich mit dem Schicksal der Piraten von Blood Nest zu befassen.
In jenen zwei Tagen waren die Gefangenen recht gesprächig gewesen, hatten alles ausgepackt, was sie über Captain Darillian, Warlord Zsinj und ihre eigenen Piratenunternehmungen wußten. Aber am Ende waren sie nicht mehr als ein Rudel Freibeuter, Männer ohne Gewissen, deren stures Unabhängigkeitsbedürfnis nicht zuließ, daß sie sich Zsinj voll und ganz anschlossen, und die zu dumm waren, um sich eine bessere Taktik einfallen zu lassen, als Zsinjs Abgesandten anzugreifen.
Immerhin war die Tatsache interessant, daß Zsinj sich mit Männern dieses Kalibers einließ. Das deutete darauf hin, daß seine Ansprüche geringer waren, als man in der Neuen Republik bisher vermutet hatte. Welche Rolle hätten diese Piraten wohl in seiner Organisation gespielt: entbehrliches Kanonenfutter? Wedge wußte es nicht.
»Wir springen heute morgen aus dem System«, erklärte er Janson.
»Setzen wir die ursprüngliche Route der Night Caller fort?«
Wedge nickte. »Zustand unserer Staffel?«
»Ungefähr wie gestern. Uns fehlen zwei X-Flügler und zwei Piloten – obwohl das im Falle Myns nur temporärer Natur ist. Berücksichtigt man die TIE-Jäger, so haben wir praktisch eine volle Jägerstaffel zur Verfügung.«
»Stelle fest, ob es in der Crew der Night Caller noch jemanden gibt, der sich für den Einsatz in einem TIE-Jäger interessiert. Wenn nötig, kannst du sie ja mit Brandy oder Süßigkeiten in den Simulator locken.«
Janson grinste. »Treibstoff und Proviantreserven sind auf hundert Prozent. Es läuft recht gut.«
»Ausgezeichnet. Ich werde innerhalb einer Stunde die Befehle ausgeben.«
Sie standen auf der Brücke der Night Caller –
Weitere Kostenlose Bücher