X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
einem System eintreffen und diese Bombe auf der anderen Seite ist? Sie würde detonieren und doch an dem Ankömmling keinerlei Schaden anrichten.«
»Darüber habe ich nachgedacht, Sir. Und wenn ich als Bomber denke und nicht als Sprengstoffachmann, dann kommt mir in den Sinn, daß man Bomben eben dort unterbringt, wo vermutlich auch Leute sind.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
Vor ihnen erschien jetzt zwischen den Sternen ein winziger weißer Punkt, Xobome 6, der schnell größer wurde. »Sir, die meisten Navkurse werden vom Abreisepunkt zum Zentrum des Systems berechnet, wo man einzutreffen beabsichtigt – also der Sonne. Das ist einfach, und das ist sicher; Sie haben uns das so beigebracht. Man kann die Distanz so einstellen, daß man vor dem System in den Echtraum zurückfällt, ohne daß dabei Gefahr besteht, ein natürliches Schwerkraftfeld zu treffen, oder man kann geradewegs in das System hineinzielen, und wenn man dann vor Erreichen des Ziels auf ein Schwerkraftfeld stößt, dann wirft einen das einfach in den Echtraum zurück, ehe man so nahe an das Zentrum des Schwerefelds herankommt, daß es einen in Gefahr bringen könnte. Richtig?«
»Richtig.«
»Also – jeder weiß, daß die meisten Kurse auf die Sonne des Ankunftssystems zielen. Und wenn man bereits weiß, daß es einen Sprung von Commenor zur Sonne von Xobome geben wird – «
»Oh.« Der Laut kam wie ein Bellen heraus. »Sie legen Ihre Bombe auf einer geraden Linie kurz vor jeden beliebigen Ankunftspunkt bei dem System und können fast sicher sein, daß Sie Ihr Ziel erwischen. Und das bedeutet, daß jemand gewußt oder zumindest vermutet hat, daß es Verkehr von Commenor nach Xobome geben würde.«
»Und da es keinen Handel zwischen den beiden Systemen gibt, müssen die Streitkräfte, die uns angegriffen haben, die Bombe gelegt haben. Sie wußten, daß wir fliehen würden, und wußten oder ahnten, daß einige von uns auf dem Weg über Xobome fliehen würden.«
»Richtig. Das leuchtet mir ein. Vielen Dank, Sprengstoff. Kontrolle, Ende.«
Kell hatte eine kurze Ausbildung für die Arbeit in Null G bei hartem Vakuum mitgemacht. Er hatte einmal an einem Kreuzer in Sluis Van Außenreparaturen durchgeführt und die übliche Sprengstoffausbildung mitgemacht, bei der unter anderem auch gelehrt wurde, wie man an einem Schiff auf Orbit Sprengladungen anbringt.
Aber das hieß weder, daß er besonders fingerfertig war, noch daß es ihm Spaß machte.
In dem schwerfälligen Wartungsanzug, der über eingebaute Manövrierdüsen verfügte, konnte er sich bewegen und sich warm halten. Aber er und Cubber hatten kein speziell weltraumtaugliches Werkzeug, lediglich Werkzeugkästen aus dem X-Flügler-Hangar auf Folor, und deshalb fluchten sie ständig über eingefrorene und im Vakuum erstarrte Hydroschlüssel, während Grinder sie ungeduldig aus der Sicherheit seines Cockpits beobachtete.
Trotzdem … wenn Kell aufblickte, sah er sich von unendlich vielen Sternen umgeben, einem Ausblick, wie er ihn nie auf irgendeiner Welt mit einer Atmosphäre hätte genießen können und wie er ihn auch nie vom Cockpit seiner Maschine aus wirklich hätte würdigen können. Und wenn er an seinen Füßen vorbei nach unten blickte, sah er, wie die Welt Xobome 6 sich majestätisch langsam unter ihm drehte. Irgendwo dort unten auf einer von eiskalten Winden gepeitschten Hochebene waren die meisten Gespenster jetzt dabei, ihre beschädigten X-Flügler zu reparieren. Vermutlich blickten einige von ihnen in diesem Augenblick nach oben und beneideten Kell um seinen vergleichsweise warmen Schutzanzug.
Kell schwebte neben der offenen Luke zu Grinders Rückenmotor. Die interne Diagnostik des Motors zeigte, daß er funktionsfähig war, aber er empfing keine Daten von der Schiffskontrolle. Kell riß sich von dem faszinierenden Panorama los, das ihn umgab, und fragte: »Könnte es sein, daß alle vier Datenkanäle kurzgeschlossen wurden?«
Auf der anderen Seite des X-Flüglers schwebte Cubber; Kell konnte selbst durch ihre jeweils polarisierten Gesichtsplatten sehen, wie der Mechaniker den Kopf schüttelte. »Alle in absolut gleicher Weise? Nein, das muß woanders liegen.«
»Meinst du, du könntest in seine Ladeluke steigen und dich in die Datenleitung unter dem Cockpit einklinken? Ich überwache von hier aus.«
Cubber zuckte die Achseln, eine übertrieben wirkende Bewegung. »Ich werde es versuchen.« An seinem Rücken flammten winzige Düsen auf, drehten ihn zum Bug des
Weitere Kostenlose Bücher