X-Wing 08 - Isards Rache
Ausmaß gewesen wäre, hätte er sich vermutlich wegen seines Aussehens Gedanken gemacht. Die kurze Nachricht, die ihm ein Protokolldroide überbracht hatte, hatte ihn sofort hellwach sein lassen und ihn in sein Büro gejagt, um sich dort über deren Wahrheitsgehalt zu vergewissern.
Seine blauen Augen verengten sich. Er konnte kaum glauben, dass Großadmiral Thrawn tot war – wollte es auch gar nicht glauben, weil er immer gehofft hatte, eines Tage derjenige sein zu können, der Thrawn tötete. Die Imperiale Flotte hatte Krennel in die Unbekannten Regionen geschickt, und Thrawn war dort sein Vorgesetzter gewesen. Alle Fasern seines Wesens hatten sich dagegen gesträubt, sich von einem Alien herumkommandieren zu lassen, und wenn Krennel auch zugeben musste, dass Thrawn ein Genie war, hatte er doch auch gefährliche Schwächen an ihm entdeckt.
Er erinnerte sich daran, wie Thrawn die Kunstwerke einer Kultur zu studieren pflegte und in ihr Hinweise danach suchte, wie diese Spezies funktionierte. Thrawn behauptete immer, solche Studien lieferten ihm den Schlüssel zum Sieg gegen viele fremde Rassen. Krennel war der Ansicht, dass diese Kenntnis in Thrawn auch einen gewissen Respekt für diese Spezies weckte – bei denen es sich ausschließlich um Untermenschen handelte –, und dass dies seine Effizienz schwächte. Krennel hatte Thrawn gezeigt, dass man mit Brutalität häufig noch mehr erreichte als mit dem Studium der Künste, aber Thrawns Reaktion auf diese Lektion Krennels hatte in keinerlei Verhältnis zu dieser Lektion gestanden.
Krennels Wangen brannten immer noch, wenn er sich daran erinnerte, wie Thrawn ihn und sein Schiff, die Reckoning, zu den Kernwelten geschickt hatte. Krennel kehrte in Ungnaden zurück und war überzeugt, dass der Imperator selbst – auf den Thrawn allem Anschein nach ungewöhnlich starken Einfluss hatte – Krennels Karriere beendet hätte. Zu Krennels Glück war der Imperator bei Endor gestorben, sodass er der Strafe entgangen war.
»Und ich hatte nie eine Gelegenheit zur Rechtfertigung.« Krennels tiefe Stimme hallte durch den dunklen Korridor, obwohl er seine Worte nur gezischt hatte. Seine Metallhand ballte sich erneut zur Faust. »Ein ewiger Schandfleck meiner Ehre.«
Er war erneut in die Imperiale Flotte eingetreten und hatte der Versuchung widerstanden, ein Warlord zu werden, aber keine sechs Monate nach dem Tod des Imperators hatten sich Umstände ergeben, die ihm Gelegenheit boten, sein Schicksal selbst zu gestalten. Sate Pestage, der Großwesir des Imperators, hatte beim Tode des Imperators die Kontrolle über das Imperiale Zentrum übernommen. Als die Position des Mannes dann schwächer geworden war, hatte er versucht, mit der Neuen Republik eine Vereinbarung zu treffen. Er hatte angeboten, das Imperiale Zentrum und andere wichtige Welten preiszugeben, wenn man ihm dafür seine persönliche Sicherheit garantierte und ihm erlaubte, seinen Besitz zu behalten. Das Militärtribunal, das Pestage nach seiner Flucht nach Ciutric abgesetzt hatte, hatte Krennel damit beauftragt, Pestage der Gerechtigkeit zuzuführen. Krennel kam nach Ciutric, fand dort Pestage und übernahm seinen Besitz und sein Amt. Er ernannte sich selbst zum Prinz-Admiral und brachte es fertig, die mehr als ein Dutzend Welten umfassende ciutrische Hegemonie in den turbulenten Zeiten, die nach der Eroberung des Imperialen Zentrums durch die Neue Republik und der Vernichtung von Warlord Zsinj einsetzten, zusammenzuhalten.
Und dann war Thrawn zurückgekommen. Thrawn beanspruchte volle Autorität über sämtliche imperialen Besitzungen. Krennel war es zweckmäßig erschienen, Thrawn in gewissem Ausmaß zu unterstützen – ihn mit Munition, Personal und einigen Rohstoffen zu beliefern –, aber als Vorgesetzten hatte er Thrawn nie anerkannt. Krennel hatte befürchtet, dass Thrawn sich ihn und sein kleines Reich vornehmen könnte, sich aber der Hoffnung hingegeben, Thrawn standhalten zu können.
Jetzt stand Krennel vor der Tür seines Büros und strich mit seiner Metallhand über die Schlossplatte. Er trat einen Schritt vor und stieß mit der rechten Schulter gegen die Tür, aber die wollte sich nicht öffnen. Er strich erneut über die Schlossplatte, diesmal langsamer, um sicherzugehen, dass die Sensorik die Signatur der in seine Hand eingebetteten Stromkreise registrieren würde.
Wieder öffnete sie sich nicht.
Krennel stieß eine Verwünschung aus und gab eine Zahlenkombination in das Nummernfeld unter der
Weitere Kostenlose Bücher