Xander, auf Liebe und Tod
Prinzessin konnte spüren, wie dessen Macht nach ihr rief.
Nein!
Ihre Arme und Beine waren jetzt voller Runzeln. Schon bald würde
ihr ganzer Körper verfallen, und dann würde sie nichts mehr ausrichten können.
Sie nahm all ihre Kraft zusammen und bewegte sich auf das Grabpodest zu.
»›Die Spiralmuschel erweckt Mamacocha, die Mutter des Allwassers.‹
Nun, das ist es. Nur noch ein Stück.«
Sie streckte ihre knorrige Hand aus, entwand das Siegel dem Griff
des Archivars und schleuderte es davon. Es zerschellte und seine Macht über sie
war für immer gebrochen.
Mit der anderen Hand packte sie den Archivar bei der Kehle und
drückte zu. Doch sie tötete ihn nicht. Sie würde ihn nicht aussaugen können,
wenn er tot war.
Als sie sich ihm zum Kuss näherte, wurde hinter ihr eine Stimme laut:
»Eines muss man euch Mumien ja lassen: Ihr genießt und schweigt!«
Die Prinzessin fuhr herum und sah Buffy am Eingang stehen. Im
nächsten Moment kam das amerikanische Mädchen auf das Podest gesprungen, auf
dem der Sarkophag stand, und nahm sofort eine Kampfstellung ein. Die Prinzessin
war überrascht. Buffy hatte bisher nicht vermuten lassen, dass sie solche
Fähigkeiten besaß.
Sie ließ die regungslose Gestalt des Archivars in ihr Grab sinken
und sagte: »Sieht aus, als hättest du mir ein paar Geheimnisse vorenthalten. Du
bist kein normales Mädchen, stimmt’s?«
Buffy schnaubte.» Oh, und wie steht es mit dir?« Dann
drehte sie sich, trat zweimal nach der Prinzessin und ließ der Attacke einen
Schlag folgen.
Jeder andere Gegner wäre von diesen Hieben gefällt zu Boden
gegangen, die Prinzessin jedoch war, sogar in ihrem jetzigen geschwächten
Zustand, stärker als der Durchschnitt. Sie schnappte mitten im Schlag Buffys Handgelenk und schleuderte sie auf
den Rand des Sarkophags.
Dieses Mädchen ist sehr stark. Sie würde mir für Tage genügen,
dachte die Prinzessin und beugte sich vor, um Buffy zu küssen.
Doch Buffy war eine widerspenstigere Beute als der Archivar. Sie
versetzte der Prinzessin einen Kopfstoß und ließ sie zurücktaumeln. Buffy
schickte ihr einen weiteren Fußtritt hinterher, dem die Prinzessin jedoch
erfolgreich auswich.
Buffy griff erneut an, und abermals gelang es der Prinzessin,
ihren Angriff gegen sie selbst umzulenken und sie in den Sarkophag zu
befördern. Dann klappte sie den Deckel zu.
Sie und der Archivar würden ihr nicht mehr entkommen. Aber sie
brauchte dringend eine Auffrischung, bevor sie es wieder mit Buffy aufnehmen
konnte. Sie fühlte, dass die Kraft sie verließ. Sie musste rasch ein neues
Opfer finden.
Als sie um eine Ecke bog, prallte sie förmlich gegen Willow, die
das Outfit des Volkes aus dem Norden unterdessen abgelegt hatte. Die Prinzessin
zwang die immer schwächer werdenden Finger, ihr zu gehorchen, und umklammerte
mit einer Hand den Hals des entsetzten Mädchens.
»Es wird gar nicht weh tun.«
»Lass sie gehen!«, ließ sich plötzlich die Stimme vernehmen, die
die Prinzessin auf keinen Fall hören wollte.
Sie drehte sich um und sah Xander. Nein, Liebster, bitte. Ich will
nicht, dass du mich so siehst!
»Wenn du jemanden küsst, dann mich«, sagte Xander.
Die Prinzessin spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten.
»Xander, wir können zusammen sein, nur diese eine noch.«
»Das wird niemals passieren.«
Das Gefühl wich aus ihren Armen und Beinen. Sie würden sehr bald
nutzlos sein, wenn sie nicht rasch Nahrung bekam.
»Ich muss es tun«, sagte sie mit großem Nachdruck. »Und ich muss
es jetzt tun, oder es ist alles aus. Für mich und für uns.« Sie bewegte
sich auf Willow zu.
»Nein!«, schrie Xander, brachte sich mit einem Satz zwischen die
beiden und stieß Willow zur Seite. Die Prinzessin hatte nicht mehr genug Kraft,
um sich dagegen zu wehren. Die Schwäche hatte unterdessen auch ihren Körper
erreicht. Sie war kaum mehr dazu fähig, Xander die Hand auf die Schulter zu
legen.
Er sah ihr in die Augen. Derselbe Blick, der vor weniger als einer
Stunde voller Liebe auf ihr geruht hatte, war jetzt voller Zorn. »Wenn du Leben
willst, musst du schon meines nehmen. Kannst du das?«
Furcht überfiel die Prinzessin. Das Siegel hatte sie geschützt,
doch sie hatte es zerstört und seinen Hüter getötet. Die Machtmittel des Fluchs
waren beseitigt, und die einzigen Vollstrecker von Sebancayas Willen bereits
seit Jahrhunderten tot.
Wenn sie jetzt starb, würde sie für immer sterben.
Sie konnte sich nicht damit abfinden. Sie hatte
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