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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gesicht verzerrte sich zu einer Maske des Schmerzes. »Wer wohl?«

    Rees schaukelte seine Feldflasche hin und her. »Das ist es also«, sagte er zu Pallis. »Jetzt steht Decker vor der Entscheidung seines Lebens.«
    Pallis stand vor seinem Käfig aus jungen Bäumen und piekste gegen die Balken. Einige von den Bäumen waren fast schon alt genug, um selbständig zu werden, dachte er geistesabwesend. »Macht bedeutet offensichtlich auch Verantwortung. Ich weiß nicht, ob Decker das bewußt war, als er sich an die Spitze dieses Narrenkomitees gestellt hatte. Aber spätestens jetzt wird er es erkannt haben… Decker wird schon die richtigen Entscheidungen treffen; wir können nur hoffen, daß der Rest von uns es auch tut.«
    »Was meinst du damit, der Rest von uns?«
    Pallis hob den Käfig von seiner Stellfläche – er war zwar klobig, aber leicht – und reichte ihn Rees. Der junge Wissenschaftler setzte seine Feldflasche ab und ergriff unsicher den Käfig, wobei er auf die sich bewegenden jungen Bäume blickte. »Das sollte mit auf die Reise gehen«, sagte Pallis. »Vielleicht solltet ihr noch mehr mitnehmen. Setzt sie im neuen Nebel aus und laßt sie sich vermehren – und in einigen hundert Jahren werden ganze neue Wälder entstanden sein. Wenn es an dem neuen Ort nicht überhaupt schon welche gibt…«
    »Warum gibst du mir das? Ich verstehe nicht, Baum-Pilot.«
    »Aber ich«, meldete sich Sheen.
    Pallis wirbelte herum. Rees schnappte nach Luft und jonglierte in seinem Schock mit dem Käfig. Sie stand im Eingangsbereich, und in dem diffusen Sternenlicht traten die Härchen auf ihren bloßen Armen hervor.
    Von einem intensiven Schamgefühl erfaßt, errötete Pallis; als er sie dort stehen sah, in seiner eigenen Unterkunft, kam er sich vor wie ein dummer Schuljunge. »Ich habe nicht mit dir gerechnet«, sagte er unsicher.
    »Das sehe ich«, erwiderte sie lachend. »Bittest du mich nicht hinein und bietest mir etwas zu trinken an?«
    »Natürlich…«
    Sheen machte es sich auf dem Boden bequem und kreuzte die Beine. Sie nickte Rees zu.
    Mit sich verdunkelnder Gesichtsfarbe sah Rees abwechselnd Pallis und Sheen an. Pallis war überrascht. Hegte Rees irgendwelche Gefühle für seine frühere Vorgesetzte… sogar trotz der Behandlung nach seiner Rückkehr auf den Gürtel? Rees stand auf und fummelte verlegen am Käfig herum. »Ich werde mich später wieder mit dir unterhalten, Pallis…«
    »Du brauchst jetzt nicht zu gehen«, sagte Pallis schnell.
    Sheens Augen funkelten amüsiert.
    Wieder blickte Rees von einem zum anderen. »Ich glaube, daß es am besten ist«, meinte er und ging mit einem gemurmelten Gruß.
    Pallis reichte Sheen eine Feldflasche. »Er ist also scharf auf dich.«
    »Pubertäre Schwärmerei«, kommentierte sie heftig.
    Pallis grinste. »Das kann ich verstehen. Aber Rees ist nicht mehr in der Pubertät.«
    »Das weiß ich. Er ist erwachsen und treibt uns alle vor sich her. Er ist der Retter der Welt. Aber er ist deswegen gleichzeitig auch ein verdammter Idiot.«
    »Ich glaube, daß er eifersüchtig ist…«
    »Könnte er denn einen Grund dafür haben, Baum-Pilot?«
    Pallis senkte den Blick, ohne zu antworten.
    »Du machst die Reise auf der Brücke also nicht mit«, stellte sie dezidiert fest. »Das wolltest du mit deinem Geschenk für Rees zum Ausdruck bringen, richtig?«
    Er nickte und blickte auf die freie Fläche, wo vorher der Käfig gestanden hatte.
    »Mein Leben ist sowieso schon zum großen Teil vorbei«, sagte er langsam. »Mein Platz auf der Brücke sollte besser an einen Jüngeren gehen.«
    Sie beugte sich vor und berührte sein Bein; das Gefühl elektrisierte ihn. »Sie werden dich auch nur zum Mitkommen auffordern, wenn sie glauben, dich zu brauchen.«
    »Sheen«, schnaufte er, »wenn diese Pflanzen im Käfig ausgewachsen sind, wird meine kalte Leiche schon längst über den Rand des Floßes geworfen worden sein. Und von welchem Nutzen sollte ich sein, wenn ich keinen Baum habe, den ich fliegen kann.« Er zeigte in Richtung des fliegenden Waldes, der vom Kabinendach verdeckt wurde. »Mein Zuhause ist der Wald dort oben. Wenn die Brücke weg ist, wird das Floß noch immer hier sein, für eine lange Zeit. Und sie werden auch weiterhin ihre Bäume brauchen.«
    Sie nickte. »Gut, ich verstehe, auch wenn ich nicht zustimmen kann.« Sie fixierte ihn mit ihren klaren Augen. »Wir können das auch weiter diskutieren, wenn die Brücke abgeflogen ist.«
    Er holte tief Luft, beugte sich dann hinüber

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