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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mir, was es besagt.«
    Er drehte sich um und führte den Assistenten in sein Büro.

    Das Floß am Himmel war immer größer geworden, bis es den Nebel halb verdeckte. Einige Dutzend Kilometer über dem Floß hing ein Stern, ein gelb flackernder Feuerball mit einem Durchmesser von einer Meile, und das Floß warf einen immer größeren, kilometerlangen Schatten durch die staubige Luft.
    Unter Pallis’ Anleitung schürten Rees und Gover die Feuer in den Kesseln, gingen über die Oberfläche des Baumes und wedelten mit großen, hellen Decken über dem wallenden Rauch. Pallis betrachtete das Rauchdach mit kritischen Augen; stets unzufrieden, maulte und schnauzte er die Jungen an. Dennoch verwandelte sich der Aufstieg des Baumes durch den Nebel langsam, aber stetig in eine sanfte Kurve zum Rand des Floßes.
    Während der Arbeit erregte Rees unwissentlich Pallis’ Zorn, weil er sich in den Anblick der nach und nach deutlicher werdenden Details des Floßes versenkte. Von unten sah es aus wie eine fast einen Kilometer breite, zerklüftete Scheibe; Metallplatten reflektierten glitzernd das Sternenlicht, und Licht drang durch Dutzende von Öffnungen auf dem Deck. Als der Baum sich dem Rand näherte, verkürzte sich die Form des Floßes zu einer wie ein Flickenteppich aussehenden Ellipse. Rees konnte die rußigen Schweißspuren an den Ecken der nächsten Platten sehen, und während sein Blick über die deckenähnliche Oberfläche glitt, verschmolzen die Platten zu einem einzigen Fleck, wobei der entgegengesetzte Rand der Scheibe einen flachen Horizont bildete.
    Schließlich erhob sich der Baum mit einem Luftstoß über den Rand des Floßes, und die Oberseite des Floßes begann sich vor Rees zu entfalten. Gegen seinen Willen wurde er an den Rand des Baumes gezogen. Er verbarg die Hände im Laub und nahm die über ihn hereinbrechende Flut von Farben, Lärm und Bewegung mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund wahr.
    Das Floß war ein riesiger Teller, der vor Leben vibrierte. Lichtpunkte waren über seine Oberfläche verstreut wie Zuckerguß auf einem Kuchen. Das Deck war vollgepackt mit Gebäuden jeglicher Größe und Gestalt, die aus Holzplatten oder Wellblech errichtet und wie Spielzeuge durcheinandergewürfelt waren. Der ganze Rand war von Maschinen gesäumt, die doppelt mannshoch waren und so unbeweglich wie stille Wächter wirkten; und in der Mitte des Floßes lag ein großer silbriger Zylinder, der sich zwischen den schachtelartigen Konstruktionen wie ein gefangener Wal ausnahm.
    Ein Gemisch verschiedener Gerüche stieg Rees unangenehm in die Nase – stechendes Ozon aus den Maschinen am Rande und anderen Werkstätten und Betrieben, Holzrauch aus Tausenden von Kaminen, exotische Küchengerüche aus den Kabinen.
    Und Menschen – mehr, als Rees zählen konnte, so viele, daß die Bevölkerung des Gürtels in dieser Menge glatt untergegangen wäre – flanierten in großen Strömen über das Floß; und hier und da brachen Trauben von rennenden Kindern in Gelächter aus.
    Er sah solide gebaute Pyramiden, die auf das Deck montiert waren; keine hatte mehr als Hüfthöhe. Rees blinzelte und ließ die Augen über das Deck schweifen; die Pyramiden waren überall verteilt. Er sah ein sich leise unterhaltendes Paar an einer dieser Pyramiden lehnen, wobei der Mann mit einem Fuß auf dem Metallkegel herumschabte; und woanders erblickte er eine Gruppe von Kindern, die in einem komplizierten Fangenspiel durch eine Gruppe von Pyramiden raste.
    Und aus jeder Pyramide erhob sich ein Kabel senkrecht in die Luft; Rees legte den Kopf in den Nacken, um ihrem Verlauf zu folgen, und schnappte nach Luft.
    An jedem Kabel war der Stamm eines Baumes angebunden.
    Für Rees war ein fliegender Baum schon Wunder genug gewesen. Nun sah er, daß sich über dem Floß ein gewaltiger Wald befand. Jedes Verbindungskabel hing senkrecht und war ziemlich straff gespannt, und Rees konnte fast die Anstrengung der vertäuten Bäume fühlen, mit der sie sich gegen die Anziehungskraft des Kerns wehrten. Das Licht des Nebels wurde durch die rotierenden Baumreihen gefiltert, so daß das Deck des Floßes in ein beruhigendes Dämmerlicht getaucht war. Die um den Wald herumtanzenden Schwärme von Skitters milderten die Farbe des Lichts zu einem Pastellrosa.
    Rees’ Baum stieg auf, bis er die Wipfel des Waldes erreicht hatte. Das Floß verwandelte sich von einer Landschaft zurück zu einer Insel in der Luft, die von einem Baldachin hin- und herwogenden Laubs gekrönt

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