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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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wurde. Der Himmel über Rees schien dunkler zu sein als gewöhnlich, so daß er das Gefühl hatte, ganz am Rande des Nebels zu stehen und auf die den Kern umgebenden Nebelschleier herabzuschauen; und in diesem ganzen Universum aus Luft war das Floß das einzige Zeichen menschlichen Lebens, ein hoch in der Luft hängendes Stück Metall.
    Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter. Rees fuhr herum. Über ihm stand Pallis, dessen Gesicht genauso finster war wie die Rauchwand hinter ihm. »Was ist los?« brummte er. »Noch nie ein paar tausend Bäume gesehen?«
    Rees fühlte, wie er rot wurde. »Ich…«
    Aber Pallis grinste durch seine Narben hindurch. »Hör zu, ich versteh’ dich ja. Die meisten Leute halten das alles für selbstverständlich. Aber jedes Mal, wenn ich es von außen betrachte, – gibt es mir eine Art Stich.« Hunderte von Fragen schwirrten in Rees Kopf herum. Wie mochte es sein, auf der Oberfläche des Floßes spazierenzugehen? Was war es wohl für ein Gefühl gewesen, das Floß zu bauen, in der Leere über dem Kern hängend?
    Aber jetzt war nicht die Zeit für solche Überlegungen; es gab Arbeit. Er stand auf und krallte seine Zehen in das Laub wie ein richtiger Waldläufer.
    »Also, Bergmann«, sagte Pallis, »wir haben einen Baum zu fliegen. Wir müssen in diesen Wald zurückkehren. Laß uns Feuer in den Kesseln machen; ich möchte da oben eine Kuppel haben, die so dicht ist, daß ich darauf Spazierengehen könnte. Alles klar?«

    Endlich schien Pallis mit der Position des Baumes über dem Floß zufrieden zu sein. »Okay, Jungs. Los!«
    Gover und Rees rannten zwischen den Feuerkesseln hin und her und schaufelten mit den Händen dampfendes Holz in die Flammen. Rauch stieg zu dem Blätterdach über ihnen auf. Gover hustete und fluchte beim Arbeiten; Rees spürte, daß seine Augen tränten und der rußige Rauch seine Kehle reizte.
    Beinahe wäre Rees vom Baum gefallen, als dieser mit einer ruckartigen Bewegung die Rauchdecke über sich abschüttelte. Rees beobachtete den Himmel: Die fallenden Sterne zogen merklich langsamer an ihnen vorbei als vorher; er schätzte, daß der Baum bei seinem Versuch, der Dunkelheit des Rauchs zu entkommen, seine Rotationsgeschwindigkeit um ein gutes Drittel verringert hatte.
    Pallis rannte zum Stamm, um ein Stück Kabel abzuwickeln. Er brach mit Nacken und Schultern durch die Blätter und begann mit seiner Arbeit; Rees sah, wie geschickt er mit dem Kabel zurechtkam, ohne daß es sich in anderen Bäumen verfing.
    Schließlich glitt der Baum durch die äußere Schicht des Waldes. Rees blickte auf die Bäume, an denen sie vorbeikamen; sie alle drehten sich langsam und wehrten sich gravitätisch gegen ihre Fesselung; hier und da machte er Männer und Frauen aus, die durchs Laub krochen; sie winkten Pallis zu und riefen ihm aus der Ferne etwas zu.
    Als der Baum die Dunkelheit des Waldes erreichte, fühlte Rees die Unsicherheit des Baumes. Während dieser Baum versuchte, die über ihm spielenden unregelmäßigen Lichtkegel einzuschätzen, bewegten sich seine Blätter ungerichtet. Schließlich kam der Baum langsam zu einer definitiven Entscheidung, und seine Drehung wurde schneller; mit einem leichten Rucken bewegte er sich einige Meter nach oben…
    …und kam abrupt zum Stillstand. Das an seinem Stamm befestigte Kabel war jetzt straff gespannt; es zitterte und bog sich in der Luft, als es an dem Baum zerrte. Rees verfolgte den Verlauf des Kabels; wie er erwartet hatte, hatte sein anderes Ende das Deck des Floßes erreicht, und zwei Männer befestigten es an einer der hüfthohen Pyramiden.
    Er kniete nieder und berührte das vertraute Holz. Der Saft strömte durch den regelmäßig geformten Ast, daß dessen Oberfläche erschauerte wie Haut; Rees konnte die Erregung des Baumes fühlen, als er sich aus der Falle zu befreien versuchte, und verspürte eine merkwürdige Sympathie in sich.
    Pallis überprüfte das Kabel ein letztes Mal und umkreiste dann entschlossenen Schrittes die hölzerne Plattform, um nachzusehen, ob alle Feuerkessel gelöscht waren. Schließlich kehrte er zum Stamm zurück und zog aus einer Mulde im Holz einen Stapel Papier. Er bückte sich, schlüpfte mit einem leisen Rascheln durch das Laub – um dann den Kopf zu drehen und ihn wieder aus den Blättern herauszustrecken. Er sah sich um, bis er Rees erblickte. »Willst du nicht mitkommen, Junge? Weißt du, hier lohnt es sich nicht zu bleiben. Dieses alte Schätzchen hat für ein paar Schichten Pause.

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