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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Versorgungsmaschine geschmissen. Zu mehr taugt ihr Minenratten ja eh nicht…«
    Rees fühlte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten; seine Muskeln schwollen fast schmerzhaft an.
    »Du bist immer noch das gleiche Miststück, Gover, was?« fauchte Jaen. »Durch den Rausschmiß aus dem Wissenschaftsbereich hat sich dein Charakter also nicht gebessert.«
    Gover fletschte seine gelben Zähne. »Ich bin freiwillig gegangen. Ich möchte mein Leben nicht mit diesen nichtsnutzigen alten Pennern verbringen. Im Infrastrukturbereich leiste ich wenigstens wirkliche Arbeit. Eigne mir richtige Fähigkeiten an.«
    Jaen stemmte die Hände in die Hüften. »Gover, wenn es die Wissenschaftler nicht gäbe, wäre das Floß schon vor Generationen zerstört worden.«
    Er rümpfte die Nase und schaute gelangweilt drein. »Du glaubst also noch immer daran.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Das war sie vielleicht mal. Aber jetzt? Warum haben sie uns nicht schon unter diesem Ding da am Himmel wegbewegt?«
    Jaen holte wütend Luft… und zögerte dann, weil sie keine einfache Antwort wußte.
    Gover schien an seinem kleinen Sieg nicht interessiert zu sein. »Ist ja auch egal. Denk, was du willst. Schon bald wird man auf die Leute hören, die dieses Floß wirklich am Fliegen halten – die Infrastrukturspezialisten, die Waldläufer, die Zimmerleute und die Metallarbeiter. Und das wird für all die Schmarotzer der Anfang eines tiefen Falls sein.«
    Jaen runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    Aber Gover hatte sich schon zynisch lächelnd abgewandt; und ein Mann hinter ihnen schimpfte: »Kommt, macht schon, ihr zwei.«
    Mit Proviantpaketen beladen kehrten sie zum Bus zurück. »Was, wenn er recht hat, Jaen?« fragte Rees. »Was, wenn die Wissenschaftler, die Offiziere – wenn sie nicht mehr weiterarbeiten dürfen?«
    Es schauerte Jaen. »Das wäre das Ende des Floßes. Aber ich kenne Gover; er macht sich nur wichtig, damit wir glauben sollen, daß er über seine Versetzung in den Infrastrukturbereich glücklich ist. Er war schon immer so.«
    Rees runzelte die Stirn. Kann sein, dachte er.
    Aber Govers Stimme hatte sehr sicher geklungen.

    Ein paar Schichten später bestellte Hollerbach Rees zu sich.
    Vor dem Büro des Chefwissenschaftlers blieb Rees stehen und atmete tief durch. Er fühlte sich, als hätte man ihn auf den Rand des Floßes gesetzt; die nächsten Augenblicke konnten für den Rest seines Lebens entscheidend sein.
    Er straffte seine Haltung und betrat das Büro.
    Hollerbach saß an seinem Schreibtisch und beugte sich im Schein einer Lampe über irgendwelchen Papierkram. Bei Rees’ Eintreten blickte er finster auf. »He? Wer ist das? Ach ja, der Junge aus dem Bergwerk. Komm nur herein.« Er bedeutete Rees mit einem Wink, sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen; dann ließ er sich in seinen Lehnstuhl zurücksinken und verschränkte seine knochigen Arme hinter dem Kopf. Das Licht über dem Tisch ließ die Ringe unter seinen Augen enorm tief erscheinen.
    »Sie haben mich rufen lassen«, sagte Rees.
    »Hab’ ich das?« Hollerbach sah Rees offen an. »Also; wie ich höre, hast du dich hier nützlich gemacht. Du arbeitest hart, und das haben wir hier selten genug… Also vielen Dank für das, was du getan hast. Aber«, fuhr er sanft fort, »ein Proviantbaum ist beladen worden und bereit für die Abreise zum Gürtel. Nächste Schicht. Ich muß jetzt entscheiden, ob wir dich mit diesem Baum zurückschicken oder nicht.«
    Rees durchfuhr es siedendheiß; vielleicht hatte er doch noch eine Chance, sich einen Platz auf dem Floß zu verdienen. Er rechnete mit einer Art Test und rief sich hastig die erworbenen Wissensfragmente in Erinnerung.
    Hollerbach erhob sich aus dem Stuhl und begann, im Raum umherzugehen. »Du weißt, daß wir bereits überbevölkert sind«, dozierte er. »Und wir haben… Probleme mit den Versorgungsmaschinen, so daß eine Entspannung der Situation nicht zu erwarten ist. Andererseits habe ich dadurch, daß ich dieses nutzlose Stück von Gover rausgeschmissen habe, einen Platz in den Labors freibekommen. Aber solange ich nicht einen wirklich stichhaltigen Grund dafür habe, kann ich es nicht vertreten, dich hierzubehalten.«
    Rees wartete.
    Hollerbach runzelte die Stirn. »Du machst dir Gedanken, Junge, nicht wahr? Sehr gut… Wenn du mir jetzt eine Frage stellen solltest, bevor man dich von hier wegbringt – und ich würde dir garantieren, sie so erschöpfend wie möglich zu beantworten – welche Frage

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