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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bäume und riesige, verschwommene Wale, alles völlig verschieden von dem, was sie bisher gesehen hatten…
    »Die Boneys alleine wissen, wie die Schiffsbesatzung diese ersten Schichten überlebte. Aber sie überlebte jedenfalls; sie zähmten Bäume und hielten sich von der Schwerkraftfalle des Kerns fern; und mit der Zeit begannen die Menschen den Nebel zu bevölkern, bis zu den Behausungen des Gürtels und darüber hinaus…«
    »Was?« Rees war aus seinem Tagtraum in die Wirklichkeit zurückgekehrt. »Ich dachte, Sie beschreiben, wie die Besatzung des Floßes hierherkam… Ich habe immer angenommen, daß die Bevölkerung des Gürtels und anderer Regionen…«
    »Woanders her kam?« Hollerbach lächelte müde. »Für uns, die wir hier auf dem Floß ein vergleichsweise angenehmes Leben führen, ist es bequem, das zu glauben; die Wahrheit aber ist, daß alle im Nebel lebenden Menschen von diesem Schiff abstammen. Ja, sogar die Boneys. Und dieser Mythos von verschiedenen Ursprüngen ist es wahrscheinlich, der unsere Spezies zerstört. Wir müssen uns vermischen, unseren Genbestand erweitern…«
    Rees dachte darüber nach. Rückblickend erkannte er, daß es so viele Ähnlichkeiten zwischen dem Leben auf dem Floß und dem auf dem Gürtel gab. Aber bei dem Gedanken an die offenkundigen Unterschiede, an die unbarmherzige Härte des Lebens auf dem Gürtel brach bei ihm die kalte Wut aus.
    Warum hatte der Gürtel zum Beispiel keine eigene Versorgungsmaschine? Wenn sie einen gemeinsamen Ursprung hatten, dann waren die Bergleute dazu genauso berechtigt wie die Floßbewohner…
    Er würde später Zeit haben, darüber nachzudenken. Fürs erste konzentrierte er sich darauf, Hollerbach zuzuhören. »…Ich will also ganz offen zu dir sein, junger Mann. Wir wissen, daß die Substanz des Nebels so gut wie aufgezehrt ist. Und wenn wir nichts dagegen tun, dann werden wir auch untergehen.«
    »Was wird geschehen? Wird sich die Qualität der Luft so verschlechtern, daß man sie nicht mehr atmen kann?«
    Hollerbach stellte das Orbitalmodell vorsichtig auf das Regal zurück. »Wahrscheinlich. Aber schon lange vorher werden die Sterne erlöschen. Es wird kalt und dunkel werden… und die Bäume werden ihren Dienst versagen.
    Wir werden nichts mehr haben, was uns im Gleichgewicht hält und schließlich in den Kern stürzen. Das wird eine ganz schöne Höllenfahrt werden…
    Rees, wenn wir diese Reise nicht antreten wollen, brauchen wir Wissenschaftler. Junge Wissenschaftler; Leute mit Phantasie, die einen Ausweg aus der Falle finden, in die der Nebel sich verwandelt. Rees, der Erfolg eines Wissenschaftlers besteht nicht in seinem Wissen, sondern in seinen Fragen. Ich glaube, daß du dieses Talent besitzt. Vielleicht…«
    Rees spürte die Wärme, mit der sich seine Wangen röteten. »Wollen Sie damit sagen, daß ich bleiben darf?«
    Hollerbach schniefte. »Es ist nach wie vor auf Probe, denk daran; so lange, wie ich es für nötig halte. Und wir werden dir eine gründliche Ausbildung geben müssen. Tritt Grye ein bißchen mehr auf die Füße, ja?« Der alte Wissenschaftler schlurfte zurück zu seinem Schreibtisch und ließ sich in den Sessel sinken. Dann nahm er seine Brille aus einer der Taschen seines Anzugs, setzte sie auf und beugte sich wieder über seine Papiere. Er blickte zu Rees auf. »Ist noch was?«
    Rees grinste unwillkürlich. »Darf ich Sie noch etwas fragen?«
    Hollerbach runzelte etwas verstimmt die Stirn. »Nun, wenn es sein muß…«
    »Erzählen Sie mir noch etwas von den Sternen. Von denen auf der anderen Seite von Bolder’s Ring. Haben sie wirklich einen Durchmesser von einer Million Meilen?«
    Hollerbach versuchte weiter, ein verärgertes Gesicht aufzusetzen; aber er konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrücken. »Ja. Einige sind sogar noch viel größer. Sie stehen weit entfernt voneinander in einem fast leeren Himmel. Und sie haben ein langes Leben, nicht nur einige tausend Schichten wie diese kläglichen Exemplare hier, sondern Abermilliarden von Schichten.«
    Rees versuchte, sich eine solche Herrlichkeit vorzustellen. »Aber… wie ist das möglich?«
    Hollerbach begann mit seiner Erzählung.

5

    NACH REES’ GESPRÄCH MIT HOLLERBACH nahm Grye ihn mit zu einer Schlafbaracke. Das lange, flache Gebäude bot Platz für etwa fünfzig Menschen, und der plötzlich von Unsicherheit ergriffene Rees folgte dem schrulligen Wissenschaftler durch einen Korridor zwischen zwei Reihen von einfachen Pritschen. Neben jeder

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