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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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exponentiell an. Je massiver der Ring, je tiefer die Gravitationsquelle wird, desto höher ist die Geschwindigkeit der nachströmenden Materie, die dann auch noch die Bautrupps versorgt.«
    »Aber wozu? Welchen Sinn sollte das haben?«
    »Wir nehmen an, daß die Xeelee eine Kerr-metrische Region errichten wollen«, erläuterte das Qax.
    »Eine was?«
    Die Kerr-Metrik war eine von den Menschen konzipierte Beschreibung einer Speziallösung der Einstein’schen Gleichungen zur Allgemeinen Relativitätstheorie. Wenn die Raumzeit durch einen hinreichend massiven, rotierenden Toroiden verzerrt wurde, konnte man sie… öffnen.
    »Wie ein Wurmloch?« fragte Parz.
    »Ja. Aber das Kerr-metrische Interface verbindet keine zwei Punkte in der gleichen Raumzeit, Parz. Es ist eine Schleuse zwischen den Raumzeiten selbst.«
    Parz hatte Mühe, das nachzuvollziehen. »Du sagst also, daß diese – ›Kerr-metrische Region‹ – ein Korridor – einen Weg aus unserem Universum darstellt?«
    »Ja, in etwa ist das richtig. Die Xeelee wollen einen Ausgang aus diesem Universum schaffen.«
    »Und dazu sind sie bereit, einen Raumsektor mit einem Durchmesser von Hunderten von Milliarden Lichtjahren zu verwüsten…«
    Plötzlich war Parz wieder blind. In hektischer Panik gab er Befehle; diesmal jedoch klärte sich die Sicht nicht wieder. In der Dunkelheit, in die er getaucht war, sah er noch weniger als mit geschlossenen Augen… es war, erkannte er mit erschreckender Klarheit, die Dunkelheit des Nichts, der Leere. »Qax.« Seine Stimme klang gedämpft; es schien, als ob sein ganzes Wahrnehmungsinstrumentarium ausfallen würde. »Was geschieht mit mir?«
    Die Stimme des Qax drang an sein Ohr, entfernt, aber deutlich. »Das ist eine Kausalitätenverzerrung, Parz. Die Belastung der Kausalketten und der Quantenwellen-Funktionen, in die du eingebettet bist. Kausalitätenverzerrungen verursachen Wahrnehmungsstörungen…«
    Jasoft spürte, wie die Sinne ihren Dienst einstellten und schwanden; sein Geist schien sich vom Körper zu lösen, ein isoliertes Bewußtsein im unendlichen Universum.
    Das Qax setzte seine Rede fort. Seine Stimme erreichte Parz wie eine entfernte Trompete. »Jasoft Parz. Für mich und für jedes fühlende Wesen ist es genauso schwierig wie für dich… sogar für den Spline. Aber es wird vorübergehen. Laß nicht zu, daß dein Verstand dadurch beeinträchtigt wird. Konzentriere dich auf das, was ich dir sage.
    Jim Bolder entkam den Ingenieuren der Xeelee in seinem gestohlenen Boot. Er kehrte in das Heimatsystem der Qax zurück, zum Ausgangspunkt seiner Reise. Jasoft, die Qax sind ein Volk von Händlern. Bolder war mit einem Schatz zurückgekommen, der nicht in Gold aufgewogen werden konnte: mit Daten über das größte Artefakt der Xeelee. Es wird dich daher kaum überraschen, daß die Qax sich entschieden, die Daten… äh… an sich zu nehmen.«
    »Aber Bolder hat uns ausgetrickst.«
    Jetzt war ein Schimmer um Parz, ein gespenstischer Schein, der Wellenschlag warf Reflexe wie ein Meer im Mondlicht.
    »Die Details sind nie geklärt worden. Bolder hätte eigentlich aus dem Hyperraum in einem Sektor auftauchen sollen, der von Spline-Kampfraumern umstellt war, die alle mit der auf Gravitationswellen basierenden Sternenhammer-Waffentechnik bestückt waren… dort erschien er aber nicht. Bolder überlebte und entkam.
    Wir feuerten mit Sternenhämmern ins Blaue, um ihn vielleicht so zu erwischen. In der Konfusion und Panik bestrichen sie die Sonne der Qax. Das reichte, um die Sonne instabil – und schließlich zur Nova werden zu lassen.
    Die Qax mußten fliehen. Dutzende Individuen kamen bei dem Exodus ums Leben. Damit war unsere Machtbasis zerstört, und die Besatzung der Erde wurde aufgegeben…«
    Jasoft Parz, verwirrt und desorientiert wie er war, kam nicht umhin, diesen Bericht mit größtem Vergnügen zur Kenntnis zu nehmen.
    Graues Licht, amorph und ohne Struktur, breitete sich um ihn herum aus… Nein, nicht um ihn herum, korrigierte er sich; er war selbst eine Komponente dieses Lichts: es schien, als ob dies das graue Leuchten unterhalb der Realität war, das Licht, vor dem alle Phänomene nur Schatten sind. Seine Panik legte sich und wich einer ruhigen Kraft; er fühlte sich, als ob er Lichtjahre groß und doch nicht größer als ein Atom wäre, eine Million Jahre alt und doch so jung wie ein Neugeborenes, das seinen ersten Atemzug noch nicht getan hatte.
    »Qax. Was, zum Teufel, geht hier

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