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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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lächelte verträumt. »Nur das, was mir der Gouverneur der besetzten Erde erzählt hat… Der zweite Gouverneur, um genau zu sein. Nur das, was mir das Qax über die Zukunft gesagt hat, als es davon überzeugt war, daß ich sterben würde, ohne noch einmal einen anderen Menschen gesehen zu haben.«
    Poole spürte, wie das Blut in der Halsschlagader pulsierte. »Jasoft, zum erstenmal bin ich froh, daß ich Sie aus diesem lächerlichen Augapfel gerettet habe.«
    Parz wandte sich ab. Halb schwimmend gelangte er zu einem Abschnitt an der Wand der Magenkammer, ein Stück entfernt von der durch das Eindringen der Crab verwüsteten Zone. Er hielt neben einem Metallcontainer an, einer sarggroßen Kiste, die durch ein Netzwerk aus Metallsträngen an der fleischigen Wand befestigt war.
    »Was ist das?« fragte Poole. »Haben Sie etwas gefunden?« Unbeholfen arbeitete er sich durch den leeren Raum zu Parz vor.
    Die beiden bückten sich über die Kiste, die Kugellampe dicht über sich; der kleine Lichtkegel, in den sie getaucht waren, wirkte seltsam heimelig. Mit geschickten und routinierten Bewegungen bearbeitete Parz die Kiste und fuhr mit dem Finger über Sensorbildschirme, die sich Pooles Erkenntnis zufolge weigerten, ihren Dienst aufzunehmen. Poole konnte sein Gesicht gut erkennen, aber der Ausdruck war neutral. Unlesbar.
    »›Sieh mein Werk an, Allmächtiger, und verzweifle‹«, sagte Parz.
    »Was?«
    »Dies ist ein Qax.« Er patschte mit einer behandschuhten Hand auf die Kiste. »Der Gouverneur der Erde. Tot, harmlos…«
    »Wie?«
    »Die Qax zogen es vor, ihre Spline-Schiffe durch direkte Gedankenkontrolle zu steuern, wobei ihr eigenes Bewußtsein parallel zu der Wahrnehmung des Spline operierte.«
    Poole runzelte die Stirn. »Kann nicht sehr angenehm für die Spline gewesen sein.«
    »Die Spline hatten keine andere Wahl«, entgegnete Parz. »Es ist eine effiziente Methode. Aber sie hat auch ihre Risiken.
    Als durch die Kollision mit Ihrem Schiff die höheren Funktionen des Spline außer Kraft gesetzt wurden, hätte das Qax vielleicht noch abschalten können. Aber das tat es nicht. Bis zum bitteren Ende getrieben von Haß – und vielleicht auch von Hybris – blieb es mit dem Sensorium des Spline verbunden. Und als das Schiff starb, starb das Qax mit ihm.«
    Poole befingerte nachdenklich das Metallgewebe. »Ich frage mich, ob der Spline irgendwie geborgen werden könnte. Schließlich stecken allein im Hyperantrieb Jahrhunderte an Forschung. Vielleicht könnten wir die Künstliche Intelligenz der Crab mit den Restfunktionen des Spline verknüpfen.«
    Parz runzelte die Stirn. »Doch wenn die Methode des Qax irgendeine Relevanz besitzt, braucht man ein Wesen mit entwickeltem Bewußtsein als Schnittstelle, eines, das sich in die Reste der… äh… Identität des Spline einfühlen kann. Einfühlsam. Verstehen Sie?«
    Poole nickte lächelnd. »Ich glaube schon. Und ich kenne auch die bewußte Entität, die das versuchen kann.«
    Parz schwieg für einen Moment. Seine behandschuhten Finger strichen fast zärtlich über die Oberfläche des Metallcontainers, und er schien sich in der dicken Luft der Innereien zu wiegen. Poole beugte sich weiter hinüber und versuchte, Parz’ Gesichtsausdruck zu deuten; aber das im Halbschatten liegende Gesicht, mit der durch die AS-Technologie gestrafften Maske des Alters, war so leer, wie es immer gewesen war. »Jasoft. Woran denken Sie?«
    Parz schaute zu ihm hoch. »Warum fragen Sie?« sagte er leicht überrascht. »Ich glaube, daß ich trauere.«
    »Trauern um ein Qax?« Eine Kreatur, dachte Parz, dessen Spießgesellen die Städte der Erde zu Glas eingeschmolzen hatten – die mit etwas mehr ›Glück‹ die Menschheit aus dem Sonnensystem ausradiert hätten, bevor die meisten Leute auch nur den Namen ihrer Henker erfahren hätten – und wer hatte Parz selbst in einen Quisling verwandelt, einen Mann, der nicht einmal mehr imstande war, sich seinem wahren Selbst zu stellen… »Jasoft, sind Sie verrückt?«
    Parz schüttelte langsam den Kopf; Falten des transparenten Schutzanzuges kräuselten sich um den Hals. »Poole, eines Tages werden Menschen die Zerstörung der Heimatwelt der Qax herbeiführen. Wir werden sie fast auslöschen.
    … Doch sie sind einzigartig. Es gibt nur – hat es immer gegeben – einige Hundert von ihnen. Und doch trägt jedes Qax den Keim der Unsterblichkeit in sich – das Potential, lange genug zu leben, um das Leuchten des Protonenzerfalls in Sternenleichen

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