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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Parz klammerte sich an einen Nervenstrang; die Augenhöhle rollte grotesk, als der Spline vor seiner Qual fliehen wollte. Parz schloß die Augen und versuchte, das Leiden des Spline zu fühlen – jeden Krampf, jedes zerplatzende Gefäß.
    Er war hierher gebracht worden, um Zeuge der Vernichtung der Erde zu sein. Jetzt war er entschlossen, Zeuge des Todes eines Qax zu werden, der im Bewußtsein des Spline integriert war; er versuchte, dessen Furcht angesichts der heraufziehenden Dunkelheit zu spüren, seine Frustration angesichts der eigenen Fehler und der dämmernden Erkenntnis, daß die Zukunft – die mit Jim Bolder und der Diaspora der Qax – nun doch eintreten würde.
    Versagen, und Tod.
    Jasoft Parz lächelte.

    Die Crab war schließlich zum Stillstand gekommen, wobei ihre Hecksektion in das zerrissene Herz des Spline eingedrungen war. Die Lebenskuppel, die auf dem zerknautschten Ausleger des Raumers saß, überragte in Michaels Augen den Kadaver des Spline wie eine Aussichtsplattform eine gespenstische Landschaft aus Blut und zerfetztem Fleisch.
    Er lag auf seiner Couch, und die Spannung fiel von ihm ab. Die neben ihm liegende Shira schien sogar zu schlafen.
    »Ich brauche eine Dusche«, sagte er.
    »Michael.« Harrys virtueller Kopf schwebte am Rand der Kuppel und schaute nach draußen. »Da ist irgend etwas.«
    Michael lachte. »Was, noch etwas anderes als der stinkende Kadaver eines ehemals lebenden Raumschiffs aus der Zukunft? Bereite mir eine Überraschung, Harry.«
    »Ich glaube, daß es ein Auge ist. Wirklich; ein großes, häßliches Auge mit einem Durchmesser von mehreren Metern. Es hat sich aus seiner Höhle gelöst; es hängt an einer Art Kabel… einem Sehnerv vielleicht.«
    »Nun?«
    »Nun, ich glaube, daß sich dort drin jemand befindet.« Harry grinste. »Ich glaube, daß er mich gesehen hat. Er winkt mir zu…«

12

    MICHAEL POOLE FOLGTE JASOFT PARZ, dem merkwürdigen Bürokraten aus der Zukunft, durch die Innereien des toten Spline.
    Sie bahnten sich einen Weg durch die schwerelose Dunkelheit, die nur von dem wandernden, begrenzten Glühen der Lichtkugel durchbrochen wurde, die Parz aus seiner bizarren Augenhöhlen-Kapsel mitgenommen hatte; das semi-sensitive Gerät folgte Parz wie ein Hund. Der Korridor, dem sie folgten, hatte einen kreisförmigen Querschnitt und war kaum mehr als mannshoch. Pooles Hände versanken in Wänden aus einer gräulichen, öligen Substanz, und er sah, daß sein Weg an dunklen, driftenden Ovalen vorbeiführte, die dreißig Zentimeter oder noch größer waren. Solange er ihnen aus dem Weg ging, waren diese Ovale harmlos; wenn er jedoch die krustige Schale eines von ihnen eindrückte, ergoß sich sofort eine viskose, körnige blutähnliche Flüssigkeit über seinen Anzug.
    »Jesus«, murmelte er. »Ist das aber eklig.«
    Parz ging einige Meter vor ihm. Er lachte. »Nein«, sagte er in seinem leichten und futuristisch akzentuierten Englisch. »Hier handelt es sich um Leben an Bord des besten interstellaren Raumschiffs, das den kommenden Generationen der Menschheit wahrscheinlich zur Verfügung stehen wird – sogar noch nach meiner Zeit.« Parz war ein dünner, lebhafter Mann von mittlerer Größe; das lichter werdende Haar war schneeweiß, das Gesicht düster, gesenkt und die Wangen waren eingefallen. Auf Michael wirkte er wie eine Karikatur eines alternden Bürokraten – eine Karikatur, die nur durch die lebendigen grünen Augen abgemildert wurde.
    Parz bewegte sich in seinem transparenten, hautengen Schutzanzug leichtfüßiger in der klaustrophobischen, klebrigen Umwelt als Poole in seinem unförmigen Raumanzug; doch Poole, der Parz wie einen Fisch durch das kloakenhafte Dunkel glitschen sah, genoß die kühle Trockenheit in seinem eigenen Anzug.
    Eine quadratmetergroße fleischige Klappe öffnete sich im Boden dieser Tunnelröhre. Poole sprang mit einem Schrei zurück; Parz blieb vor ihm stehen und drehte sich um. Faustgroße Kugeln aus Spline-Blut tauchten zitternd aus der Öffnung auf, klatschten pappig gegen Pooles Beine und setzten dann eine Antikörper-Drohne frei – einen von den kleinen Robotern, die den Kadaver dieses verdammten Schiffes zu verseuchen schienen. Bei diesem hier handelte es sich um einen etwa dreißig Zentimeter durchmessenden Ellipsoiden; wie ein Gummiball sprang er von Wand zu Wand. Dann verhielt die Drohne für einen Moment schwebend vor Poole; winzige rote Laserpunkte spielten über Pooles Schienbeine und Knie, und er verspannte sich

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