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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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in Erwartung eines durchdringenden Schmerzes. Aber die Laserpunkte ließen von ihm ab und wanderten wie winzige Suchscheinwerfer über Wände und Blutkugeln.
    Mit funkensprühenden Düsen jagte die Drohne den Tunnel hinunter und verschwand.
    Poole spürte, daß er zitterte.
    Parz lachte unmotiviert. »Sie sollten sich wegen der Drohnen keine Sorgen machen. Das war nur eine einfache Wartungseinheit…«
    »Mit Lasern.«
    »Sie hat sie nur zum Erfassen von Informationen eingesetzt, Mr. Poole.«
    »Und selbstverständlich können sie nicht zu aggressiveren Zwecken verwendet werden.«
    »Gegen uns? Die Drohnen dieses Spline sind hinreichend an Menschen gewöhnt, Mr. Poole. Sie hat vielleicht geglaubt, daß wir auch zu den Instandhaltungseinheiten gehören. Sie würden nicht im Traum daran denken, Menschen anzugreifen. Natürlich nur, solange sie keine gegenteiligen Anweisungen erhalten.«
    »Das richtet mich wirklich auf«, meinte Poole. »Was hatte sie überhaupt hier zu suchen? Sie haben doch gesagt, daß der verdammte Spline tot sei.«
    »Natürlich ist er tot«, bestätigte Parz mit einem Anflug vornehmer Ungeduld. »Aber was heißt schon ›tot‹ für ein Wesen mit solchen Dimensionen? Die Intrusion Ihres Schiffes mit GUT-Antrieb in das Herz des Spline hatte ausgereicht, die meisten seiner Befehlsstränge zu kappen und die höheren Funktionen zum größten Teil lahmzulegen. Als ob das Rückenmark eines Menschen durchtrennt worden wäre. Aber – ist er dann wirklich tot?« Parz zögerte. »Mr. Poole, stellen Sie sich vor, daß Sie einem Tyrannosaurus eine Kugel in den Kopf schießen. Danach wird er effektiv tot sein; das Gehirn ist zerstört. Aber wie lange werden die vegetativen Körperprozesse noch ablaufen, wobei Rückkoppelungsschleifen blindlings versuchen, eine Form der Homöostase zu rekonstruieren? Und die Antikörper-Drohnen sind praktisch autonom – einige sogar semisensitiv. Nach dem Ausfall des Spline-Bewußtseins werden sie ohne zentrale Steuerung operieren. Die meisten von ihnen werden schlicht aufgehört haben zu funktionieren. Aber die höher entwickelten unter ihnen – wie unser kleiner Besucher gerade eben – müssen nicht erst darauf warten, daß man ihnen sagt, was sie tun sollen; sie patrouillieren selbständig durch den Körper des Spline, suchen nach Restfunktionen und reparaturbedürftigen Sektionen. Das ist wohl alles ein bißchen anarchisch, aber es ist auch hocheffektiv. Flexibel, situativ angemessen, mobil, heuristisch, mit Intelligenz bis hinunter zur niedrigsten Ebene… ein wenig wie die ideale menschliche Gesellschaft, glaube ich; freie Individuen auf der Suche nach Wegen zur Förderung des Gemeinwohls.« Parz’ Lachen war etwas zu schrill, fast weibisch, dachte Poole. »Vielleicht sollten wir, als eine intelligente Spezies, die eine andere beurteilt, hoffen, daß die Drohnen Aufgaben finden, die ihrem Dasein einen Sinn geben, solange sie noch über Bewußtsein verfügen.«
    Poole runzelte die Stirn und musterte Parz’ rundes, ernstes Gesicht. Irgendwie stieß Jasoft Parz ihn ab, wie ein Insekt; sein Humor war zu trocken für Pooles Geschmack, und seine Weltsicht irgendwie zu pointiert, ironisch, abgehoben von den unmittelbaren, gewöhnlichen Aspekten menschlicher Wahrnehmung.
    Hier stand ein Mann, dachte Poole, der sich von seinen eigenen Emotionen distanziert hatte. Er war so fremd wie die Qax. Die Welt ist ein Spiel für ihn, ein abstraktes Puzzle, das es zusammenzufügen gilt – nein, nicht einmal das: die Welt ist etwas, das nostalgisch bewundert wird, wie jemand die überlieferten Züge einer antiken Schachpartie bestaunt.
    Ohne Zweifel war das für jemanden, der einen solchen Beruf wie Parz ausübte, eine effektive Überlebensstrategie gewesen. Poole spürte von Herzen kommendes Mitleid für den Mann aus der Zukunft.
    Parz, der vor Poole durch den Tunnel pirschte, setzte die Unterhaltung fort. »Ich bin noch nie zuvor an Bord eines toten Spline gewesen, Mr. Poole; ich vermute, daß es noch Tage dauern kann, bis die Körperfunktionen vollständig zum Erliegen kommen. Sie werden also für einige Zeit noch Lebenszeichen wahrnehmen.« Er schniefte. »Letztendlich wird der Spline natürlich nicht überleben können; wir werden ein Wettrennen zwischen Verfall und Vereisen miterleben…« Er zögerte. »Sind andere Schiffe in der Nähe, die uns aufnehmen könnten? Terranische Schiffe aus dieser Zeit, meine ich.«
    Poole lachte. »Sogar eine ganze Flotte, unter allen Flaggen des

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