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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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mitzuerleben.
    Poole, dies ist das zweite Qax, das ich habe sterben sehen.« Parz neigte den Kopf zu dem Metallbehälter hinunter und erweckte den Anschein, als ob er in Meditation versinken wollte. »Ja«, sagte er. »Ich trauere.«
    Poole blieb bei ihm in der Stille des toten Spline.

    Mit Jaar neben sich betrat Miriam Berg das verwüstete Herz von Stonehenge.
    Der Grund war aufgerissen und zu tiefen Furchen zerpflügt worden; Gras hing an den Erdbrocken wie Haar an Fleisch. Und die antiken Steine waren umhergeschleudert und durch Streifschüsse der Sternenhammer-Strahler zu Geröll zermahlen worden.
    Jaar berührte ihre Schulter und deutete in den Himmel, auf die Masse des Jupiter. »Sieh mal dort hinauf«, forderte er sie auf.
    Miriam folgte mit den Augen der Verlängerung seines Armes und mußte vor Anstrengung schielen. Da war ein Schatten: ein ungefähres Rechteck, das sich gegen das poppige Pink des Jupiter abhob und sich langsam drehte, während es sich vom Erd-Schiff entfernte. »Der letzte Stein von Stonehenge«, sagte sie.
    »Gut, wenigstens hat einer der Steine überlebt. Er wird jetzt vielleicht hunderttausend Jahre um den Jupiter kreisen.«
    Berg schüttelte den Kopf. »Verdammt. Ich sollte mich wirklich glücklicher fühlen. Wir haben die menschliche Rasse gerettet!… Aber zu welchem Preis.«
    Mit unbeholfener Zärtlichkeit neigte Jaar den Kopf zu ihr hinüber. »Miriam, ich glaube, daß die ursprünglichen Erbauer dieses alten Steinkreises – wenn sie sich das hätten vorstellen können – mit einem solchen Monument wie diesem im Orbit stehenden Menhir glücklich gewesen wären.«
    »Kann sein.« Miriam schaute sich auf dem um, was vom Erd-Schiff noch übriggeblieben war. Die aus Xeelee-Werkstoff bestehenden Baracken der Freunde waren wie Stoffzelte in einem Sturm plattgewalzt worden; sie konnte Freunde sehen, die traurig die Trümmer durchsuchten. Obwohl die primäre Lebenserhaltungs-Ausrüstung des Erd-Schiffes innerhalb der Singularitätenebenen-Kammer intakt geblieben war, wußte sie, daß die persönlichen Habseligkeiten der Freunde zum größten Teil hier oben dem Angriff zum Opfer gefallen waren: ihre Andenken an die Familien und Orte, die jetzt fünfzehn Jahrhunderte in der Zukunft verschollen waren – vieles, was das Alltagsleben lebenswert gemacht hatte, wenn das Schicksal des Universums einmal nicht auf der Tagesordnung stand. Berg erzitterte; Brust und Lungen – die nach dem Sprung bis an den Rand der Atmosphäre nicht richtig ausgeheilt waren – schmerzten dumpf, eine konstante Präsenz im Hintergrund. Und die Luft des Schiffes war jetzt merklich dünner. Die Reduzierung des Schwerefeldes des Erd-Schiffes, das von der verwüsteten Singularitätenebene generiert wurde, war deutlich zu spüren; an einigen Stellen war das Schiff praktisch nicht mehr zu bewohnen. Aktuellsten Schätzungen der Freunde zufolge waren ganze vierzig Prozent des Singularitätenbestandes verschossen worden oder verlorengegangen, als die Sternenhämmer des Spline die Defensiveinrichtungen des Schiffes wie durch Papier pieksende Finger ausgeschaltet hatten. Viele der Singularitäten, die abgefeuert worden waren, bevor Berg in der Kuppel eintraf, hatten ihr Hauptziel erreicht. Es hatte den Anschein, daß der Jupiter hinlänglich mit Singularitäten gespickt war, daß seine Implosion nur eine Frage der Zeit war. In einigen Jahrhunderten würde sich dort, wo jetzt noch der größte Planet des Sonnensystems stand, eine einzige, rotierende Singularität befinden. Aber diese Singularität würde dann nicht die richtige Größe oder den richtigen Spin haben oder sonst in irgendeiner Weise nicht den verdammten mysteriösen Erfolgskriterien entsprechen, welche die Freunde für sich definiert hatten. Und jetzt hatten sie nicht mehr genügend Singularitäten übrig, um ihren Job zu Ende zu bringen.
    »Also«, wandte sie sich an Jaar. »Was kommt als nächstes für die Freunde von Wigner?«
    Er lächelte sehnsüchtig und schwenkte den großen, zerbrechlich wirkenden Kopf, während er das ramponierte Erd-Schiff inspizierte. »Das Schiff ist zu schwer beschädigt worden, als daß es noch lange benutzt werden könnte…«
    »Entweicht die Atmosphäre?«
    Er sah sie an. »Ja, aber der Verlust des Hyperantriebs beim Einsturz der Werkstoff-Kuppel wiegt schwerer…« Er ballte die schmalen Hände zu Fäusten. »Und ohne den Hyperantrieb können wir keinen wirksamen Strahlungsschutzschirm aufbauen. Diese dürftige

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