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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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daß er zeitweise schon am Abdrehen war. Das hast du doch selbst gesehen, stimmt’s? Was glaubst du wohl, warum er buchstäblich ganze Jahrzehnte allein in diesem GUT-Schiff im Kometenhalo verbracht hat? Und du redest fast beiläufig davon, mehr als siebenmal so lange zu leben. Welches Vorhaben könnte einen so immensen Zeitrahmen ausfüllen? Es ist – jenseits der menschlichen…«
    Sie antwortete nicht, aber das nach innen gerichtete Lächeln war immer noch da; und obwohl Parz ihr an Jahren deutlich überlegen war, fühlte er sich, als ob er sich in eine schwache und vergängliche Eintagsfliege neben der von einer brennenden Mission beseelten Shira verwandelt hätte.

    Harry materialisierte auf der leeren Couch neben Michael. Die Abbildung war unscharf und verwackelt, die Bildpunkte körnig und von unregelmäßiger Größe – offensichtlich stand Harry nicht mehr die gleiche Auflösungskapazität wie früher zur Verfügung – aber es bestand zumindest noch eine Illusion von Körperlichkeit, einer anderen Präsenz in der Lebenskuppel, und Michael war schon dafür dankbar genug.
    Michael lag mit dem Rücken auf seiner Couch und versuchte einen Zustand innerer und äußerer Entspannung herbeizuführen, aber diese Bemühungen wurden durch Verspannungsknoten in Stirn, Hals und oberem Rücken zunichte gemacht. Er beobachtete, wie das Interface-Portal sich über seinem Kopf wie eine Blüte entfaltete. Es füllte die Kuppel jetzt zum größten Teil aus. Das Spline-Kampfschiff mit der darin vergrabenen Crab bewegte sich auf einer Flugbahn, die tangential am Jupiter vorbeiführte, und aus Michaels Position hing das Portal nun vor dem Hintergrund des samtenen Weltalls und ferner, bewohnter Sterne. Die klare, blauviolette Geometrie des Portals – und der schimmernde Goldeffekt der Pyramidenstruktur, die schattigen Reflexionen anderer Zeiten und Räume – waren wirklich schön.
    »Ich nehme an, daß du weißt, was du tust?« sagte Harry mit kratziger Stimme.
    Michael konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Diese Frage kommt jetzt etwas zu spät.«
    Harry räusperte sich. »Ich meine, diese ganze Luftnummer ist doch bloß improvisiert worden. Es würde mich nur interessieren, ob du irgendwelche klareren Vorstellungen von deinen Zielen hattest, als du einem Spline-Kriegsschiff aus der Zukunft einen Brocken Kometeneis in den Schlund gerammt hast.«
    »Es hat doch geklappt, oder?«
    »Ja, durch reines Glück. Nur weil der Spline durch den Kausalitätenstreß noch nicht ganz bei der Sache war und der arme alte Jasoft am Nervensystem des Spline herumgezündelt hat.«
    Michael lächelte. »Es war kein Glück. Eigentlich nicht. Was den Qax im Endeffekt ihre Niederlage beigebracht hat, war ihre verdammte Selbstgefälligkeit. Jasoft war ein Schlupfloch, eine Schwäche, die sie aus der Zukunft mitgebracht hatten. Wenn Jasoft Parz nicht gewesen wäre, hätten sie eine andere Störstelle zurückgelassen, eine weitere Achillesferse, an der wir hätten ansetzen können. Sie waren sich so sicher, uns ohne jede Mühe im Sonnensystem ausradieren zu können, so sicher, daß es nichts gab, was wir ihnen hätten entgegensetzen können…«
    »Schon gut, schon gut.« Harry warf seine Geisterhände in die Luft. »Komm schon, Michael. Wie wollen wir das Wurmloch zerstören?«
    »Weiß ich nicht genau.«
    »Entzückend.« Harrys Gesicht verschwamm für einen Moment, und Michael stellte sich vor, daß die Projektion jetzt noch weniger Videospeicher zur Verfügung hatte. Jetzt verschlechterte sich die Darstellung weiter, bis die Illusion einer gegenständlichen Präsenz im Sessel neben Michael fast erlosch.
    »Gibt es ein Problem, Harry? Ich dachte, daß bis zum Einflug in das Interface alles routinemäßig ablaufen würde.«
    Harrys Stimme drang durch einen Schleier von statischem Rauschen zu ihm durch. »Es sind diese Drohnen«, erklärte er. »Sie sind einfach zu verdammt clever.«
    »Ich dachte, daß du sie unter Kontrolle hättest. Du hast sie doch so programmiert, daß sie die Augenkammer mit Shira und Parz abgestoßen und den Nervenstrang durchtrennt haben…«
    »Schon, aber ich habe keine Erfahrung im Umgang mit ihnen. Bedenke, daß sie nicht einfach nur ferngesteuert sind; sie verfügen über eine beträchtliche Eigenintelligenz. Es ist wie… – ich weiß nicht – als ob man versuchte, einige tausend eigensinnige Zehnjährige einen Job erledigen zu lassen. Michael, eine Abteilung von ihnen ist durchgedreht. Sie haben sich zu einer

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